Es brennt im Haflingerstall
Publiziert in 7 / 2005 - Erschienen am 14. April 2005
Dem Südtiroler Haflingerzuchtverband laufen die Mitglieder davon. Von 1200 Mitgliedern sind 400 Südtirol weit in den letzten Monaten ausgetreten, darunter sind viele Vinschger Züchter, Tendenz steigend. Laut Helmut Telser herrscht große Unzufriedenheit mit der Verbandsführung. Sie habe Schuldenberge von über 300.000 Euro aufgehäuft und kein schlüssiges Konzept, um sie abzubauen. “Ein Fass ohne Boden” , klagt Telser, “und Mitglieder müssen herhalten”. Mehrere Bauern haben die Haflingerzucht deshalb bereits aufgegeben. Unzufrieden sind die Mitglieder mit der Vermarktungsschiene, mit Information, Beratung und mit den Zuchtprogrammen. Beispielsweise werde in qualitätiv hochwertige Deckungshengste zu wenig investiert. Der Kontakt zu den Mitgliedern sei verloren gegangen, und für die Jugend werde zu wenig getan. Die Abtrünnigen haben sich im Haflingerzuchtverein Südtirol zusammengeschlossen. Obmann ist Johann Plattner aus Jenesien. Telser ist sein Vize. Der neue Verein vertritt die Nichtmitglieder gegenüber dem Südtiroler Haflingerzuchtverband. Dieser allein bekommt Fördermittel aus dem Landestopf. Zu denen müssen alle Züchter Zugang haben. “Wir wollen eigentlich keinen zweiten Verband, doch einstweilen bleibt uns nichts anderes übrig“, erkärt Telser. “Sobald sich etwas zum Positiven verändert, kehren wir wieder zurück.” Die neue Gruppierung bemüht sich deshalb auch darum, neue Weichen für Neuwahlen zu stellen. Feuer ist am Dach, und es knistert nicht nur im eigenen Haus. Gespannt ist das Verhältnis mit dem Nordtiroler Haflingerzuchtverband. Man kann nicht miteinander. Und das wird nach außen hin demonstriert: Die Nordtiroler sind Mitglied der Welthaflingervereinigung mit 17 Mitglied-Staaten. Die Südtiroler haben mit dem Europa Verband mit Sitz in Bozen gekontert. Ihm gehören Deutschland, Frankreich und Italien an. Jüngst kam ein Torpedo aus Nortirol. Der dortige Geschäftsführer, Johann Schweisgut, wirft laut der “Neuen Südtiroler Tageszeitung” dem Südtiroler Verband arge Versäumnisse vor, vor allem was die Qualität der Zucht betrifft. Das traf den Nerv vieler Züchter und auch der Politiker Luis Durnwalder und Hans Berger. Behauptungen ohne Grundlage, so ihr Grundtenor. Er kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass im Südtiroler Haflingerstall einiges durcheinander geraten ist. Nur eines dürfte ünbestritten sein: Die Heimat des Haflingers ist Schluderns.
Magdalena Dietl Sapelza