Hospizbewegung im Tal

Publiziert in 12 / 2003 - Erschienen am 19. Juni 2003
Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hospizbewegung betreuen in ganz Südtirol kranke, sterbende und trauernde Menschen. Dabei werden sie von hauptamtlichen KoordinatorInnen begleitet und unterstützt. Anfang 2003 hat Frau Edeltraud Perl-Hafner (im Bild) ihren Sitz nach Meran verlegt und die Koordination für den Vinschgau und das Burggrafenamt übernommen. Sie koordiniert auch die Tätigkeit der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen im Palliativzentrum Martinsbrunn. „Der Vinschger“: Sie haben Ihren Arbeitsplatz von Bozen nach Meran verlegt. Welche Vorteile hat das für die Hospizbewegung im Vinschgau? Meine Arbeit in der Hospizbewegung setzt einen engen Kontakt zu den freiwilligen MitarbeiterInnen und zu den Menschen, die Hilfe brauchen, voraus. Persönliche Gespräche vor Ort sind sehr wichtig. Von Bozen aus war das etwas schwierig, da die Anfahrtszeit viel länger war und dadurch Spontaneität verloren ging. Außerdem gestaltet sich die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und professionellen Diensten einfacher und unkomplizierter. Mit welchen Anliegen wenden sich die Menschen aus dem Vinschgau an die Hospizbewegung? An uns wenden sich häufig Familien, die sich um schwerkranke Angehörige kümmern und sich durch diese schwierige Aufgabe überfordert fühlen. Wir begleiten die Menschen in ihrer letzten Lebenszeit und entlasten so auch die Angehörigen. Auch MitarbeiterInnen in pflegerischen Institutionen setzen sich vermehrt mit der Kranken- und Sterbebegleitung auseinander. Sie holen sich bei uns Informationen und Ratschläge in Form von Seminaren, Vorträgen und Gesprächen. Wir sind auch für Menschen da, die einen Verlust erlebt haben, und bei uns die Möglichkeit suchen, über ihren Schmerz zu sprechen. In der letzten Zeit sind gerade im Vinschgau viele junge Menschen ums Leben gekommen. Vielfach sind die Angehörigen- Geschwister, Töchter, Söhne und Freunde - also noch Kinder oder Jugendliche. Für sie ist es noch schwerer, den Verlust zu begreifen und darüber zu sprechen. Deshalb haben wir in Schlanders eine Trauergruppe für Kinder ins Leben gerufen. Eine Trauergruppe für Erwachsene kann dann entstehen, wenn sich genügend Interessierte melden, die daran teilnehmen möchten. Einige machen inzwischen bei den Treffen in Meran mit. Wer sind diese freiwilligen MitarbeiterInnen, die diese Unterstützung zur Verfügung stellen? Im Moment sind im Vinschgau 13 Freiwillige im Einsatz und drei weitere absolvieren gerade die nötige Ausbildung. Jede/r von ihnen hat besondere Stärken, die bei der Begleitung der Kranken, Sterbenden und Trauernden, sowie bei der Sensibilisierungsarbeit zum Tragen kommen. Die meisten von ihnen haben durch eigene schmerzliche Erfahrungen ein Gespür dafür, was anderen in ähnlichen Situationen helfen kann. Die Freiwilligen selbst werden in ihrer Tätigkeit durch eine fundierte Vorbereitung und ständige Weiterbildungen, Supervisionen und Einzelgespräche unterstützt. Worin unterscheidet sich die Tätigkeit der HospizmitarbeiterInnen von derjenigen des professionellen Pflegepersonals? PflegerInnen gehen zum Patienten, um eine bestimmte Dienstleistung auszuführen. Die ehrenamtlichen HospizmitarbeiterInnen stellen ihre Zeit zur Verfügung, um die Wünsche des Betreuten zu erfüllen. Sie übernehmen nie die direkte Pflege, sondern übernehmen in der Zeit, wo sie da sind, nach Möglichkeit die Aufgaben der Angehörigen. Was ist Ihr persönliches Ziel als Mitarbeiterin der Hospizbewegung? Ich wünsche mir, dass sich jeder Mensch, wenn er im Sterben liegt, geborgen fühlen kann, unabhängig davon ob er zuhause, im Krankenhaus oder im Altersheim ist. Trauernde Angehörige sollten genügend Möglichkeit und Raum bekommen, um gut Abschied nehmen zu können. Ich spüre immer mehr, dass viele Männer und Frauen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen oder in einem dementsprechenden Arbeitsfeld tätig sind, diesen Wunsch mit mir teilen. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir gemeinsam diesem Ziel immer näher kommen. Interview: Sabine Raffin Wer den Dienst der Caritas Hospizbewegung im Vinschgau in Anspruch nehmen oder als Freiwillige/r mitarbeiten möchte, kann sich an Edeltraud Perl-Hafner unter Tel. 0473 270 920 oder per E-Mail edeltraud.hafner@caritas.bz.it wenden. Das Büro der Hospizbewegung befindet sich am Rennweg 52 in Meran.

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