„Paamper, leck, leck, leck!“
Publiziert in 18 / 2005 - Erschienen am 21. September 2005
Eigentlich werden die Pamper, die Schafe, mit diesem Ruf zu den Salztrögen gelockt, weil er aber so vertraut klingt, lockten der Weger Vinzentn-Markus, Markus Gurschler aus Unser Frau, und der 73jährige Waldentaler, Johann Niedermair vom Schlanderser Sonnenberg, die Spitze der 1.400 Tiere zählenden Schafherde über die steilen Schrofen zur „Schoad“ in Kurzras. Lange Zeit war im Nebel nur das Blöken der Widder, Görren und Lämmer zu hören, das Gebimmel der Schellen, unterbrochen vom scharfen Bellen der „Schafer-Hunde“. Wie fast jedes Jahr hatten die Treiber kurz vor den „Pfrengern“, den umzäunten Abteilungen der „Schoadstelle“, der Scheidestelle, mehr Sorgen mit den Touristen als mit den Schafen. Der Ruf „teppeter als die Schof“ war mehrmals zu hören. Einige der übermüden Treiber beruhigten sich erst, als sie unter den bewundernden Blicken der vielen Schaulustigen auch das letzte Tier in die Umzäunungen gesperrt hatten. Dort standen die Züchter aus Unser Frau, und Katharinaberg, vom Schlanderser Sonnenberg, von Kortsch und von Tarnell in Laas schon bereit, um aus der farbig gekennzeichneten Herde ihre Tiere auszusortieren. Die 470 Kortscher Schafe wurden einzeln vom Schlanderser Gemeindereferenten Richard Wellenzohn (Kortsch) mit einem umfunktionierten Kilometerzähler erfasst.
Der Abtrieb von der Niedertal-Alm im Ötztal über den Niederjochferner durchs Tisental hinab nach Vernagt gleicht inzwischen einem bestens inszenierten Schaulaufen. Wie an einer weiß-braunen Schnur aufgereiht ziehen 2.100 blökende und bimmelnde Schafe über den letzten Hang herunter und unter einer großen Zuschauermenge vorbei. Es waren nicht nur Touristen unter den Schaulustigen auf dem Schutzdamm über Vernagt, die über den spektakulären Abtrieb staunten; es waren vor allem Familienangehörige der Schafliebhaber und –züchter aus Schnals, vom Tschöggelberg, von der Tisener Gegend, aus Naturns, Dorf Tirol, Laas und Schlanders gekommen.
Günther Schöpf