„Man muss nicht das letzte Tafelsilber verschachern“
Publiziert in 2 / 2011 - Erschienen am 19. Januar 2011
Prad – Als Vizebürgermeister Karl Gruber in der Sitzung vom 20. Dezember dem Gemeinderat die öffentliche Versteigerung der ehemaligen Grundschule von Vellnair vorschlug, kam es zu einer angeregten Diskussion mit vielen Wortmeldungen. 100.000 Euro sei als Ausrufepreis vorgesehen für 1.072 Kubikmeter Raum und 356 Quadratmeter Freifläche. Der Erlös solle in die Sanierung des Zufahrtsweges zu den Vellnairhöfen auf dem Teilstück „St. Johann - Dürrn-Ast“ fließen. Gruber erinnerte den Rat, dass die einklassige Bergschule im Schuljahr 1992/1993 aufgelassen und das Gebäude nur mehr kurzfristig vermietet worden sei beziehungsweise leer stehe. 1990 habe dort die letzte öffentliche Versammlung stattgefunden, ergänzte Bürgermeister Hubert Pinggera. Der bauliche Zustand erfordere demnächst Investitionen der öffentlichen Hand. Rat Alfred Theiner (Union/Bürgerliste) war strikt gegen den Verkauf und wandte ein, dass es als Ausweichquartier für die 20 Familien auf den Berghöfen dienen könnte. Nach Wunibald Wallnöfer (Für Prad) sollte man den Verkauf überdenken und das Gebäude einem bestimmten Zweck zuführen. Udo Thoma (Für Prad) bat ebenfalls um Bedenkzeit, da derzeit für den Verkauf keine Notwendigkeit bestehe. Gegen die Stimmen von Theiner, Wallnöfer, Thoma, Karl Bernhart und bei der Enthaltung von Annegret Rück wurde der Grundsatzbeschluss gefasst, das Gebäude samt Freifläche zu veräußern.
Auf die Veröffentlichung im Internet meldete sich der ehemalige Rat Rudi Maurer über eine Aussendung zu Wort. Er fühle sich schockiert, schrieb Maurer, dass man den Platz, der ein Juwel sei, verschachere, um ein Straßenstück zu sanieren. Er hätte sich vorstellen können, dafür eine „erhaltenswerte Immobilie im Prader Altdorf“ einzutauschen. „Es muss nicht das letzte Tafelsilber verkauft werden“, schrieb Maurer. „Wenn eine Bergschule an Private geht, verliert die Allgemeinheit ein besonderes Stück Geschichte. Würde man die Bevölkerung mit einbeziehen, fänden sich Leute mit guten Ideen“. Es folgten Vorschläge, wie die Gemeindeverwaltung „ihre finanzielle Not beheben“ könnte, um Straßenstücke zu sanieren. Maurer hatte konkrete Anregungen parat, über das Gebäude die „wunderbare Natur“ am Prader Berg zu nutzen und über Kindergärten, Schulen, Gruppen, Vereine das Gebäude zu beleben. Über eine Art „Prader Rimpfhof“ könnte man den Kontakt zu den Bergbauernfamilien pflegen. Maurer vermisste „ein Mindestmaß an Bürgernähe“, da weder über die Dorfzeitung, noch über eine Bürgerversammlung informiert worden sei, und stellte die Frage: „Wieso wurde die ehemalige Bergschule am Lichtenberger Berg nicht verkauft, als man damals die Lichtenberger Straße saniert hatte?“
Günther Schöpf