„Du fütterst die Katze, ich kümmere mich um die Pflanzen“

Publiziert in 31 / 2009 - Erschienen am 9. September 2009
Laas – Ein informeller Kreis von Menschen, der sich die ­Unterstützung einer Person in gemeinsamer Verantwortung teilt. So lässt sich der Begriff Unterstützerkreis beschreiben. Über Zukunftsfeste in Unterstützerkreisen und über die Methode der bürgerzentrierten Planung ­sprechen am Freitag, 11. ­September 2009 mit Beginn um 19.30 Uhr Ines Boban und Andreas Hinz von der Martin‐Luther Universität Halle‐Wittenberg im Josefshaus in Laas. Zum Vortrags- und Diskus­sionsabend lädt die Integrierte Volkshochschule Vinschgau ein. Die IVHS ist ein Projekt der Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung. Sie verfolgt das Ziel, Menschen mit Behinderung im Vinschgau den Zugang zum Bereich der Fort- und Weiterbildung zu ermöglichen. „Der Vinschger“ hat im Vorfeld des Vortrages mit Ines Boban gesprochen. „Der Vinschger“: Was ist ein Unterstützerkreis? Ines Boban: Ein Unter­stützerkreis ist eine Gruppe von Personen, die sich zusammensetzen, um einer bestimmten Person zu helfen. Einem Unterstützerkreis gehören in der Regel Menschen aus dem fami­liären und dem weiteren sozialen Umfeld der Hauptperson an, aber auch Professionelle können sich beteiligen. Wer ist die Hauptperson? Ines Boban: Die Hauptperson kann sowohl ein Mensch mit Behinderung sein, eine Person mit Altersschwächen, ein Kind mit Down-Syndrom, ein Jugendlicher, der ratlos ist, eine junge Frau, die schwanger wird und damit nicht zurecht kommt, ein Mann, der sich nach einer gescheiterten Beziehung keinen Rat mehr weiß. Im Prinzip kann jeder Mensch die Hauptperson sein. Wie sieht die Arbeit eines ­Unterstützerkreises ganz konkret aus? Ines Boban: Zunächst wird – zumeist auf Einladung der Hauptperson – ein Treffen in ruhiger und gemütlicher ­Atmosphäre organisiert. Alle, die zum Kreis gehören, übernehmen Verantwortung: du fütterst die Katze, ich kümmere mich um die Pflanzen, er begleitet die Hauptperson beim Einkaufen. Es gibt immer eine Vielzahl von Aufgaben. Wenn diese auf mehrere Schultern verteilt werden, wirkt das auf die Hauptperson sehr entlastend. Was meinen Sie mit Zukunftsfest? Ines Boban: Der Begriff Zukunftsfest klingt positiver und unbürokratischer als Zukunftsplanung. Außerdem kann die Bildung eines Unterstützerkreises für die Hauptperson ­tatsächlich zu einem Fest werden, zu einem Fest für die Zukunft. Ziel ist es, die Lebens­qualität der Hauptperson dauerhaft zu verbessern. Was heißt „bürgerzentrierter Planung“? Ines Boban: Bürgerzentriert bedeutet, dass die Hauptperson eines Unterstützerkreises als Bürger gesehen wird, der das Recht auf eine volle Teilhabe in einer inklusiven Gesellschaft hat. Es geht um eine gemeinsame Zukunftsplanung mit der Hauptperson, ihrem sozialen Umfeld, ihren Vertrauenspersonen. Was zählt, ist die Veränderung der Lebensbedingungen und des gesellschaftlichen Umfeldes. Auch für Menschen mit Behinderungen, die sich kaum oder gar nicht artikulieren können, kann die Zukunftskonferenz im Rahmen eines Unterstützerkreises ein wichtiges Beratungs- und Zukunfts­instrument sein.
Josef Laner
Josef Laner

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