Penauder Liebschaft
Publiziert in 27 / 2011 - Erschienen am 13. Juli 2011
Vor zwölf Jahren habe ich mich verliebt. In das steile Tal und seine höchstgelegene Interessentschaftsalm in Europa: Penaud. Zwar hat sie seit dem Neubau 2003 etwas an Charme eingebüßt, ihr derzeitiger Pächter Franz Josef Tedoldi macht diesen Verlust locker wett. Seit nun vier Jahren nimmt der Laatscher Pensionist und Bauer seine Kühe mit auf die Sommerfrische ins Schnalstal. 25 Pferde, 650 Schafe, 170 Geisen, zwei Esel und einige Schweine teilen sich mit den Kühen die grünen Hochflächen, unglaubliche 1.300 ha. Bei den Käseliebhabern hat es sich zudem herumgesprochen, dass Tedoldi nicht nur verschiedene Kuhkäsesorten, sondern auch Käse aus Ziegenmilch herstellt. Eine Delikatesse.
Den Kirchta, heuer am 17. Juli, sollten sich Käsefreunde darum nicht entgehen lassen. Da wird aufgespielt und auf der eigens gezimmerten Tanzfläche gewirbelt, was die müden Beine hergeben. Und natürlich, wie es sich kurz vor Jakobi gehört, der erste, seit 19. Juni gereifte Käse, angeschnitten.
Seine wahre Farbenpracht zeigt das anfänglich unnahbare Hochtal für mich aber erst am Ende des Sommers, wenn die Lärchen sich färben und es rund um die Alm rötlich schimmert. Höchsten die Geisen durchbrechen mit ihren Schellen die wohltuende Almstille. Dann ist meine Zeit für mein Penaud gekommen.
Wegverlauf: Vom Parkplatz rechts dem bald steilen Almweg folgen. Nach ca. 1 ½ Stunde öffnet sich das Tal und gibt den Blick auf die Gipfel des Pfossentales frei. Nun geht es in Serpentinen noch die letzten 300 Hm hoch bis zu einer ausgeprägten Hochebene, an deren Ende sich die Penaudalm befindet (2.316 m, 1 ¼ Std.). Alternativ bietet sich auch der Anstieg über das Niederjöchl (2.662 m) von St. Martin a. Kofel aus (ca. 4 Std.), wie ihn die Wallfahrer aus Latsch jährlich bestreiten, an. Als Rückweg kann der Penauder Höhenweg – er führt bis auf 2.750 m - hinab zur Lafetzalm (2.015m, 2 Std.) und Unser Frau (1.510 m, 1 Std.) gewählt werden. Trittsicherheit und Orientierungssinn vorausgesetzt.
Ausgangspunkt: Parkplatz oberhalb Karthaus (1.550 m)
Anfahrt: In Karthaus nach dem Gasthof Zur Goldenen Rose rechts die geteerte Bergstraße bis zum Sennhof und weiter auf dem groben Schotterweg bis zum großen Parkplatz der Kloster- und Penaudalm
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober
Höhenmeter: ca. 800 m
Gesamtgehzeit: 5 Std.
Gesamtlänge: 13,2 km
Charakteristik: Almwanderung durchs langgezogene, z. T. steile Penaudtal, einem Seitental des Schnalstales.
Einkehrmöglichkeiten: Gastbetriebe im Tal und die erwähnten Almen Penaud-,Kloster- oder Lafetzalm.
Kartenmaterial: Tabacco 1 : 25.000, Blatt 04, Schnalstal/Naturns oder www.trekking.suedtirol.info
Andrea Kuntner