Stellungnahme der Bürger­initiative Malser Haide (zum Titelthema im „Der Vinschger“ 03/11: „Der Wind auf der Malser Haide“ von Georg Wunderer)

Publiziert in 6 / 2011 - Erschienen am 16. Februar 2011
• Wegen unseres Einsatzes gegen die Windkraftanlage (WKA) auf der Malser Haide wurden wir bereits öfters angegriffen. Auf unsachliche Vorwürfe, wie sie z. T. am Wirtshaustisch geäußert werden, sind wir bewusst nicht eingegangen. Wir wollen es vermeiden, Emotionen aufzubauschen. Nun sehen wir uns dazu veranlasst, zu einigen von Herrn Wunderer medial ge­äußerten Vorwürfen und Aussagen Stellung zu nehmen. • Mit Verlaub, wir sind nicht ein paar „Eifrige“, wie Sie uns in einem Südtirol Journal eher abfällig betitelt haben. Wir sind eine breite Gruppe, die sich intensiv und objektiv mit der auf der Malser Haide geplanten WKA auseinandersetzt, gerade mit den Nachteilen, die von offizieller Seite gerne verschwiegen werden. • Wenn Sie von „Horrorszenarien“ sprechen, die wir verbreiten, dann weisen wir Sie darauf hin, dass unsere Argumente auf Tatsachen und unabhängigen Studien beruhen! Wenn Sie also von „Horrorszenarien“ sprechen, dann muss einem das noch mehr zu denken geben! • Dass wir Windräder „dorthin pflanzen“, wo keine kommen (ff 3/2011), ist eine Unterstellung, die widerlegt wurde. Allerdings ist es eine Tat­sache, dass die Fotomontagen in der Studie der „Windkraft ­Marein“ Realitäten verschleiern (z. B. graue Windräder ohne rote Markierung vor grauem Hintergrund). • Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. 153 m hohe, bewegliche, blinkende Windkraftturbinen sind jedenfalls großtechnische Strukturen, die viele Einheimische und Gäste stören. Die Malser Haide ist eine Bannzone, in der eigentlich nicht gebaut werden darf. Unter einer „moderaten Nutzung lokaler Energiequellen“ stellen wir uns etwas anderes vor. • Herr Wunderer zeichnet in seinem Beitrag ein einseitiges Bild. Negatives wird ausspart bzw. verharmlost. Auf Sorgen der Bevölkerung wird kaum eingegangen. Vielmehr wird ihr nahegelegt, für dieses Projekt zu sein. Durch das Heraufbeschwören einer „Katastrophe“ oder Drohungen wie „wenn nicht wir die Windräder bauen, dann kommen mit Sicherheit andere, die nur ein Geschäft machen wollen“ („Der Vinschger“ 39/10) werden Ängste geschürt. Aber: Sind Windräder erst einmal errichtet, dann ist der Anfang gemacht und eine Erweiterung langfristig schwer zu verhindern. (Die aktuelle Diskussion spricht für sich!) • „Saubere“ Energie kann doch nicht auf Kosten von Menschen produziert werden, deren Zukunft gefährdet wird. Das weckt natürlich Emotionen. • Es wird von einem Beitrag gegen die Klimaerwärmung geredet, aber verschwiegen, dass der Obere Vinschgau schon längst viel zur Energieversorgung beiträgt und eine WKA eigentlich kein Beitrag ist, solange der CO²-Zertifikate-Handel in dieser Form weiterbesteht. • Wir können uns nicht erklären, warum einige in der Studie angeführte Daten den im Artikel zitierten widersprechen. • Es ist eine Tatsache, dass der Strom bisher nicht billiger wurde! Das wurde beim Bau des ersten Windrades ver­sprochen! Strom, der nicht verbraucht wird, ist der billigste – darin liegt ein großes Potential. • Der Strombedarf im Winter kann auch durch eine WKA nicht sichergestellt werden, da der Wind im Oberen Vinschgau zwar oft heftig bläst, aber nicht „relativ konstant“. • Im Artikel werden die Gefahren durch Infraschall heruntergespielt. Es wird eine Studie aus den 80er Jahren zitiert, die Infraschall als harmlos einstuft und wiederholt widerlegt wurde. Es gibt genügend Studien, welche ­physische und psychische Folgen wie Schwindel, Depressionen, Konzentrations-, Schlafstörungen, Angstzustände als Folgen aufzeigen - über mehrere km Entfernung. Wegen seiner Wirkungen wird Infraschall auch für militärische Zwecke verwendet. Es ist internationaler Standard, mindestens 2 km Abstand von WKAs zu Wohnsiedlungen zu wahren, wobei die Wirkung im Gebirge noch verstärkt wird. Wer übernimmt die Verantwortung für mögliche gesundheitliche Schäden? Etwa die „Windkraft Marein“? • Monotoner Lärm über 40 dB ist kein „leises Geräusch“, darum in der Nacht außerhalb von Ortskernen gesetzlich unzulässig. Reden Sie mit den Bewohnern von Alsack! • „Das Wachstum der Pflanzen sowie der Wert der Grundstücke würde sicher nicht vermindert, ganz im Gegenteil“. Dass Pflanzen schneller wachsen, können Sie wohl nicht gemeint haben. Wer glaubt wirklich, dass die Grundstücke vieler Bauern an Wert gewinnen würden, weil eine große Nachfrage an Wiesen besteht, die an die wenigen Windrad-Wiesen angrenzen? • Das Thema Wertverlust von Gebäuden kommt nicht zur Sprache. In der Umgebung von WKA sinkt der Immobilienwert beträchtlich, teilweise werden Objekte unverkäuflich. Dies ist eine Tatsache, die selbst überzeugte Befürworter nicht bestreiten. Vielleicht, weil sie selber nicht in deren Nähe wohnen möchten? • Die zu erwartenden negativen Auswirkungen auf den Tourismus werden nicht erwähnt. Der Tourismus, der durch das kürzlich vorgestellte „Kompetenzzentrum“ mit unberührter Natur wirbt (nicht mit Nachhaltigkeit), wird an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Die Umfrage bei den Gästen zeigt, dass mit Einbußen zu rechnen ist. Demnach wird diese WKA nicht zur „Stablilisierung des Vinschgauer Sozial- und Wirtschaftsraumes“ beitragen! • Der Tourismus ist der Wirtschaftsmotor im Oberen Vinschgau und schafft direkt und indirekt viele Arbeitsplätze. Wie viele würde die WKA hier langfristig beschäftigen? • Das Investitionsvolumen von ca. 27 Millionen Euro ist sehr hoch, die Kosten-­Nutzen-Analyse zu überdenken. In die Waagschale zu werfen sind auch Wertverluste, Tourismus, Stromnetz, mögliche Zins­steigerung, Rückgang der „grünen Zertifikate“… • An Glaubwürdigkeit haben die Betreiber verloren, als man sich über die Versprechungen hinweggesetzt und an­stelle einer Bürgerbefragung ein zweites Windrad aufgestellt hat. Herr Wunderer schreibt, dass seit Jahren am Projekt geplant wird. Wenn man frühzeitig und transparent informiert und „miteinander redet“, vermeidet man es, in der Bevölkerung den Eindruck des „Überrumpelt-Werdens“ und „Hintenrum“ aufkommen zu lassen. Über die Hochstrom­leitung und geplanten Pumpspeicherwerke wurde jedenfalls noch nicht öffentlich diskutiert. Wir sind davon überzeugt: • Die Errichtung von Wind­turbinen in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten, an einem der schönsten Plätze im Vinschgau, wäre ein nicht wieder gutzumachender Schaden! • Die beiden bestehenden Windräder zu belassen (eines in der Sichtachse zum Ortler, das andere in nächster Nähe zu Wohngebieten), wäre inakzeptabel! Damit wäre das Thema nicht vom Tisch, sondern nur in der „Schublade“ verstaut (um Gemeindepolitiker zu zitieren) – und alles beginnt von vorn. Die Erfahrung lehrt: Ein Windrad kommt selten allein! Die Bürgerinitiative­ Malser Haide (weitere Informationen und die ausführlichere Stellungnahme unter www.malserhaide.it)

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