Im Bild (v.l.): Klaus Obwegeser, Richard Theiner, Sepp Gritsch, Herbert Gapp, Wunibald Wallnöfer, Georg Stillebacher und Alois Burger.

„Freiwilligkeit darf nie zur Selbstverständlichkeit werden“

Publiziert in 27 / 2011 - Erschienen am 13. Juli 2011
Prad – Im Zuge der Veranstaltungsreihe, mit der in Prad heuer das Jubiläum „30 Jahre Weißes Kreuz“ begangen wird, wurde am Sonntag in der Pfarrkirche ein Dank- und Festgottesdienst gefeiert. Zelebriert hat die Messfeier Pfarrer Georg Johann ­Martin, der allen ehrenamtlich und freiwillig tätigen Menschen dankte, besonders jenen, die beim Weißen Kreuz zum Wohle der Allgemeinheit mitarbeiten. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde im Nationalparkhaus „aquaprad“ gemeinsam auf die vergangenen drei Jahrzehnte zurückgeblickt. Welch große Entwicklungen und Veränderungen es bisher gab, veranschaulichte Sektionsleiter ­Wunibald Wallnöfer mit einer Erinnerung an seine Volksschulzeit. Damals erlebte er mit, wie eine Frau vom Heuwagen stürzte und sich Verletzungen an der Wirbelsäule zuzog. Es hat ziemlich lange gedauert, bis der Krankenhausportier von Schlanders mit seinem Fahrzeug eintraf. Die Frau wurde mit Wehklagen ins Auto gezerrt und nach Schlanders gebracht. Besonderen Dank zollte der Sektionsleiter den Gründern der Rettungsstelle: Peppi Rungg, Alois Burger, Meinrad Kuntner, Gerhard Schwarz und Robert Dietl. Wunibald Wallnöfer, der seinerzeit als Gemeindearzt der Gründung einer Rettungsstelle in Prad skeptisch gegenüber stand, wurde eigenen Angaben zufolge rasch eines Besseren belehrt: Schon im ersten Jahr wurde zu 65 Einsätzen ausgerückt. Das Weiße Kreuz Prad wurde zunächst als Außenstelle der Sektion Sulden geführt. Untergebracht war die Außenstelle in einer Garage von Ambros ­Karner. Dieser leistete zusammen mit seiner Familie zudem den 24-stündigen Telefonbereitschaftsdienst. Beim Aufbau und der weiteren Entwicklung der Rettungsstelle leisteten die Gemeindeverwaltungen sowie der frühere Gesundheitslandesrat Otto Saurer und später sein Nachfolger Richard Theiner wertvolle Unterstützung. Auch die fördernden Mitglieder, die Bevölkerung insgesamt, die Eigenverwaltung und speziell auch die Raiffeisenkasse Prad standen und stehen nach wie vor zum Weißen Kreuz Prad. 1990 erfolgte die Übersiedlung in die neue Rettungsstelle, 1996 wurde sie eigenständig. 1997 wurde unter dem federführenden Einsatz von Irma Veith die Jugend­gruppe gegründet. 2002 erfolgten der Umbau und Einzug in die derzeitige Rettungsstelle. Von Anfang an groß geschrieben wurde die Ausbildung der Freiwilligen und festen Mitarbeiter. Auch die Ausstattung mit Fahrzeugen und Geräten änderte sich rasant. Wunibald Wallnöfer: „Früher war es bei einem Herzstillstand so, dass in den allermeisten Fällen die Helfer zu spät kamen.“ Dies habe sich dank des Einsatzes halbautomatischer Defibrillatoren nun stark verbessert. In Prad konnten bisher bei 4 AED-Anwendungen zwei Personen wiederbelebt werden. Dienstleiter Walter Obwegeser wartete mit beeindruckenden Zahlen auf. Nahezu unverändert blieb lediglich die Zahl der Freiwilligen. 1981 waren es 50, heute sind es 48. Zu Beginn gab es keinen Angestellten, heute sind es 4. Anfangs stand den Helfern nur ein Rettungswagen zur Verfügung, heute sind es insgesamt 5 Fahrzeuge. Die Zahl der fördernden Mitglieder stieg von 282 auf 788, jene der Transporte von 65 auf 2.434 und jene der zurückgelegten Kilometer von 838 auf 161.202. Lebendig, anschaulich, ernst und auch lustig geschildert und nacherzählt wurden der Aufbau und die Entwicklung des ­Weißen Kreuzes Prad von Alois Burger in Vertretung der Gründer, den ehemaligen Bürgermeistern Georg Stillebacher und Herbert Gapp sowie von Wunibald Wallnöfer und Klaus Obwegeser. Auch Meinrad Kuntner und Margareth Burger Moser warteten mit Anekdoten auf. Besonders in der Anfangszeit haben vor allem auch Frauen wertvolle Dienste geleistet. Mehrfach hervorgehoben wurde der Einsatz der Gründerväter. Sie waren immer von der Notwendigkeit der Rettungsstelle überzeugt und hatten hart dafür gekämpft, was manchmal nicht leicht war. Heute sind alle froh, dass sie so „stur“ geblieben sind. Die Gruß- und Dankesworte im Namen des entschuldigten Bürgermeisters Hubert Pinggera kamen von Gemeindereferent Sepp Gritsch. Die Glückwünsche im Namen der Landesleitung des Weißen Kreuzes überbrachte Helmut Fischer, jene im Namen der Raiffeisenkasse Prad der Obmann Karl Heinz ­Kuntner. Landesrat Richard Theiner verwies auf den Stellenwert des ­Ehrenamtes und der Freiwilligkeit: „Unsere Gesellschaft nimmt das immer hin wie eine Selbstverständlichkeit. Die Freiwilligkeit darf nie zur Selbstverständlichkeit werden.“ Nicht unerwähnt ließ Klaus Obwegeser die Aktivitäten des ­Weißen Kreuzes, die über die Rettungsstelle hinausgehen, so etwa die Fahrradstaffel „Rescue Bike Team“, die für mehr Sicherheit entlang des Vinschger Radweges sorgt. Abgeschlossen wurde die „Geburtstagsfeier“ mit einem Imbiss und Umtrunk.
Josef Laner
Josef Laner

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