Foto: Günther Schöpf

„In Marmor verewigt...und auch in den Herzen“

Publiziert in 15 / 2011 - Erschienen am 20. April 2011
Latsch/Kastelbell - Ein lauer Unterwind streicht still durch die Apfelblüten. Nur für ein paar Sekunden übertönt ein dumpfes Trauersignal der Vinschgerbahn das Rauschen der Etsch. Sonst bleibt alles stumm. Tränen ­fließen, aber man kann sie nicht hören. Es ist Dienstag, der 12. April 2011, wenige Minuten nach 9 Uhr. Genau ein Jahr zuvor - es war ein Montag - hatten beim Zugunglück in der Latschander 9 Menschen den Tod gefunden, 28 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Ein Jahr danach stehen oder ­sitzen Angehörige und Freunde der Todesopfer, Überlebende, Vertreter von Rettungskräften und Sicherheitsbehörden sowie Politiker vor einem Marmor-Denkmal am Radweg in der Latschander. Die Gedenkstele trägt die Namen der 9 Toten: Michaela Kuenz (Martell, 18 Jahre), Judith Tappeiner (Schlanders, 20 Jahre), Elisabeth Peer (Tartsch, 21 Jahre), Julian Hartmann (Meran, 25 Jahre), Michaela Zöschg (Rabland/Prad, 34 Jahre), Rosina Ofner (Taufers i.M., 36 Jahre), Franz Rieger (Kastelbell, 66 Jahre), ­Regina Tscholl Tappeiner (Laas, 73 Jahre), Franz Hohenegger (Schlanders, 73 Jahre). „Ihre Namen sind in Marmor verewigt, aber auch in den Herzen“, sagte Landeshauptmann Luis Durnwalder, der mit fast allen Mitgliedern der Landesregierung zur Gedenkfeier in den Vinschgau gekommen war. Der 12. April 2010 sei der Tag gewesen, an dem sich auf einmal alles gewendet habe: „Wir glaubten, dass so etwas nie passieren kann, überhaupt nicht mit der Vinschgerbahn. Es war ein Tag des Schreckens, ein Anblick, wie man ihn zuvor noch nie gesehen hatte.“ Trotz allen Leids und großer Trauer, vor allem bei den Angehörigen und Freunden der Opfer und bei den Verletzten „haben wir aber auch viele helfende Hände gesehen, die alles Menschenmögliche leisteten, um ihren Nächsten zu helfen“, so Durnwalder weiter. Die Zeit könne Wunden heilen, aber nicht auslöschen. Die Gedenkstele, in Auftrag gegeben von der Landesregierung, entworfen vom Kortscher Künstler Karl Grasser und angefertigt vom Laaser Bildhauer Josef Mayr, soll auch ein Zeichen des Dankes an all jene sein, die am 12. April 2010 und auch nachher geholfen haben. „Dieses Mahnmal soll uns aber auch auffordern, alles in unserer Macht Stehende zu tun, damit so etwas nicht mehr passiert.“ Besondern Dank zollte Durnwalder auch dem Vinschger Landesrat Richard Theiner, der als Bindenglied zur Landesregierung fungierte. „Die Frage nach dem Warum bleibt auch ein Jahr nach diesem Unglück offen,“ sagte der Seelsorger Gottfried Ugolini, der die Stele im Rahmen der Gedenkveranstaltung segnete. Er erläuterte die Symbolik der Gedenkstätte. Die Stele stelle das Lebensrad dar, das inmitten auseinander bricht, und das Kreuz, das daraus emporwächst. ­Ugolini erinnerte auch an jene der Hinterbliebenen, „die es nicht geschafft haben, heute an dieser Gedenkveranstaltung teilzunehmen.“ Er rief dazu auf, einander Stütze zu sein: „Schon ein tröstender Blick kann helfen, ein freundliches Wort, ein Händedruck.“ Mitgestaltet haben die berührende Andacht die Weisenbläser aus Latsch, Silvia Moser und weitere Caritas-Mitarbeiter und zum Teil auch Hinterbliebene sowie Personen, die das Unglück überlebt haben. Abgesehen von sämtlichen, zum Teil noch offenen Fragen im Zusammenhang mit finanziellen Entschädigungen und mit den gerichtlichen Ermittlungen in Bezug auf die Tragödie hatte die Caritas bereits im Vorfeld in ­einer Pressemitteilung Zahlen und Fakten zur Spendenaktion für die Hinterbliebenen und Verletzten vorgelegt. „Viele Menschen wollten helfen und haben sich an der Spenden­aktion beteiligt, zu der Caritas und Despar/Aspiag nach der Katastrophe aufgerufen haben. Auch die Landesregierung hat umgehend 100.000 Euro als Soforthilfe bereitgestellt und Caritas und Bezirkssozialdienste damit beauftragt, diese Mittel den betroffenen Familien zukommen zu lassen,“ heißt es in der Aussendung. Insgesamt seien 191.262 Euro auf die Konten der Caritas eingegangen: 100.000 Euro seitens des Landes, 26.543 Euro durch die Spendenaktion mit Aspiag/Despar und 64.719 Euro seitens von 371 Spenderinnen und Spendern. Bis Oktober 2010 seien alle Spenden und öffentlichen Gelder bei den Hinterbliebenen und Verletzten angekommen.
Josef Laner
Josef Laner

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