Die erneuerte Führungsriege der SVP Vinschgau (v.l.): Helene Innerhofer Schuler (Bezirksleitung), Dieter Pinggera, Tanja Ortler und Ulrich Veith (alle drei Parteiausschuss), Bezirksobfrau Roselinde Gunsch Koch, ihr Stellvertreter und Senator Manfred Pinzger, Parteiobmann Richard Theiner, Alois Lechner und Kurt Zierhöld (beide Bezirksleitung), Heidi Gamper Altstätter (Parteiausschuss), Reinhard Spechtenhauser und Ulrich Rechenmacher (beide Bezirksleitung) sowie Landtagsabgeordneter Sepp Noggler.

„Ich sehe das Glas fast immer halb voll“

Publiziert in 42 / 2010 - Erschienen am 24. November 2010
Laas – Die Neuwahlen standen am vergangenen Freitag im Mittelpunkt der SVP-Bezirksausschusssitzung im Josefshaus in Laas. Roselinde Gunsch Koch, Bezirksobfrau seit dem 5. März 2004, hatte sich bereit erklärt, nach zwei Perioden ein drittes Mal als Vinschger SVP-Chefin zu kandidieren. Sie war die einzige Kandidatin und bekam 106 von 110 Stimmen. Ihr bisheriger Stellvertreter Manfred Pinzger - er war ebenfalls der einzige Kandidat für das Amt des Bezirksobfraustellvertreters - wurde ebenfalls mit 106 Stimmen wiedergewählt. Die gewählten Mitglieder der Bezirksleitung sind Helene ­Innerhofer Schuler aus Latsch (neu), Alois Lechner aus Prad (er war bisher kooptiertes Mitglied), Ulrich Rechenmacher aus Kortsch (neu), Reinhard Spechtenhauser aus Allitz und Kurt Ziernhöld aus Reschen. Mehr Kandidaten als zu be­setzende Sitze gab es lediglich bei der Wahl der 4 Mitglieder für den Landesparteiausschuss. In dieses Gremium wurden der Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera (neu), sein Malser Amtskollege Ulrich Veith (neu), die Prader Gemeindereferentin Tanja Ortler (neu) und die Marteller Gemeindereferentin Heidi Gamper Altstätter (neu) gewählt. Der einzige Bauernvertreter Franz Tappeiner aus Galsaun, Gemeindereferent in Kastelbell-Tschars und langjähriger, treuer und verdienter Parteisoldat blieb auf der Strecke. Obwohl ihm mehrere Führungspersonen der Partei für seien Einsatz dankten, wich die Enttäuschung nicht aus seinem Gesicht. Rückblickend auf die vergangene, dreieinhalbjährige Amtsperiode nannte Roselinde Gunsch Koch viele Höhen, aber auch Tiefen. Die Schlappe der SVP bei den Landtagswahlen 2008 nannte sie ebenso wie die erste landesweite Volksabstimmung 2009, bei der die SVP im Vorfeld viel zu lange gewartet habe. „Keine Freude habe ich mit der Mitgliedersammlung. Die Stimmrechte im Bezirk sind in der letzten Periode von 133 auf 111 gesunken. Das ist keine gute Bilanz,“ so die Bezirksobfrau. Erfreulich hingegen sei das gute Abschneiden der SVP Vinschgau bei verschiedenen Wahlen gewesen. Manfred Pinzger wurde in den Senat gewählt, Karl Zeller aus dem „Partnerbezirk“ Burggrafenamt in die Abgeordnetenkammer und Richard ­Theiner und Sepp Noggler zogen in den Landtag ein. Als größten Höhepunkt habe sie die Wahl von Landesrat Richard ­Theiner zum Landesparteiobmann in Erinnerung. Sinngemäß als „Vinschger Kind“ nannte die Bezirksobfrau den Modus der Vorwahlen. Nach dem Auftakt bei den Landtagswahlen 2008 habe sich dieser Modus bei den Gemeinderatswahlen 2009 in Mals, ein Jahr später bei den für die SVP erfolgreich verlaufenen Wahlen in den übrigen Gemeinden sowie auch bei anderen Wahlen bewährt. Zusammenfassend meinte Gunsch Koch: „Viele sehen das Glas meistens halb leer, ich sehe es - fast immer - halb voll.“ Ihr Dank galt allen Ortsobleuten und Funktionären in den verschiedenen Gremien und besonders jenen, die bisher in der Bezirksleitung, im Parteiausschuss oder anderen Gremien mitgearbeitet haben. Zum neuen Vorsitzenden des SVP-Bezirkssozialausschusses war am 29. Oktober Harald Tappeiner aus Schlanders gewählt worden. Als Stellvertreter stehen ihm Tanja Ortler aus Prad und Thomas Hellrigl aus Tartsch zur Seite. Die bisherige Bezirksvorsitzende Helene Dietl Laganda hatte nicht mehr kandidiert. Südtirol soll zum europaweiten Musterbeispiel für Integration werden „Als deutsche und ladinische Minderheit in einem fremden Staat ist der Zusammenhalt als Sammelpartei unverzichtbar,“ sagte Parteiobmann Richard Theiner. Gefragt sei Realpolitik mit Augenmaß. Das ­Thema Ausländer und Integration sei ernsthaft anzugehen, „nicht aber, um aus diesem Thema politisches Kapital zu schlagen und mit dem Schüren von Ängsten Stimmen zu gewinnen, wie das etwa die Freiheitlichen ­machen, sondern um das Thema ernsthaft anzugehen, Lösungen zu suchen und auch umzu­setzen.“ Tatsache sei, dass beispielsweise der Tourismus, aber auch andere Bereiche ohne die ausländischen Arbeitskräfte zusammenbrechen würden. Von Parolen wie „Ausländer raus“ distanziere sich die SVP ebenso wie von Multikulti-Ansätzen der Grünen: „Die Wurzeln der SVP sind christlich-sozial und es sind diese Grundsätze, nach denen wir das Thema angehen werden“, so Theiner. Die einzige Lösung sei die Integration. Es gebe dazu keine Alternative. Der Schlüssel zur Integration sei die Sprache „und hier bei uns ist es die deutsche ­Sprache. Auch Kultur und Tradition müssen vermittelt werden.“ Es werden in allen Gemeinden Integrationsbeauftragte eingesetzt werden, um tief greifende Bestandsaufnahmen vornehmen und dann auch Maßnahmen setzen zu können. Ziel sei es, das Entstehen von Parallelgesellschaften abzuwehren: „Wir fördern, aber wir fordern auch. Integration kostet sehr viel Geld. Gelingt die Integration aber nicht, kostet es noch mehr.“ Was auffalle, sei, „dass dort, wo relativ wenige ausländische Mitbürger leben, die Ängste und Unsicherheiten am größten sind.“ Dem Parteiobmann schwebt vor, Südtirol in punkto Integration in ein europaweites Musterbeispiel zu verwandeln. Scharf kritisiert hat Theiner das seit Monaten anhaltende Jammern einiger Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften: „Lobby- und Gruppen­egoismus ist genau das, was wir nicht brauchen. Unser Motto muss sein: weniger ich, mehr wir.“ Die größten Probleme bei Gemeinderatswahlen habe die SVP dort, wo es in irgendeiner Form nach Privatinteressen „riecht“. „Dem Anspruch von Ehrlichkeit und Redlichkeit müssen wir immer und überall gerecht werden. Und den Mut für unpopuläre Entscheidungen müssen wir ebenfalls aufbringen.“ Vor allem auch junge Menschen wünschten sich eine ehrliche, geradlinige und gerechte Politik. Auch über die klinische Reform, die am Ende mehr Qualität bringen werde, und die Oberschulreform, die dem „Wildwuchs“ Einhalt gebiete, informierte Theiner. In punkto Energie mahnte er: „Der Konflikt zwischen den Vinschger Gemeinden und dem Land muss baldigst und endgültig ausgeräumt werden. Schließlich arbeiten wir als Land, Gemeinden und als SVP alle für den gleichen Bürger.“ Details nannte Theiner nicht: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Ausdrücklichen Dank zollte er den „Stromkämpfern“ Albrecht Plangger, Sepp ­Noggler und Georg Wunderer sowie dem Kammerabgeordneten Karl Zeller. Vorbildhafte Partei-Arbeit auf Bezirks- und auch Landes­ebene bescheinigte Theiner der wiedergewählten Bezirksobfrau.
Josef Laner
Josef Laner

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