Handwerk hat ökologischen Boden
Publiziert in 45 / 2009 - Erschienen am 16. Dezember 2009
Prad – In der Gewerbezone Prad bekam das Sprichwort „Handwerk hat goldenen Boden“ oder im Englischen „A trade in hand finds gold in every land“ (Mit einem Gewerbe in der Hand findet man Gold in jedem Land) einen bescheidenen, aber konkreten Hintergrund. Dabei war für Herbert Niederfriniger, Armin Strickner und Joachim Rubner – Gründer und Gesellschafter der Firma „Soligno®Reinverbund GmbH“ - nicht das Preisgeld der goldene Hintergrund, sondern der Stellenwert des Ökologiepreises Vinschgau. Damit reihte sich erstmals ein Handwerksbetrieb in den Kreis der erlauchten Preisträger. 2003 hatten Alpenverein, Bioland Südtirol, die Umweltschutzgruppe Vinschgau, der Bund alternativer Anbauer, Bio Vinschgau und Ethical Banking der Raika Prad dem Bio-Hotel Panorama der Familie Steiner in Mals den „1. Ökologiepreis Vinschgau“ zugesprochen. 2005 wurde die landwirtschaftliche Pioniertätigkeit der Familie Graiss in Morter gewürdigt. 2007 konnte den Preis Ingenieur Rudolf Pollinger von der Abteilung Wasserschutzbauten des Landes entgegen nehmen. Um die Auszeichnung hatten sich diesmal sechs Unternehmen beworben, teilte Erich Daniel mit, der als Vertreter des Alpenvereins einer der Initiatoren des Preises im „Jahr der Berge 2002“ war. Für preiswürdig habe man Florin Florineths unermüdlichen Einsatz für den Neubau der Vinschgerbahn gehalten. Raika-Mitarbeiterin Ingeborg Wallnöfer stellte als zweiten Bewerber die Firma Wallnöfer Energiesysteme in Prad vor, die bereits 1973 die ersten Sonnen-Kollektoren gebaut hatte. Leonhard Wellenzohn, Obmann der Bio Vinschgau, begründete die Kandidatur des Baubiologen Reinhold Holzer mit seinen Pionierleistungen in allen Verwendungsbereichen von Naturwaren und -stoffen.
Der Vorsitzende der Umweltschutzgruppe, Helmut Schönthaler, führte das Energiekonzept von Georg Wunderer als preiswürdig an wegen der Bemühungen um eine eigenständige Energieversorgung. Das Mitglied des Bundes alternativer Anbauer, Josef Gruber aus Schleis, begründete den Vorschlag, eine „pädagogische Investition“ wie die Erlebnisschule Langtaufers zu prämieren. Die preisgekrönte „Soligno®Reinverbund GmbH“ stellte dann die Geschäftsführerin von Bioland Südtirol, Jutta Staffler, vor. Die 2005 gegründete Firma habe alle Kriterien des Ökologiepreises erfüllt, schilderte Staffler: „Es ist ein junges Unternehmen mit Standort im Vinschgau, das heimische, nachwachsende Rohstoffe verarbeitet, die aus einem nachhaltig bewirtschafteten Wald bezogen werden“. Zum Herstellen der Bauelemente müsse ebenso wenig Primärenergie verwendet werden wie zu deren Entsorgung.“ Außerdem sei das Bauen mit Massivholzbauelementen Soligno europaweit patentiert. Inzwischen habe die Firma in Südtirol bereits über 50 Häuser und ein mehrstöckiges Hotel mit diesem System gebaut.
In seinen Dankesworten hob Herbert Niederfriniger die Bedeutung des Ökologiepreises für den Betrieb hervor und bezeichnete die Partnerschaft mit der Firma Rubner Haus im Pustertal als eine der Säulen des Erfolges. „Wir – Armin Strickner, ich und die Familie Rubner - aber auch unsere Mitarbeiter haben viel Energie in den Betrieb gesteckt und zum Teil Privatinteressen zurück gestellt“, führte der gebürtige Tanaser aus und meinte: „Es läuft nicht immer alles rund. Es braucht tatsächlich Ecken und Kanten, um die nötige Durchschlagskraft zu erreichen. Für uns ist der Preis eine Bestätigung.“ Sein Partner Armin Strickner, aus Ridnaun stammend und wie Niederfriniger von einem sicheren Arbeitsplatz in die Privatwirtschaft gewechselt, ging auf das Prinzip der „Vergratung“ von Holzelementen ein und berichtete von besonderer Isolierfähigkeit und Schalldämmung. Als Pusterer rückte Joachim Rubner das Besondere der Landschaft und der Menschen des Vinschgaus in den Vordergrund.
Nach einer kurzen Führung durch die Fertigungshalle taten sich Mitarbeiter und Gäste, darunter der Obmann des Handwerkerbezirks Obervinschgau, Erhard Joos, die Obleute Hans Lösch (Bioland) und Karl Primisser (Bund Alternativer Anbauer) am „biologischen Buffet“ gütlich.
Günther Schöpf