Ulrike Harder aus Berlin: „Gut ausgebildete und verständnisvolle Hebammen sind sehr wichtig, wenn bei der Geburt Komplikationen auftauchen.“

Schwierige Situationen bei der Geburt

Publiziert in 18 / 2012 - Erschienen am 9. Mai 2012
Goldrain - Der Hebammenverband Südtirol mit Präsidentin Astrid Di Bella und das Bildungshaus Schloss Goldrain mit Irene Terzer stellten die Fachtagung 2012 unter die Thematik der interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Lösung von Problemen im Zusammenhang mit der Geburt. Die Hebamme nimmt in der Begleitung von Mutter, Kind und Vater eine zentrale Rolle ein, ist oftmals die Ansprechperson und eine Vertrauensfigur. Das kann in schwierigen Situationen dazu führen, dass auf der Hebamme großer Druck lastet, weil sich die Eltern in erster Linie von ihr Hilfe und Rat erwarten. Hilfreich kann dabei sein, mit anderen Berufsgruppen ein tragfähiges Netzwerk aufzubauen und gut zu kommunizieren. Die Fachtagung zielte darauf ab, das Wissen über die verschiedenen Aspekte, die bei schwierigen Geburtssituationen zu berücksichtigen sind, aufzufrischen und das Bewusstsein zu stärken, auf ein Netzwerk von verschiedenen Berufsgruppen zurückzugreifen, um Mutter, Kind und Vater während und nach einer schwierigen Geburt ganzheitlich begleiten zu können. Die Leiterin der Hebammenschule in Berlin, Ulrike Harder, befasste sich mit der besonderen Problematik der verzögerten Kopf- und Schultergeburt. Dabei konnten die Teilnehmerinnen auch im Workshop praktisch üben, was in der Geburtssituation richtigerweise getan werden muss und welche Fehler in früherer Zeit bei schwierigen Geburten gemacht wurden. Grazia Molinaro, leitende Ärztin in der Neugeborenenintensivstation im Krankenhaus Bozen, sprach über die Überlebenschancen und die Rettungsmaßnahmen bei Frühgeburten, die praktisch erst bei Schwangerschaften nach der 23. Schwangerschaftswoche möglich sind. Während in anderen Ländern die Eltern gefragt werden, ob sie mit Maßnahmen zum Überleben der Frühgeburt einverstanden sind, haben sie in Italien nichts mitzubestimmen. ­Giovanni Fusaro, diplomierter Osteopath aus Bozen, informierte über die Möglichkeiten der Osteopathie zur Behandlung des Neugeborenen nach schwierigen Geburten. Großes Interesse weckten auch die Vorträge von Barbara Walcher, Fachberaterin für „Emotionale Erste Hilfe“ und Psychotherapeutin Manuela Werth aus Innsbruck. Es sei emotional sehr wichtig, dass sich die Frau in der Geburtssituation nicht allein gelassen fühle, belastend für die Gebärende sei es besonders dann, wenn sie selbst sich nur mehr als Nebensache eingeschätzt fühle. „Keine Hektik, kein Stress“ war immer wieder die Forderung der Expertinnen im Zusammenhang mit schwierigen Geburten. Manuela Werth befasste sich mit den besonderen Schwierigkeiten traumatisierter Frauen, verursacht vor allem durch sexuellen Missbrauch und Gewalterfahrungen. Der Nachmittag der Fachtagung war praktischen Übungen und detaillierten Fragestellungen gewidmet. Moderatorin der Tagung war Evi Keifl.
Friedrich Haring
Friedrich Haring

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