National Geographic ruft Katharinaberg
Publiziert in 36 / 2007 - Erschienen am 17. Oktober 2007
Katharinaberg/Kurzras – Wer hätte im Schnalstal gedacht, dass Filmregisseur Noel Dockstader und Produzentin Quinn Kennally aus San Francisco sich von einem Katharinaberger in Sachen Steinzeit beraten lassen. Und auch dem zukünftigen Moarhof-Bauer, Valentin Müller, wäre es nie in den Sinn gekommen, jemals als Schauspieler für National Geographic-Channel vor einer US-Amerikanischen Filmkamera zu stehen. Dazu wurde er geschminkt, mit Perücke versehen, in Fell und Leder gesteckt und hatte über die Almböden im hintersten Schnalstal herumzuschleichen und mit Pfeil und Bogen dem Ötzi aufzulauern. Tatsächlich ist Valentin Müller sowohl Ratgeber in der hochalpinen Kriminalsache „Ötzi-Mord“, als auch Mitwirkender an einer internationalen Filmproduktion, um die möglichen Todes- oder Mordszenarien am Tisenjoch nachzustellen und die Wissenschaftler näher an eine Lösung des weltberühmten Mordfalles heran zu bringen. „Der Vinschger“ hat die Aufzeichnung jener „Todschlag-Hypothese“ beobachtet, nach der Ötzi, dessen Rolle Josef Holzer aus Taisten spielt, in Gefolge von Freunden oder Bekannten auf der Jagd in einen Messerkampf verwickelt und später mit einem Pfeilschuss in den Rücken ermordet wurde.
Regisseur Dockstader bezog sich bei den Szenen auf die Schneide- und Stichwunden an Ötzis Armen und auf die Tatsache, dass man dem Mann vom Tisenjoch ja nichts Wertvolles, z.B. sein Kupferbeil, gestohlen hatte. Valentin Müller erwies sich als absoluter Steinzeitkenner, ja als „Steinzeit-Waffenfreak“, der nicht nur für die Filmcrew Bogen und Pfeile anfertigte, sondern auch geschickt Dolche aus Silex schlug und schabte. Natürlich hatte der Katharinaberger den Feuerstein aus den Lessinischen Bergen bei Verona selbst geholt. Bei den Dreharbeiten in der Nähe der Lazaunhütte erbrachte er einen weiteren Beweis seiner Vielseitigkeit. Um das dumpfe Geräusch des Pfeileinschusses im menschlichen Körper möglichst wirklichkeitsecht nachzustellen, hatten sich drei Darsteller anzuschleichen und Pfeile auf eine Tafel aus Styropor abzuschießen. Nur Valentin Müller versenkte seine Geschosse zielsicher wenige Zentimeter neben dem Objektiv einer sündteuren Filmkamera.
Günther Schöpf