„Prad hat die Chance, etwas Modernes zu schaffen“
Publiziert in 39 / 2010 - Erschienen am 4. November 2010
Prad – Die Direktorin der Sozialdienste in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, Martha Stecher, war voll des Lobes für das Volontariat in Prad, für die Anregungen aus den Reihen der Prader, dabei nannte sie Fritz Unterer und Rosl Weissenegger, und gab sich überzeugt, dass mit der neuen Seniorenstruktur in Prad etwas Modernes geschaffen werden könne. Stecher war mit einigen Mitarbeiterinnen des Hauspflegdienstes und gut 80 Praderinnen und Pradern zu einer Informationsversammlung ins Nationalparkhaus „aquaprad“ gekommen, um über den Stand der Bauarbeiten am Seniorenzentrum und über die „Zukunft der Pflege und Betreuung in Südtirol“ durch Landesrat Richard Theiner informiert zu werden. Markus Lutt als Vorsitzender des Sozialausschusses Prad und Tanja Ortler als Gemeindereferentin für Soziales konnten dazu eine starke Riege von Verwaltern begrüßen. Neben Bürgermeister Hubert Pinggera waren sein Stellvertreter Karl Gruber, die Referenten Werner Egger und Sepp Gritsch und die SVP-Räte Jessica Hofer, Rita Brunner, Klaus Wallnöfer, Thomas Rungg und Christian Obwegeser anwesend. Die Liste „Für Prad“ war mit Wunibald Wallnöfer und Annegret Rück präsent. Unter den Zuhörern befand sich auch der Obmann des KVW-Bezirks Vinschgau und Sozialreferent in Schlanders, Heinrich Fliri.
Ihrem Einführungsreferat voran stellte Tanja Ortler den Dank an die früheren Referenten Alfred Gander und Rosl Weissenegger. Nach der Vorstellung der Mitglieder des Sozialausschusses und des Seniorenbeirates mit der Vorsitzenden Friederike Saurer beleuchtete sie die demografische Situation der Gemeinde Prad mit der Südtiroler Seltenheit, dass unterm Ortler von 3.379 Pradern die Männer zahlenmäßig überwiegen. Inzwischen seien die stärksten Jahrgänge unter den über 60-Jährigen zu finden. Etwa 700 Bürger über 60 hätten nicht nur den Wunsch, sondern zumeist auch die Gesundheit, weiterhin ein erfülltes Leben zu führen. „Dazu braucht es die geplanten Seniorenstrukturen in Prad“, sagte Referentin Ortler, „mit Mensa, Tagespflegeheim und Wohngemeinschaften“. Sie begründete ausführlich die Berechtigung und den Sinn einer Seniorenmensa als Entlastung für das Essen auf Rädern und erläuterte das geplante Raumprogramm in der neuen Struktur, die leider vier Jahre lang nur im Rohbau bestand.
Sehr aufmerksam wurden die Ausführungen von Landesrat Richard Theiner verfolgt. Mit bisher unveröffentlichten Zahlen belegte er die Altersstruktur der Südtiroler und zeichnete ein erfreuliches Bild der Pflege- und Betreuungssituation im Vinschgau, nicht ohne zu betonen, dass dies vor allem den Freiwilligen zu verdanken sei. Theiner wies auf die Langzeitfolgen der abnehmenden Kinderzahl und der unstabilen Familienverhältnisse hin und befürchtete, dass Pflegende selbst immer öfter zu Pflegefällen würden, wenn nicht eine ganze Palette von Betreuungsmöglichkeiten zu den bestehenden dazu kämen. In der kurzen Diskussion wurde auch in Prad die Frage an Richard Theiner gestellt: „ Was passiert mit unserem Krankenhaus in Schlanders?“ Die Antwort Theiners war klar und unmissverständlich: „Schlanders hat seine Existenzberechtigung. Das Einzugsgebiet – größer als das von Innichen und Bruneck zusammen – erzwingt dies. Allerdings kann nicht alles angeboten werden.“ Ein kurzes Statement gab Gemeindearzt Wunibald Wallnöfer über die Angebote der Basismedizin in der Gemeinde. Apotheker Hartmann Köfler wollte die Kriterien für die Vergabe der Wohnplätze in der neuen Seniorenstruktur und die Verwendung des Sprengelstützpunktes wissen. Als eine Zuhörerin bemängelte, dass die Informationsveranstaltung nicht genug bekannt gemacht worden sei und dass es sich beim Seniorenbeirat um eine „leere Schachtel“ handle, verteidigten Tanja Ortler und Friederike Saurer dessen Tätigkeit und wehrten sich energisch gegen die Vorwürfe. Nach der Ankündigung durch Martha Stecher, dass demnächst auch Interreg-Mittel für Sozialprojekte verwendet würden, und dem Dank für die Informationen durch Christian Obwegeser wurde die Veranstaltung mit einem Umtrunk fortgesetzt.
Günther Schöpf