Feuer unter dem Hintern
Publiziert in 23 / 2003 - Erschienen am 4. Dezember 2003
Ob die jüngsten demokratiepolitischen Diskussionen vor allem in der SVP auch die Bürger im Vinschgau ermutigt haben mag, aufzumucksen, sei dahingestellt. Jedenfalls kommt im Tal neuerdings einiges in Bewegung. So forderten kürzlich Kastelbeller Bürger ihre Gemeindevertreter öffentlich auf, sich gegen den zunehmenden Verkehr ins Zeug zu legen, um die Gesundheit der Bewohner zu schützen.
Und im Oberland hat sich die "Bürgerinitiative Obervinschgau" formiert. Unmittelbarer Anlass dafür war das Windrad. Weitere Themen sind dort der steigende Verkehr, vor allem der Schwerverkehr, die Starkstromleitung und die ganze “Reschenseegeschichte”. Aufgrund der oftmals einseitig empfundenen Informationen herrsche große Unsicherheit, erklärte Theo Noggler, Promotor der Initiative. Dem solle durch detaillierte Aufklärung nun abgeholfen werden. Beweggrund für die Initiative sei nicht zuletzt auch die Erkenntnis gewesen, dass es vielen Menschen schwer falle, ihre Meinungsfreiheit zu nutzen. Man setze sich für die Einbindung der Bürger in politische Entscheidungsprozesse und für eine ehrliche Information ein. In den Gemeindestuben sei man oft zu unflexibel, an Regeln und Lobbys gebunden, vieles gehe einfach zu langsam.
Die Bürgerinitiative sieht sich aber keineswegs als destruktive Opposition zu den politisch Verantwortlichen. Sie sucht die Zusammenarbeit, wenngleich sie versuchen will, denen ein bisschen "Feuer unter dem Hintern" zu machen. Großen Wert legt man auf Überparteilichkeit. Das hat man mittlerweile gelernt: Vor der Wahl ist die Gruppe durch ein Flugblatt in den Dunstkreis der Union geraten. Die Glaubwürdigkeit hat darunter gelitten. Nun startert man einen zweiten Anlauf.
Magdalena Dietl Sapelza