Der Frauenarzt Rudolf Gruber arbeitet auch mit Methoden aus der Komplementärmedizin.

„Etwas für sich selbst tun!“

Publiziert in 45 / 2007 - Erschienen am 19. Dezember 2007
Goldrain – Rudolf Gruber stammt aus dem Ahrntal und ist Arzt in St. Georgen bei Bruneck, er hat sich in Frauenheilkunde und Geburtshilfe spezialisiert und ist auch„Kneipp“-Arzt. Dr. Gruber ist 35 Jahre alt, hat die Oberschule für Landwirtschaft in Auer besucht und dann Medizin in Innsbruck studiert. In Amberg in Deutschland, wo er die Facharztausbildung absolviert hat, ist er verstärkt mit der Komplementärmedizin in Berührung gekommen. Er hat zudem eine Ausbildung in europäischen Naturheilverfahren genossen. Nach Erfahrungen in den Krankenhäusern von Bruneck und Meran, hat er eine Privatpraxis im Pustertal eröffnet. Dr. Gruber wird am Samstag, 19. Jänner 2008 im Bildungshaus Schloss Goldrain einen Vortrag halten. „Der Vinschger“ hat mit dem Arzt gesprochen. „Der Vinschger“: Sie sind Frauenarzt und arbeiten auch mit Methoden aus der Komplementärmedizin. Warum haben Sie sich dafür entschieden? Dr. Gruber: Ich habe mich immer besonders zur Natur hingezogen gefühlt. Das beweist auch die Tatsache, dass ich vor meinem Medizinstudium eine Landwirtschaftsschule besucht habe. Während meines Studiums wurde mir immer mehr klar, dass ich zu diesen Wurzeln zurück musste. So habe ich mich zuerst mit der traditionellen chinesischen Medizin auseinandergesetzt und dann mit Akupunktur. Als ich dann in China vor Ort war, wurde mir bewusst, dass wir nicht die gesamte chinesische Philosophie 1:1 übertragen können. Da habe ich mich im europäischen Raum umgesehen, worauf ich mich für die Kneipp- Ausbildung entschieden habe. Welche Methoden aus der Naturheilkunde wenden Sie an? Dr. Gruber: Wie eben erwähnt bin ich auch ein Kneipp-Arzt, d.h. ich arbeite viel mit Kräutern, der so genannten Phytotherapie. Ganz wichtig sind auch die Ernährungsberatung und die Bewegungstherapie. Weiters kommen der Ausgleich von Spurenelementen und Vitaminen, die so genannte orthomolekulare Medizin dazu sowie die Akupunktur, aber immer in diesem Zusammenhang. Heutzutage leiden die Menschen im Überfluss an Mangel, besonders im psychischen Bereich. Wie hoch sind die Erfolgsquoten? Dr. Gruber: Da muss man zwischen Akutsituation und chronischen Erkrankungen unterscheiden. Gerade in letzterem Bereich ist die Komplementärmedizin zu Hause. Jeder kann verstehen, dass bei einer chronischen Erkrankung keine hundertprozentige Genesung erwartet werden kann, aber sehr wohl eine Linderung und das mit Therapien aus der Komplementärmedizin. Da habe ich gute Erfahrungen. Wie kommen Sie als „alternativer“ Frauenarzt im Pustertal an? Dr. Gruber: Ich kann nur sagen sehr gut. Schulmedizin und Komplementärmedizin schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich, das bedeutet ja „komplementär“. Was halten Sie von der landesweiten Diskussion zur Einführung einer komplementärmedizinischen Abteilung innerhalb eines Südtiroler Krankenhauses? Dr. Gruber: Ich weiß nicht, wie ernst diese Diskussion derzeit geführt wird. Ich kann mir aber vorstellen, wenn sich nur Homöopathie und Akupunktur im öffentlichen Gesundheitsdienst etablieren, wird nur ein kleiner Teil der vielfältigen Komplementärmedizin angeboten. Zudem wäre es schade, wenn eine derartige neue Abteilung ein ,Abstellgleis’ für chronisch Kranke würde, die dann in den „psychischen Bereich“ abgeschoben würden, nur weil die Schulmedizin nicht mehr weiter weiß. Ich bezeichne mich als integrativen Arzt, da ich sowohl Schulmediziner bin als auch Arzt der Komplementärmedizin. Ziel führend wäre von mir aus gesehen eine direkte Einweisung vom Facharzt in die komplementärmedizinische Abteilung, damit der Patient parallel behandelt werden kann. Die Komplementärmedizin erfordert als Voraussetzung einen aktiven Patienten, der etwas für sich tun will. Wenn ich kurz erklären darf: Die Schulmedizin rettet vor dem Ertrinken, die Komplementärmedizin lehrt das Schwimmen, d.h. der Patient lernt schwimmen, wenn er es will. Sie haben vor, im Jänner einen Vortrag im Bildungshaus Schloss Goldrain zu halten. Wie heißt das Thema? Was möchten Sie den Zuhörern mitteilen? Dr. Gruber: Ich möchte auf Schloss Goldrain eine Vortragsreihe anbieten. Im ersten Vortrag am Samstag, 19. Jänner, geht es um „Behandlungen von Schlafstörungen mit Naturheilverfahren“, um medizinische Tipps und Tricks für den Alltag in einer einfachen verständlichen Sprache. Wobei ich den Alltag betone, denn Alltag heißt jeden Tag. Dies bedeutet, dass eine gewisse Regelmäßigkeit in den Anwendungen gegeben sein muss. Interview: Daniela di Pilla Stocker
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla

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