Referent Manfred Lechner, Gemeinderat Othmar Brenner, Chronist Ludwig Veith und der Vizepräsident des Ortler Sammlervereins 1. Weltkrieg, Gerald Holzer (von links) an der „Kaisersäule von Prad“.

„Hier weilte Kaiser Karl I.“

Publiziert in 28 / 2009 - Erschienen am 22. Juli 2009
Prad – In der Geschichte hatte sich so etwas nie zuvor zugetragen. Ein regierender Kaiser besuchte inkognito seine kämpfende Truppe an der Gebirgsfront. Nachdem der hohe Besucher die Stellungen an der Dreisprachenspitze besucht hatte, wurde die Nachricht in den Dörfern verbreitet und in Prad hatte man „in aller Eile eine geschmackvolle Triumph­pforte errichtet“, wird ­„Rayonskommandant“ Freiherr von Lempruch später in seinen Kriegserinnerungen schreiben. 93 Jahre danach hat die Gemeinde Prad unter Federführung von Kultur-Referentin Tanja Ortler dieses Besuches am 16. September 1917 gedacht. Nach der Segnung durch Pfarrer Georg Martin enthüllte Erzherzog Georg Maria Otto Josef Leopold Philipp Michael Vitus Augustinus von Habsburg Lothringen, Kaiserlicher Prinz und Erzherzog von Österreich-Toskana, königlicher Prinz von Ungarn und Böhmen, Prinz von Toskana zusammen mit Bürgermeister Hubert Pinggera die marmorne Gedenksäule vor dem Hotel ehemaligen Hotel Post, heute Zentral. Seine Hoheit war über Kontakte von Alt-Senator Armin Pinggera nach Prad gekommen und hatte den verunglückten Thronfolger Otto von Habsburg zu vertreten. Referentin Ortler erwähnte in ihren Grußworten, dass der Hinweis auf den kaiserlichen Aufenthalt in Prad vom Dorfchronisten Ludwig Veith stamme. Gerald Holzer vom Ortler Sammlerverein 1. Weltkrieg ließ die unheilvollen Umstände, die zur kaiserlichen Inspektion der Front geführt hatten, Revue passieren. Bürgermeister Pinggera sah in der von Manuela Kaserer (Morter) gestalteten Säule eine Anregung, sich mit der Geschichte zu beschäftigen. Erzherzog Georg verlas eine Grußbotschaft von Monika von Habsburg, Tochter des Thronfolgers Otto, und erinnerte an die Persönlichkeit Kaiser Karl, dessen „ehrliche Friedensbemühungen von Freund und Feind hintertrieben“ worden seien. Der Prader Schützenhauptmann Engelbert Agethle und Bezirksmajor Christian Stricker vollzogen an der Säule die Angelobung von acht Schützen aus Stilfs und fünf Jungschützen aus Prad. Während der Intonierung von „Zu Mantua in Banden“ erinnerte der Motorradverkehr zum Stilfser Joch an die lautstarke Gegenwart.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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