Auch in diesem Jahr noch ohne Fahrkartenschalter: Der Malser Bahnhof.

Stiefkind im Dreiländereck: Der Malser Bahnhof

Publiziert in 16 / 2011 - Erschienen am 28. April 2011
Mals – Seit 18. April ist der Fahrradverleih der Vinschgerbahn, „rent a radl“, eine Initiative des im vergangenen September verstorbenen Unternehmers mit Erfindungsgeist, Erwin ­Stricker, wieder geöffnet. Der gegenüber gelegene Fahrrad- und Shuttleservice von Doris und Siegfried Weisenhorn ist seit März geöffnet. Beide Unternehmen kommen gut miteinander aus und ergänzen sich: Mountainbikes, Tourangebote und Shuttleservice sind das Geschäft der Weisenhorns - die Verleihstellen entlang der Bahnstrecke werden mit einer größeren Anzahl von Fahrrädern von der Erwin Stricker KG bedient. Dass das Kombiticket „bike­mobil“ im Vergleich zur ehemaligen Eventcard teurer sei, darüber hatte sich der ehemalige Präsident des Tourismusvereines Obervinschgau, Gerhard Malloth, so geärgert, dass er „uns mit der Presse bombardierte“, kommentiert Augustin Grüner, Leiter der zwölf Fahrradverleihstationen und des Skiverleihs auf Meran 2000 und Schnals des Sportservice Erwin Stricker. „Und Herr Noggler sollte als SVP-Politiker eigentlich wissen, dass die Ausschreibung bis ­Mitte April lief und wir vorher nicht öffnen konnten.“ Der Landtagsabgeordnete aus Mals erkundigte sich am 5. April 2011 beim Landesrat für Mobilität, Thomas Widmann, warum der Fahrrad-Verleih geschlossen sei. Sepp Noggler­ (im Bild) ging es in der Fragestunde im Landtag auch darum, an einen notwendigen Geldwechselautomaten am Malser Bahnhof zu erinnern oder die Möglichkeiten einer späteren Zugfahrtmöglichkeit als um 21.20 Uhr in Mals zu eruieren. Dass die Erwin Stricker KG den Verleih erneut leitet, findet Sepp Noggler in Ordnung: „Sie haben schon Erfahrung.“ Viel mehr als das, ließe sich hinzufügen, schließlich war es Erwin Stricker, dem die gesamte Verleih­geschichte entlang der Vinschgerbahn zu verdanken ist. Sepp Noggler will in der Zukunft bei Landesrat Widmann kontrollieren, ob das Versprechen eines Fahrkartenschalters am Malser Bahnhof für 2012 eingelöst wird. Dass ein Bahnhofsschalter für den Fahrkartenverkauf notwendig ist, dessen ist sich der Abgeordnete bewusst. Womit ein eindeutiges Problem der Gesamtsituation des Malser Bahnhofes umrissen ist. Fast alle direkt Beteiligten sind sich einig, dass ein Fahrkartenschalter dringend notwendig ist: Das bestätigen Karlinde Tarneller, Leiterin des Büros des Tourismusvereins Obervinschgau in Mals, Augustin Grüner sowie Doris und Siegfried Weisenhorn. Die Frage nach der Wichtigkeit führt zu einer Einschätzung eines Tourismusexperten. Der Direktor der Marketinggesellschaft ­Meran (MGM), Thomas Aichner, erklärt die Eckpfeiler des Tourismus: Die Natur und schon vorhandene Kulturdenkmäler, wie Bergsteigparadiese am Ortler­ oder Kloster Marienberg beispielsweise, bildeten eine Säule. Eine weitere seien all jene ­Strukturen, die das Erleben des Erstgenannten ermöglichen, also eine funktionierende Infrastruktur mit öffentlichen ­Verkehrsmitteln, Museen, ­Veranstaltungen, günstigen Öffnungs­­­­­­­­zeiten usw. Und als dritter Eckpfeiler gelte, auf ­welche Art und Weise diese Möglichkeiten angeboten würden, mit professionellem Service und Freundlichkeit, die eben für die Emotionalität des Erlebens ausschlaggebend seien. Und wenn eine Säule nicht stimme, dann funktioniere der Tourismus nicht. „Es mag weniger spannend sein, einen Fahrkartenschalter zu eröffnen als einen neuen Lehrpfad. Aber den­ ­Ferrari kaufen Sie auch nicht wegen der Reifen. Aber ohne können Sie ihn nicht fahren.“ Ein Fahrkartenschalter am Dreiländereck-Bahnhof Mals ist unabdingbar, fügt Doris Weisenhorn hinzu, die sich mit den Bedürfnissen der Touristen auskennt: Sie hatte von 2005 bis 2009 den Bereich des Fahrkartenverkaufs geleitet. Für die Information rund um die verschiedenen Angebote und die Fahrkarten brauche es Zeit: rund zehn Minuten rechnet sie, um einen Gast ausreichend informieren zu können. Die jetzige Situation, bei Anrufen von Mehrfach-Gästen die Fahrkarten in der Bahnhofsbar zu hinterlegen - eine Leistung des Malser Tourismusbüros - ist lediglich eine Notlösung, bestätigt Karlinde Tarneller. Das Anschreiben der Erwin Stricker KG vom letzten Jahr an die SAD hinsichtlich einer Änderung der ­Situation durch einen Fahrkartenschalter blieb jedoch unbeantwortet. Bleibt zu hoffen, dass die Lobbyarbeit in Bozen Früchte trägt, damit der Stolz der Politiker auf die Vinschgerbahn, deren Initiative der Wiederbelebung vor allem der Umweltschutzgruppe und Bürgerini­tiativen zu verdanken ist, den Nutzern verständlich bleibt.
Katharina Hohenstein
Katharina Hohenstein

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