Nur Faschingsscherz oder mehr?
Publiziert in 7 / 2009 - Erschienen am 25. Februar 2009
Schlanders – Über die Überdachung der Lauben in Bozen wurde kürzlich sehr ernsthaft diskutiert. Nur als Faschingsscherz war bereits 2005 das Projekt des Architekten Walter Dietl für die Überdachung der Fußgängerzone in Schlanders öffentlich bekannt geworden. Die Initiative war von den Kaufleuten ausgegangen, die sich seit jeher eine Aufwertung und stärkere Belebung der Fußgängerzone wünschen. Als sich die Baukommission der Gemeinde Schlanders vor wenigen Tagen erneut mit einem Überdachungs-Projekt zu befassen hatte, glaubten zunächst alle, es würde sich abermals um einen Faschingscherz handeln. Dem Gemeindetechniker Manfred Horrer aber, der neben Bürgermeister Johann Wallnöfer der einzige „Eingeweihte“ war und große Mühe hatte, sein Schmunzeln zu verbergen, gelang es anhand der detaillierten Planungsunterlagen sowie mit stichhaltigen Argumenten und Erklärungen die Kommission von der angeblichen Ernsthaftigkeit des Projektes zu überzeugen. „Zu Beginn gingen alle von einem Scherz aus, am Ende aber waren alle von der Güte des Projektes überzeugt, so dass die Kommission dem Vorhaben grundsätzlich zustimmte“, bestätigte Manfred Horrer dem „Vinschger“ gegenüber. Im Zuge der Diskussion habe sich herausgestellt, dass eine Überdachung der Fußgängerzone, aufgeteilt auf 3 Baulose, tatsächlich sinnvoll sein könnte. Als tragende Teile hatten Dietl und sein Mitarbeiterstab eine Metallkonstruktion vorgesehen, das Dach selbst würde aus Glas bestehen. Zu den Kommissionsmitgliedern, die sich überzeugen ließen, gehörten laut Horrer unter anderem Norbert Barbolini (Landesamt für Raumordnung), Heinrich Zoderer (Umweltschutz), Amtsarzt Oswald Tappeiner, Geom. Alfred Hell, Karl Pfitscher (HGV bzw. Tourismusverein), Kurt Tappeiner aus Göflan (Feuerwehr) und das Kortscher Gemeinderatsmitglied Hans Schaller. Man sei übereingekommen, dass man für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie möglicherweise Fachschulen einspannen könnte. „Dass die Kommission hier ein ‚Faschingsprojekt’ gutgeheißen hat, werden wir allen Mitgliedern am Aschermittwoch mitteilen,“ kündigte der Bürgermeister am Wochenende an. Ganz klar als Faschingsscherz wertet auch Walter Dietl sein Projekt. Es habe sich um eine Überarbeitung des 2005 erstellten „Faschingsprojektes“ gehandelt. Auf die Frage, ob eine Überdachung mehr sein könnte als nur ein Scherz, meinte Walter Dietl ganz ernsthaft: „Jein.“
Nun ist abzuwarten, was die Zukunft bringt. Vielleicht hat die Gemeinde künftig ja Geld genug, um sich diesen „Scherz“ tatsächlich zu leisten. (sepp/rm)
Auszüge aus dem technischen Bericht
„Die Fußgängerzone Schlanders beginnt in der Verlängerung der Göflaner Straße, erstreckt sich über den Dorfplatz und findet ihren Ausklang beim Damml. Eine Vielzahl von Geschäften bieten alles was das Herz begehrt und vieles mehr. Um das Einkaufen noch attraktiver zu gestalten und den öffentlichen Raum zu einem Ort der Begegnung zu machen, der jedem Wetter trotzt, wird ein Glasdach wie ein großer Regenschirm über die Dächer des Bestandes gespannt. Das Einkaufen wird zu einem Erlebnis, das bei jedem Wetter und bei jeder Tageszeit möglich wird. Der neu gewonnene Erschließungsraum bietet Platz für Gestaltungsmöglichkeiten, Werbeinstallationen und für Großveranstaltungen.“
„Die Konstruktion der Überdachung besteht aus einer Kombination aus verzinktem Stahl und Glas...eine Gitterstruktur aus Rundstahlrohren bildet das Skelett der Konstruktion...zwei flexibel aufeinander geklebte Glastafeln mit unterschiedlicher Größe bilden das Grundelement der dünnen Glashaut...das Problem der Überhitzung im Sommer wird zum einen durch die natürliche Belüftung an den Dachanschlüssen gut gelöst. Zum zweiten befinden sich im Bogenhöhepunkt Öffnungsflügel, die automatisch je nach Bedarf geöffnet bzw. geschlossen werden können...die Überdachung bietet ein neues Einkaufserlebnis in Schlanders.“