Josef Thurner: „Ich bin freiwillig gegangen!“
Publiziert in 27 / 2011 - Erschienen am 13. Juli 2011
Mals - Josef Thurner aus Mals, Bauer, Gemeindereferent und langjähriger Ortsobmann des Südtiroler Bauernbundes (SBB) ist bereits am vergangenen 18. März als Obmann zurückgetreten und überhaupt vom Ortsbauernrat ausgeschieden. Erst in diesen Tagen wurde dies allerdings einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. „Der Vinschger“ hat mit Josef Thurner darüber gesprochen.
„Der Vinschger“: Herr Thurner, wir haben gehört, dass Sie nicht mehr Bauernbundobmann in Mals sind. Gegangen oder gegangen worden?
Josef Thurner (schmunzelt): Nein, nein, ich bin schon selbst gegangen. Ich bin freiwillig zurückgetreten.
Warum?
Josef Thurner: Nun, das liegt bereits über zwei Monate zurück, und es hat mit der Initiative „Adam & Epfl“ zu tun. Als sich diese Veranstaltung abzeichnete, wollte ich von Beginn an mit dabei sein und in der Arbeitsgruppe aktiv mitarbeiten, aber als Privatperson. Nach der Vorstellung der Initiative für die Presse wurde dann ein Foto veröffentlicht, worauf ich auch zu sehen war, allerdings mit dem Zusatz Gemeindereferent. Das hat dann zu einem Wirbel geführt.
Inwiefern?
Josef Thurner: Mir wurde vorgeworfen, ich könne eine derartige Mitarbeit nicht als Privatperson anbieten, ich würde doch in Zusammenhang mit meiner Funktion als Bauernbundobmann und Gemeindereferent gebracht. Das mag auch stimmen. Dann habe ich den Ortsbauernrat von Mals am 17. März einberufen und darüber gesprochen. Nachdem die mehrheitliche Meinung der Räte eben jene war, dass ich nicht als Privatperson auftreten könne, habe ich beschlossen, mein Amt niederzulegen und habe das Rücktrittschreiben am 18. März an das SBB-Büro nach Schlanders geschickt. Am 19. März war dann die Auftaktveranstaltung von „Adam & Epfl“.
Warum ist Ihnen die Mitarbeit von „Adam & Epfl“ so wichtig?
Josef Thurner: Weil wir einen neuen Weg gehen wollen im Hinblick auf Vieh- und Obstwirtschaft und Tatsachen auf den Tisch bringen wollen. Es sollen eine faire Diskussion und Auseinandersetzung möglich werden.
Wie wurde Ihr Rücktritt aufgenommen?
Josef Thurner: In Mals ist es nun so, dass mein Stellvertreter Martin Stecher vom Schmiedhof Obmann ist und Alfred Folie im Ortsbauernrat nachgerückt ist. Vom Bezirk habe ich eine Weile nichts gehört, dann hat mich Bezirksleiter Johann Wallnöfer angerufen und mir vorgeschlagen, die Sache noch einmal zu überdenken. Ich habe ihm geantwortet, dass mein Rücktritt fix ist. Ich gehöre nicht zu den „Rücktritt vom Rücktritt-Kandidaten“…
Sie waren ja bereits seit 2003 Ortsobmann und kennen den SBB gut. Was sagen Sie rückblickend?
Josef Thurner: Ich war immer und bleibe auch Ansprechpartner für die Bauern. Der SBB bietet sehr gute Dienstleistungen für die Bauern. Aber, wenn man nicht mehr sagen kann, was man denkt, muss man gehen. Im SBB sind meiner Ansicht nach Leute dabei, die genau in das Schema hineinpassen. Jene, die einmal „ausscheren“, sind nicht willkommen.
Es folgt die Stellungnahme von SBB-Bezirksobmann Andreas Tappeiner zu den Themen Rücktritt des Josef Thurner, „Adam & Epfl“, und Pestizidrückstände im Grundfutter.
„Der Vinschger“: Herr Tappeiner, Josef Thurner ist bekanntlich als Ortsobmann zurückgetreten. Was sagen Sie dazu?
Andreas Tappeiner: Josef war ein aktiver Ortsobmann. Wenn er sich dabei aber nicht mehr wohl gefühlt hat, konnte man ihn nicht zurückhalten. Er hatte mich bereits im Vorfeld von „Adam & Epfl“ darüber in Kenntnis gesetzt. Ich hatte ihm vorgeschlagen, den SBB mit ein zu beziehen, da das Thema Viehwirtschaft und Spezialkulturen ein wichtiges ist. Josef hat mir geantwortet, er steige als Privatperson ein und man solle die Veranstaltung einmal beginnen lassen. Da entstand dann schon ein gewisser Druck von Seiten des SBB. Ich selbst war dann bei der Auftaktveranstaltung im Malser Kulturhaus dabei.
Und?
Andreas Tappeiner: Ja das war alles eher als zusammenführend. Ich habe gleich gefühlt, dass es um Frontenbildung geht: Viehwirtschaft gegen Obstbau. Das kann’s nicht sein!
Was hat der SBB nun vor?
Andreas Tappeiner: Wir hatten kürzlich eine Bezirksbauernratssitzung. Da haben wir uns eingehend mit diesem Thema befasst. Wir haben eine Arbeitsgruppe gegründet mit Unterstützung des SBB auf Landesebene, mit dem Landwirtschafts-Inspektorat, mit der Laimburg, mit Vertretern der Obstwirtschaft. Es soll ein Leitfaden erstellt werden für alle Betroffenen und Interessierten, der im Herbst erscheinen soll, auch mit fundierten Zahlen. Es soll keine größere Kluft zwischen den beiden Sparten in der Landwirtschaft entstehen. Die Hauptgründe der verbreiteten ablehnenden Haltung einer Ausdehnung von Spezialkulturen im Obervinschgau sind sicher der Grundankauf von Auswärtigen und der erhöhte Pachtzins von Gütern.
Eng mit diesem Thema hängt ja auch das Problem mit den Pestizid-Rückständen im Grundfutter zusammen.
Andreas Tappeiner: Ja. Es wurden bisher in zwei Proben Rückstände gefunden, deswegen kann man dies nicht verallgemeinern. Aber erst kürzlich wurden wieder Proben entnommen. Wir haben da aber noch kein Ergebnis. Um dieses Problem angehen zu können, braucht es tiefgehende Resultate.
Interviews: Daniela di Pilla Stocker
Daniela di Pilla