Draht und Seil
Publiziert in 13 / 2011 - Erschienen am 6. April 2011
Dem Buch ist die Hingabe seines Autors, dem Heimatpfleger Adolf Fliri, anzusehen. Akribisch hat der vom Naturnser Sonnenberg Stammende alles, was es zum Thema Transportmittel am Berg zu finden gibt, in jahrelanger Kleinarbeit zusammengetragen, Bilder und Skizzen erstellt, Zeitzeugen befragt.
Dem Naturnser Sonnenberg wurde vor 30 Jahren von den Geologen bescheinigt, über Zufahrtswege nicht erschließbar zu sein. Also mussten sich die Bauern selbst helfen. Gleich ob Drahtdroht, Feldseilbahn, Materialseilbahn oder Kabinenbahn, für den findigen Bauer am Berg bedeutete die Bahn in jedem Falle eine Arbeitsentlastung, gleich ob Milch, Futter, Holz, Baumaterial oder Vieh und Mensch transportiert wurden. Nur die Toten, die brachte man weiter zu Fuß ins Tal.
Zahlreiche Anlagen blieben trotz der neu gebauten Hofzufahrten in Betrieb, auch um die immer größere Zahl von Touristen schnell auf den Berg zu hieven. Die Errichtung des Meraner Höhenweges 1985 trug das seine dazu bei.
Mit dem tragischen Unglück am Partschinser Sonnenberg im Herbst 1999 standen die „illegalen“ Personentransporte dann aber vor ihrem Aus. Der Unterstell-Bauer Konrad Götsch hatte den Mut, eine moderne Personenseilbahn projektieren zu lassen. 2004, nach zähen Verhandlungen mit den Tourismusbetreibern im Tal, der Gemeinde und der Landesregierung, konnte nach sechsmonatiger Bauzeit die neue Bahn ihren Betrieb aufnehmen. Mit der Texelbahn 2009 kann der Sonnenberg jetzt als touristisch „voll erschlossen“ gelten; und der Sonnenberg über Naturns und Partschins hat das ganze Jahr Saison.
Wegverlauf: Einen Klassiker zum Start in die diesjährige Wandersaison. Von der Texelbahn geht es über Hochforch (1 Std., 140 Hm) steil hinab zum Lahnbachgraben und weiter wieder bergauf zur Jausenstation Pirchhof (1 Std., 160 Hm). Nun verliert der Meraner Höhenweg seine Wildheit und führt an zahlreichen Buschenschänken vorbei und über eine Hängebrücke weiter zum Unterstellhof (1 Std. 100 Hm), wo die moderne Kabinenbahn den müden Wanderer nach Naturns hinuntergeleitet. Mit unverbrauchten Knien kann auch die Wanderung mit einem Abstieg – satte 750 Hm und 1 Stunde Gehzeit - durch Eichenwald und Sonnenberggras ausklingen. Alternative: Der Weg kann auch in umgekehrter Richtung begangen werden. Vorteil: es ist kühler, Nachteil: mehr Höhenmeter.
Ausgangspunkt: Bergstation Texelbahn, Gigglberg (1.540 m)
Anfahrt: in Rabland an der Ampel links ab und der Straße folgen.
Gehzeit (ohne Pausen): 3 Std., 8,5 km
Höhenunterschied: 390 Hm
Charakteristik: Wanderung auf dem Meraner Höhenweg, der Trittsicherheit verlangt.
Bahn: Die Kombikarte für Texel- und Unterstellbahn zu 12,30 Euro kann ab April gekauft werden.
Beste Jahreszeit: im Frühjahr und Herbst
Einkehrmöglichkeiten: Gastbetriebe am Sonnenberg
Kartenmaterial: Kompass Vinschgau 1:50.000, Tabacco Blatt 45 , www.trekking.suedtirol.info
Andrea Kuntner