Große Menge, aber was ist mit dem Preis?
Publiziert in 36 / 2009 - Erschienen am 14. Oktober 2009
Vinschgau – Rund 60.000 Großkisten aus dem Nonsberg im Trentino mussten in den vergangenen Tagen und Wochen in den Vinschgau gekarrt werden. Leere Kisten waren im Einzugsgebiet der VI.P (Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse) zur Mangelware geworden. Der Grund dafür liegt im neuen Ernterekord 2009. „Die heurigen Apfelmengen übertreffen selbst die kühnsten Schätzungen“, resümierte am Wochenende VI.P-Direktor Sepp Wielander: „2008 wurden im Vinschgau 311.200 Tonnen Äpfel geerntet und das war ein Rekord. Heuer wird dieser Rekord getoppt, und zwar gewaltig, denn wir werden auf ca. 350.000 Tonnen kommen.“ Dies entspricht einer Zunahme von über 15 Prozent. Vor allem von der Fruchtgröße her verspricht das Apfeljahr 2009 als Ausnahmejahr in die Geschichte einzugehen, aber auch die Qualität ist laut Wielander hervorragend.
Bezüglich der Lagerkapazität, der Verfügbarkeit von Leergut und der Logistik insgesamt sind die Vinschger Genossenschaften heuer an ihre Grenzen gestoßen. Die Obstbauern am Nonsberg hätten die Kisten sicher lieber selbst gefüllt, doch weil die Erntemenge im Nonstal heuer laut Wielander um mindestens 10 Prozent niedriger ausfällt, konnten sich die Vinschger dort leere Kisten ausleihen.
Allein im Einzugsgebiet der Genossenschaften ALPE und OVEG in der Gemeinde Laas fielen heuer um ca. 1.000 Waggon Äpfel mehr an als im Vorjahr. „Vinschgauweit sind es sicher mehrere 1.000 Waggon. Es ist heuer also so, als hätten wir eine zusätzliche Genossenschaft“, sagte Reinhold Ladurner, Geschäftsführer der ALPE und der OVEG.
Ohne das neue Außenlager der OVEG in Prad wäre es heuer wohl mehr als nur zu Engpässen gekommen. Ein ganz anderes Kapitel ist jenes der Preise. Wie berichtet („Der Vinschger“ Nr. 29/09) waren die Auszahlungspreise für die Ernte 2008 überhaupt nicht zufriedenstellend, was jedoch auch mit der teilweise mangelnden Qualität (Berostung…) zu tun hatte. Eine Prognose über das neue Marktjahr, das nun alsbald voll anläuft, wagte Sepp Wielander noch nicht: „Erst wenn wir die genauen Zahlen von ganz Südtirol und auch ganz Europa auf dem Tisch haben, können erste Voraussagen gemacht werden.“
Auf die Frage, ob er mit den Preisen 2008 zufrieden sei, meinte ein Bauer aus Schlanders etwas ironisch: „Der Preis ist ‚gut’. Es ist nur schade, dass ich zwei Kilo verkaufen muss, um auf den Kilo-Preis vergangener Jahre zu kommen.“ Befürchtet wird mittlerweile auch, dass es mit dem Apfelpreis über kurz oder lang so gehen könnte wie mit dem Milchpreis.
Josef Laner