Gegensätze unter der Saldurspitze
Publiziert in 30 / 2010 - Erschienen am 1. September 2010
Gern wird sie beim Aufzählen der Vinschger Schutzhütten vergessen, die in den Ötzertaler Alpen gelegene Oberetteshütte. Mit Recht kann sie als eine der interessantesten Hütten des Vinschgaus bezeichnet werden: Scheint die Hütte aus der Ferne wie aus Stein gehauen und hebt sich farblich kaum von den rötlichen Felsenwänden ihrer Umgebung ab, birgt sie in ihrem Inneren eine heimelige Atmosphäre. Gut zwei Stunden muss für den Hüttenanstieg gerechnet werden. Belohnt wird der durchgeschwitzte Wanderer mit reiner Hütteneinsamkeit und der Nähe zu Gipfeln, die es dem einfachen Wanderer nicht leicht machen: die Stein schleudernden Quellenspitzen, die fordernde Schwemser-, die brüchige Lazaun- , Lagaun- und Saldurspitze mit ihren gleichnamigen, dahin schmelzenden Fernern. Hauptziel der Bergsteiger bleibt die 3.739 m hohe Weißkugel mit seinem Matscher Wantl. Wer es gemütlicher mag, für den könnten die Saldurseen eine Wonne an Stimmungsgegensätzen sein. Beim steinigen Abstieg von der namenlosen Scharte öffnet sich der Blick zum Saldurkamm und nur das Murmeln des Windes oder Gluckern des Wassers begleitet den Wanderer. So wirken dann die überraschend auftauchenden, tiefblauen Seen wie Fremdkörper im grauen Steinereinerlei. Höhepunkt dieser Wanderung sind die etwas tiefer gelegenen, verstreuten Saldurseen. Die höchst gelegene Seengruppe Südtirols kann auch in umgekehrter Richtung, von der Inneren Matscher Alm aus, angetreten werden, ist aber in jeder Hinsicht anspruchsvoll.
Wegverlauf:
Von den Glieshöfen rechts am Waldesrand entlang im Auf und Ab höher steigend zur aufgelassenen Inneren Matscher Alm (50 Min., 200 Hm). Von dort in Serpentinen einen Böschungshang hinauf - Trittsicherheit - zuletzt am Bach entlang, steil bergan zum Saldurboden (400 Hm, 1 Std.). Nun wendet sich der Weg in einem Bogen nach links und führt zuerst am stufigen Wasserlauf entlang an den Fuß eines steilen, Gras bewachsenen Hanges. Weiter steil zu einer ersten Anhöhe, ab der es erdig und felsig wird und Trittsicherheit gefordert ist. Zuletzt geht es über einen Felsenrücken hinab zu den drei Seen (1.30 Std.). Der Rückweg kann über die bewirtschaftete Äußere Matscher Alm (2 Std.) und weiter über die Almstraße (40 Min.) beschritten werden. Oder, um einiges länger, aber herrlich einsam, über die Oberetteshütte (von den Seen 250 Hm, 1.10 Min) und über den Hüttenweg zurück zu den Glieshöfen (2 Std.).
Ausgangspunkt: Parkplätze bei den Glieshöfen (1.830 m)
Anfahrt: Kurz vor Tartsch rechts ins Matscher Tal, durch das Dorf und weiter zu den Glieshöfen.
Höhenunterschied: 1.100 Hm
Gesamtgehzeit: 6 Std.
Charakteristik: Lange, zum Teil steile Wanderung zu den Seen, Ausdauer und Trittsicherheit vorausgesetzt.
Einkehrmöglichkeiten: Glieshof, Matscher Alm, Bar Pleres, Gasthof Weißkugel, Oberetteshütte.
Kartenmaterial: Tabacco Blatt 043, Vinschgauer Oberland, 1:25.000, www.trekking.suedtirol.info
Weitere Touren: www.berglouter.com
Andrea Kuntner