Mit dem neuen Mila-Obmann auf dem Laufenden
Publiziert in 42 / 2010 - Erschienen am 24. November 2010
Prad – Von den etwa 550 Mila-Mitgliedern im Vinschgau waren am 18. November gut 200 in den Raiffeisensaal von „aquaprad“ gekommen. Einmal, um die üblichen Informationen aus der Führungsetage anzuhören und dann natürlich, um den ersten Auftritt des neu gewählten Mila-Obmannes Alfred Pobitzer aus Schleis zu erleben. Der hatte mit knapper Mehrheit Ende Oktober die Nachfolge von Alfons Alber angetreten. Damit sitzt nach Lothar Burger aus Prad wieder ein Vinschger den 2.185 Mila-Mitgliedern vor. Mit seiner persönlichen Vorstellung verband Pobitzer gleich einen Aufruf an bestimmte Mitglieder, das positive Bild der Genossenschaft durch Milchverkauf an Nichtmitgliedern nicht zu beeinträchtigen. Deutlich in dieselbe Kerbe haute Geschäftsführer Robert Zampieri auch in seinem Bericht. Bei einem Umsatz von 3,5 Millionen Euro zwischen Latsch und Reschen könne man es sich nicht leisten, die Milch zu niedrigeren Preise abzugeben, meinte er, und den Kaufleuten quasi in den Rücken zu fallen.
Zampieri legte weiters einen Überblick über die Milchanlieferung der Milkon (= Mila, Senni und Südtiroler Bergziegenmilch) zwischen 1. Jänner und 31. Oktober vor und berichtete von rückläufigen Liefermengen. Der Preis für Versandmilch sei noch nie so hoch gewesen und noch nie sei es so rentabel gewesen, in den Sommermonaten Milch zu stellen. Die Wertschöpfung belaufe sich pro Kilogramm mit Mehrwertsteuer auf 44,07 Cent, um 0, 78 Cent mehr als 2009. Zampieri erinnerte an die Erfolgsgeschichte der laktosefreien Milch mit einem Umsatzzuwachs von 31,7 Prozent und auf der anderen Seite an die Sättigung des Joghurt-Marktes. Ausführlich ging er auf die Schwierigkeiten ein, den italienischen Käsemarkt für Südtiroler Produkte zu bearbeiten. Die würden traditionell auf der österreichisch-bayerischen Geschmackswelle liegen. Trotzdem sei geplant, das Käsesortiment deutlich auszuweiten.
Geschäftsführer Zampieri nahm auch Stellung zur jüngsten Milkon-Expansion in die Lombardei. Fast schwärmend meinte er: „Dort haben wir mit ‚Stella Bianca‘ ein tolles Werk gekauft, von unschätzbarem Wert. Derzeit werden dort 20 Millionen Liter Milch verarbeitet. Ab 2011 wird täglich ein Tanklaster nach Lodi geschickt. Das bedeutet, wie müssen in Südtirol eine Nachtsammlung machen.“ Bis 31. Oktober seien 2,9 Millionen Kilogramm Milch geliefert und ein Umsatz von 17,7 Millionen Euro erzielt worden. Die Kredite zum Ankauf von Stella Bianca würden je zur Hälfte aus den Dividenden von Gastrofresh und aus dem Betrieb in Lodi bedient werden.
Vorgestellt wurde auch das neue Logo „Mila Südtirol“, um endlich auch den territorialen Zusammenhang herzustellen, wie vom Meraner und Sterzinger Milchhof schon vorgemacht. In seinen Ausführungen über das Marketingkonzept machte Zampieri auf den sparsamen Auftritt der Milkon aufmerksam. Neue Linien würden ausschließlich über das Verpackungsmaterial kommuniziert. Unter den Produktneuheiten betonte er vor allem die Bio-Schiene als Vinschger Erfolgsgeschichte. Die vier Biobauern Martha Helga Habicher (Mals), Günther Wallnöfer (Laatsch), Andreas Hauser (Schluderns) und Franz Peer (Graun) würden täglich 1.100 Liter anliefern. „Wir haben nur den Wunsch, dass viel mehr angeliefert wird“, meinte Zampieri. „Dazu suchen wir homogene Gebiete. Der Obervinschgau und das Vinschgauer Oberland wären ideal.“ Voll eingeschlagen habe die Produktion von Pfefferkäse und von „Mascarpone“. Die Milkon habe zwischen 2007 und 2010 2,7 Millionen Euro „für Qualitätsverbesserungs- und Optimierungsmaßnahmen“ in der Herstellung des italienischen Frischkäses investiert. 2006 habe die Menge 2.470.000, drei Jahre später 4.800.000 Kilogramm betragen. 2006 seien 1,1 Millionen Euro, 2010 2,4 Millionen erwirtschaftet worden. Nicht ganz absehbar seien die Reaktionen auf die neue Abfüllline „PET“. Als Flucht nach vorne bezeichnete Zampieri die Umstellung von Glas- auf Plastikflaschen; eine Notwendigkeit aus Kostengründen, die Protest- und Leserbriefaktionen nach sich ziehen könnte. Abschließend sparte Zampieri auch „das turbulente Mitarbeiterjahr“ und den Obmannwechsel nicht aus und äußerte sich zum Wirbel um die Tirol-Milch, in den die Milkon hineingezogen worden sei. Dem Bericht des Geschäftsführers folgte das Referat des Zuständigen für das Mitgliederwesen, Reinhard Schuster, über die Milchqualität und die Prämierung jener Mitglieder, die die beste Milchqualität erreichten.
Günther Schöpf