Pflegekräfte gezielt vermitteln
Publiziert in 11 / 2011 - Erschienen am 23. März 2011
Schlanders – Die Pflege zu Hause ist bereits jetzt eine große Herausforderung für betroffene Familien. In Zukunft wird diese Herausforderung noch größer werden, denn die Menschen werden im Durchschnitt immer älter. Angesichts dieses Szenarios haben die Bezirksgemeinschaft Vinschgau und das Arbeitsvermittlungszentrum Schlanders das neue Netzwerk „Pflege zu Hause“ aus der Taufe gehoben. „Das Ziel der neuen Plattform ist es, die Vermittlung von Pflegekräften zu ermöglichen bzw. zu verbessern“, sagte der für das Sozialwesen zuständige Bezirksreferent Dieter Pinggera bei der Vorstellung des Netzwerks am 15. März im Haus der Bezirksgemeinschaft in Schlanders. „Wir spüren schon seit Jahren, dass die Nachfrage für Pflegekräfte in den Familien steigt,“ bestätigte Martha Stecher, die Direktorin der Sozialdienste. Zurückzuführen sei dies nicht zuletzt auf die Einführung der Pflegesicherung, sprich auf die finanzielle Unterstützung der Familien in der Pflege ihrer Angehörigen. Neben dem Anstieg der Nachfrage an Pflegekräften gibt es andererseits auch Frauen und Männer, die als Pflegekräfte arbeiten wollen und bereit sind, sich dafür auszubilden.
Helmuth Sinn, der Direktor der Landesabteilung Arbeit, lobte das neue Netzwerk: „Es soll damit einerseits jenen Familien geholfen werden, die eine Pflegebedarf haben, und andererseits geht es auch darum, die Schwarzarbeit im Pflegesektor zu bekämpfen.“ Südtirolweit sind derzeit ca. 4.360 Personen legal und regulär im Hauspflegesektor beschäftigt, wobei es sich bei vielen davon um Nicht-EU-Bürger handelt. 92 % der Beschäftigten sind Frauen. Im Vinschgau gibt es zurzeit 164 Beschäftigte im Pflegesektor. „Wir haben auf der einen Seite die Nachfrage und auf der anderen das Angebot, denn es gibt auch in Südtirol und im Vinschgau Personen, die im Pflegesektor arbeiten wollen,“ so Helmuth Sinn. Mit dem neuen Netzwerk soll es gelingen, Angebot und Nachfrage zusammenzuführen.
Wie das konkret funktioniert, erläuterte Robert Grüner, der Leiter des Arbeitsvermittlungszentrums Schlanders. So können etwa Familien selbst ein Angebot ins Netz stellen bzw. sich beim Erstellen eines Stellenangebotes vom Arbeitsvermittlungszentrum helfen lassen. Jene Personen, die im Pflegesektor arbeiten möchten, oder Familien, die Pflegekräfte einstellen wollen, können sich für Informationen an das Arbeitsvermittlungszentrum Schlanders wenden (Tel.: 0473 736191, E-Mail: avz-schlanders@provinz.bz.it). Die Arbeitsbörse im Internet soll vermehrt als Plattform für Stellenangebote und -gesuche im Haushalt und in der Pflege genutzt werden. Eine Vorauswahl der Pflegekräfte aufgrund des erhobenen Bedarfs soll die Vermittlung erleichtern.
Eine ausgebildete Pflegekraft bezieht übrigens bei einem Achtstundentag einen monatlichen Nettolohn von ca. 1.000 Euro.
Die Sozialsprengel der Bezirksgemeinschaft, die bereits mit der bestehenden Beratungstätigkeit, dem Angebot der Grundpflege und der Anlernung der privaten Pflegekräfte wertvolle Unterstützung bei der Pflege zu Hause leisten, werden in Zukunft mit der Erhebung des Pflegebedarfs, der durch private Pflegekräfte abgedeckt werden soll, und mit einer gezielten Weiterleitung an das Arbeitsvermittlungszentrum ihren Schwerpunkt verstärkt auf die Beratung und Unterstützung bei der Organisation der Pflege zu Hause legen. Wie Martha Stecher und ihre leitenden Mitarbeiterinnen unterstrichen, verstehen sich die Sozialdienste zwar keineswegs als Kontrollorgan, doch der Aspekt, dass die im Pflegesektor tätigen Personen vor allem auch in ihrem eigenen Interesse (Absicherung, Vorsorge usw.) regulär und ordnungsgemäß arbeiten, sei nicht zu unterschätzen.
Informationen gibt es auch bei den Sozialsprengeln Mittelvinschgau (Tel. 0473 736700) und Obervinschgau (Tel. 0473 836000).
Josef Laner