„Es hängt alles von Walter Klaus ab“

Publiziert in 5 / 2009 - Erschienen am 11. Februar 2009
Trafoi/Sulden – „Ich kann nur hoffen, und hoffe es auch tatsächlich, dass Walter Klaus investiert. Wenn kein Fremdkapital kommt, wird es für das Skigebiet in Trafoi sehr eng werden.“ So reagiert Josef Hofer, Bürgermeister der Gemeinde Stilfs, auf die Frage, ob das Kleinskigebiet in ­Trafoi nach etlichen Jahren des Wartens tatsächlich noch damit rechnen könne, dass Klaus sein Versprechen, in Trafoi zu investieren, hält. Die Vor­arbeiten, für die die ­Gemeinde zuständig ist, seien laut ­Hofer geleistet worden: „Der geplante Zubringerbahn, die teils neuen Lifte und die Pisten­korrekturen sind sowohl im Bauleitplan als auch im Nationalparkplan und Skipistenplan eingetragen,“ bestätigt Hofer. Die große Unbekannte sei jetzt die Finanzierung. Hofer wörtlich: „Es geht um enorme Ausgaben. Ob Walter Klaus immer noch bereit ist, zu investieren, weiß ich nicht, ich kann nur das Beste hoffen. In die Geldtasche hineinschauen kann ich dem Klaus nicht.“ Fest stehe, „dass es ohne Fremdkapital nicht geht.“ In Trafoi gebe es zu wenig Gästebetten und das Skigebiet schreibe Jahr für Jahr rote Zahlen. Der Bürgermeister hofft, dass bei einer Aussprache, die in Kürze mit Walter Klaus und weiteren Beteiligten stattfinden wird, eine Entscheidung fällt: „Entweder es geht jetzt oder nie.“ Unfair findet es Hofer, dass Walter Klaus immer wieder vorgehalten werde, seine Versprechen nicht zu halten. „Zunächst einmal sollten wir Klaus für alles danken, was er bisher für Sulden und Trafoi getan hat. Er ist ein privater Unternehmer und Investor, der von niemandem zu irgendetwas verpflichtet werden kann.“ Was geschieht aber, wenn Klaus kein Geld mehr für Trafoi locker macht? Hofer: „Das weiß ich nicht.“ Dass die endgültige Ent­scheidung letztendlich von Walter Klaus persönlich abhängt, bestätigt auch Erich Pfeifer, der Präsident der Seilbahnen Sulden GmbH. Rein wirtschaftlich und unter­nehmerisch gesehen sei es ein mehr als schwieriges Unterfangen, in ein kleines Skigebiet große Summen zu investieren. In Trafoi gebe es nur rund 300 Betten. Für die Modernisierung des Skigebietes (neue Zubringerbahn, Vierer-Sesselbahn, Korrekturen von Pisten, Beschneiung, Erneuerung des Restaurants und weitere In­vestitionen) ist mit Ausgaben in Höhe von rund 15 Millionen Euro zu rechnen. „Allein die zwei Bahnen kosten in etwa 12 Millionen Euro,“ so Pfeifer. Die effektiven Kosten würden seitens des Landes zu höchstens 65 Prozent mit Beiträgen gedeckt. Grundsätzlich hält Erich ­Pfeifer fest, dass die Zeiten für kleine Skigebiete sehr schwierig geworden sind: „Es braucht nicht nur viel Geld für die Modernisierung der Anlagen, ich nenne nur das Stichwort Beschneiung, sondern auch für die Führung, sprich Energie­kosten und weitere Aus­gaben.“ Kleinere Skigebiete, wie es sie nicht nur im Vinschgau gibt, könnten nur deshalb über­leben, weil Gemeinden oder private Geldgeber bzw. die Bevölkerung mithelfen. Für ­kleine Skigebiete, insbesondere für solche in Orten, die über eine geringe Gästebettenzahl verfügen, braucht es nicht nur hohe Investitionszuschüsse, sondern auch jährliche Verlustzuschüsse. In Österreich zum Beispiel gehe man davon aus, dass ein Skigebiet erst ab einer Bettenzahl von 3.000 aufwärts wirtschaftlich, also ohne Verluste, geführt werden kann. Im Fall von Trafoi decke die Muttergesellschaft, die Seilbahnen Sulden GbmH mit Eigentümer Walter Klaus, jährlich ein Defizit zwischen 100.000 bis 150.000 Euro ab. Ohne diese Zahlungen wäre Trafoi bereits seit Jahren geschlossen. Überzeugt ist Pfeifer auch davon, dass das Skigebiet Trafoi auch nach einer eventuellen Modernisierung Jahr für Jahr Verluste aufweisen würde. Ob Klaus nun investiert oder nicht, hänge alleine von ihm persönlich ab. Geklärt werden solle die Frage bei einem Treffen binnen weniger Wochen. Die Hoffnung, dass Klaus in Trafoi investiert, hat auch der Seilbahnen-Präsident nicht aufgegeben: „Vielleicht macht es sich Walter Klaus zur ­Herzenssache und ist trotz allem bereit, sein Versprechen einzulösen.“ Detail am Rande: Die ­„Vorarlberger Nachrichten“ (VN) haben kürzlich berichtet, dass Walter Klaus beabsichtige, das Gasthaus Kornmesser in Bregenz und weitere Liegenschaften zu veräußern. Wie Klaus im VN-Interview erklärte, habe er wahnsinnig viel Geld für das Event-Schiff „MS Sonnenkönigin“ ausgegeben, das auf dem Bodensee verkehrt. Weitere Geldmittel brauche es für den Bregenzer Hafenneubau. Die Anteile von Walter Klaus an der Silvretta Nova Bergbahnen AG, dem größten Skigebiet im Montafon, hatte die Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) im Herbst 2007 gekauft.
Jon Manatschal

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