Demonstrierte Frauensolidarität: Marianne Bauer, Martha Stocker, Astrid Pichler und Maria Koch.

Dr Martha zualousn

Publiziert in 23 / 2011 - Erschienen am 16. Juni 2011
Naturns - Martha Stocker war kürzlich zu Gast beim ­Naturnser Frauenstammtisch. „Werte im Alltag – Werte in der Politik“ war das Thema, zu dem Regional­assessorin Martha Stocker referierte. Eingeladen hatte der SVP-Ortsfrauenausschuss von Naturns, begrüßt hat die immer noch unverschämt jung ge­bliebene Gemeindereferentin und Ortsfrauenausschussvorsitzende Marianne Bauer. Martha Stocker, die sich nach ihrem lebensgefährlichen Abenteuer am Jakobsweg in Spanien so rasch erholt hat, dass man meinen könnte, es war nichts gewesen, hat das Rauchen aufgegeben und das Kaffee Trinken, etwas, was sie vorher nie geglaubt hätte, dass es gelingen könnte. In ihren Darlegungen wollte sie immer von jenen persönlichen Erlebnissen ausgehen, von denen sie etwas gelernt hat. Sie ließ sich dann aber doch, als Lehrerin vorwiegend zu einem philo­sophischen Überflieger hinreißen in der Darlegung ihrer Gedanken, beginnend bei Papst Leo XIII., über das Vatikanische Konzil bis zur ihrem politischen Übervater Silvius Magnago. Vorerst beklagte sie den Werteverlust in Gesellschaft, Familie, Religion und Staat, wo es keine unangefochtenen Autoritäten mehr gebe. Folglich verlören wir das Gefühl von Sicherheit, Zufriedenheit, Beheimatet sein und Überschaubarkeit: „Noch nie hatten die Menschen so viel Angst wie heute und noch nie hatten wir so viel Grund dazu: wir sind verliebt und wir sind treulos, wir haben Geld und wir sind habgierig, wir reden von Sicherheit und bauen Atom­bomben, wir sind vernünftig und führen Krieg, wir sind Demokraten und wollen starke Männer und Entscheidungen, wir wollen nicht zu starke religiöse Bindungen, bemühen aber das Kreuz als Waffe“, umschrieb Martha Stocker die ­paradoxe Situation des Menschen von heute. Da würden nur das Ernstnehmen der eigenen Verantwortung und ein entsprechendes eigenes Handeln helfen. Bibelzitate kamen ebenso vor wie Volksweisheiten aus dem Pustertal: „Mitnemm konnsch eh nichts“. Getreu dem Vorbild Magnagos forderte sie in allem die Beachtung des Gemeinwohls und gelebte Solidarität, im Alltag und in der Politik, Gerechtigkeit bei der Verteilung der Güter und bei den Möglichkeiten zur Mitbestimmung. Allerdings, zitierte Martha Stocker den indischen Politiker und Staatsgründer Mahatma Gandhi: „Der Geist der Demokratie kann nicht von außen aufgepfropft werden, er muss von innen heraus kommen.“ Als Beispiel für die richtige Werthaltung stellte Martha Stocker die Eltern und den Silvius Magnago hin, als schlechtes Vorbild könnte Silvio Berlusconi dienen. Schlussendlich blieb auch ­Martha Stocker nur der Hinweis auf das Gottvertrauen, da letztlich doch alles bei ihm liege. Schließlich musste auch noch Jesus selbst herhalten, als der erste neue Mann. Die Mutter Jesu, Maria, fand bei den Beispielen keine Erwähnung, was mich in einer Frauenrunde doch etwas verwunderte. Aber, so Marianne Bauer, „die Martha Stocker wirkt deshalb, weil sie eine ­authentische Frau ist“. Und das wird es wohl gewesen sein, dass man es ihr abgenommen hat, dass sie einen Mann als Vorbild für die Frauen hingestellt hat, es musste allerdings der Sohn Gottes sein. In der nachfolgenden Diskussion ging es dann doch auch ein bisschen konkreter zu. Martha Stocker äußerte ihre Abscheu vor den Blockheizkraftwerken, die mit Palmöl oder anderen Produkten, die eigentlich Lebensmittel sind wie beispielsweise der Mais, betrieben werden. In Hinblick auf die Einwandererfrage meinte sie, „dass wir uns nicht von den Einwanderern ausnehmen lassen müssen, aber ein unverkrampfteres Verhältnis zu diesen Menschen wäre schon wünschenswert.“ Ein bisschen Kritik kam auch an den eigenen politischen Kolleginnen und Kollegen durch: Die Aktion „Mammi“, für die sich die SVP-Frauenbewegung so stark ein­gesetzt hat, versumpfe in den Kommissionen und sie habe ­keine Hoffnung, dass sich in der Regierung Berlusconi diesbezüglich noch etwas bewegen wird. Es mangle bei den Poli­tikern auch an Respekt gegenüber der Demokratie, da es beispielsweise nicht angehe, dass man Volksbefragungen mache und dann das Gegenteil davon umsetze, siehe: Rodelbahn Meransen, Berzoo Tiesens, Umlaufbahn Ulten. Es fehlen die Leute mit Profil, Ecken und Kanten, es sei politisch halt alles ein bisschen stark abgeschmirgelt. Dann müsste die SVP halt auch solche Leute aufstellen, damit man sie überhaupt wählen könne, warf die neue SVP-Bezirksfrauenvorsitzende Astrid Pichler ein. Aber, so ­Marianne Bauer zum Abschluss, das Volk habe immer die Politiker, die es verdiene.
Friedrich Haring
Friedrich Haring

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