Rojen: Probleme mit Schülerbeförderung
Publiziert in 19 / 2005 - Erschienen am 6. Oktober 2005
Nur zwölf Menschen leben derzeit im Weiler Rojen in der Gemeinde Graun. Deborah Federspiel ist die einzige Oberschülerin, ihr Bruder Michael der einzige Mittelschüler und ihr Nachbarkind Jonas das einzige Kindergartenkind. Jonas, der noch eine fast zweijährige Schwester hat, wird täglich von seinen Eltern zum Kindergarten nach Reschen gebracht. Michael besucht die Mittelschule in St. Valentin auf der Haide und wird täglich um 6.35 Uhr vom Schülerbeförderungsdienst in Rojen abgeholt. Deborah allerdings, die die zweite Klasse an der Lehranstalt für Soziales „Claudia von Medici" in Mals besucht, kann diesen Beförderungsdienst nicht nutzen, sondern muss Tag für Tag von ihrer Mutter mit dem Auto zur Bushaltstelle nach Reschen gebracht werden. „Wir müssen sehr früh aufbrechen, um den Bus zu erwischen, der um 6.25 Uhr los fährt“, sagt Deborahs Mutter Verena. Zumal die Schule in Mals um 7.30 Uhr beginnt, muss Deborah schon um 6.25 Uhr am Reschen losfahren. Sie ist dann schon um 7 Uhr in Mals und muss bis zum Schulbeginn warten.
„Für Deborah und uns alle wäre es viel besser, wenn sie am Morgen mit dem Beförderungsdienst, den auch Michael nutzt, mitfahren könnte“, stimmen die Eltern Verena und Peter Federspiel überein. In einem solchen Fall könnte sie aber erst um 7 Uhr mit dem Bus am Reschen losfahren und käme zwischen 10 und 15 Minuten zu spät in die Schule. Verspätungen wiederum dulde der Schuldirektor nicht. Verena Federspiel hat mittlerweile an vielen Stellen vorgesprochen. Selbst an den zuständigen Landesrat Thomas Widmann hat sie sich gewandt, zumal dieser öffentlich erklärt habe, dass jedes Kind ein Anrecht auf einen Sondertransport habe. Widmann habe ihr allerdings mitgeteilt, dass es Sonderbeförderungen nur ab vier Schülern gebe.
Von Rojen (2000 Meter) bis Reschen sind es immerhin knapp neun Kilometer. Im Winter ist die Straße oft verschneit. Zumal Peter Federspiel im Winter bei einer Liftgesellschaft arbeitet, muss seine Frau die Tochter bis zum Reschen bringen. Verena Federspiel aber leidet an einer Gehbehinderung. „Für mich ist das Autofahren im Winter der reinste Horror, Schneeketten etwa kann ich nicht montieren.“
Als Peter Federspiel die Grundschule im Dorf Reschen besuchte, wohnte er beim Schmied und kam während des Schuljahres nur dreimal nach Rojen. Er habe sich wohl gefühlt, denn er war immer mit den anderen Kindern zusammen, und zwar nicht nur in der Schule.
Die Kinder in Rojen fühlten sich zu Hause zwar wohl, müssten ihre Freizeit aber allein verbringen. „Sie können weder bei einer Fußballmannschaft mitspielen, noch die Musikschule besuchen“, bedauern Verena und Peter Federspiel.
Josef Laner