Dr. Christoph Puelacher, Foto: Waltraud Klotz

Über Schlafstörungen bei Erwachsenen und Kindern

Publiziert in 44 / 2009 - Erschienen am 10. Dezember 2009
Schluderns – Im Gemeindesaal Schluderns fand kürzlich ein gut besuchter Informationsabend zum Thema „Schlaf­störungen - Ein- und Durchschlafprobleme bei Erwachsenen und Schulkindern“ statt. Referent war Dr. ­Christoph Puelacher, ärztlicher Direktor des Schlaflabors Telfs. Veranstalter des Abends war die Zweigstelle Schluderns des Katholischen Familienverbandes Südtirol. „Der Vinschger“ hat mit Dr. Puelacher ein Gespräch geführt. „Der Vinschger: Herr ­Dr. ­Puelacher, Sie haben beim Vortrag in Schluderns von Schlaf- und Durchschlafstörungen gesprochen. Von welchen? Christoph Puelacher: Es gibt über 80 Schlafstörungen, wobei die häufigsten bei der Frau das Syndrom der Zappelbeine („Restless Legs Syndrom“) und beim Mann das Schlafapnoe-Syndrom (Syndrom der nächtlichen Atemaussetzer) sind. Außerdem habe ich über das Schlafwandeln im Kindes- und Erwachsenenalter und generell über die Schlaflosigkeit ge­sprochen. Dabei wieder über die Tatsache, dass allgemeine entspannende Maßnahmen (Massagen, Yoga usw.), Bewegung und Ernährungsumstellung eine rationale ­Therapie darstellen und dass bei Schlaflosigkeit eine genaue medizinische Anamnese und komplette Untersuchung mit Blutlabor notwendig sind. Zusätzlich ist die Zusammenarbeit des praktischen All­gemeinarztes und der Fachärzte vor Ort notwendig. Gibt es Unterschied ­zwischen den Schalfstörungen bei Erwachsenen und jenen bei Kindern? Wenn ja, welche? Christoph Puelacher: Die Schlafstörungen bei Kindern habe ihre Ursache nicht selten im nicht artgerechten Bett, das oft zu groß ist - daher bitte mit Polstern und Kuschel­tieren verkleinern -, in der Verengung der oberen Atemwege - zu große Mandeln - und zum Beispiel bei Polypen in der Nase: behinderte Nasen­atmung. Auch Bettnässen gehört zu den Schlafstörungen genauso wie das Schlafwandeln. Wenn dieses ausgeprägt ist, soll es vom Spezialisten behandelt werden. Bei vielen Kindern kommt dies allerdings nur  in geringem Ausmaß vor. Auch die hyperaktiven Kinder ge­hören nach ihren Schlafgewohnheiten abgefragt. Nicht selten stecken hinter einem „Zappelphilipp“ eine Schlaf­störung oder inadäquates Schlafverhalten, zum Beispiel zu kurzer Schlaf. Zu kurzer Schlaf gilt bei Kindern und Erwachs­enen als eigener Risikofaktor für Adipositas, demnach Ab­klärung bei Übergewicht! Welche Tipps geben Sie Menschen, die an Schlafstörungen leiden? Christoph Puelacher: Grundsätzlich ist jede Schlafstörung, die länger als vier bis sechs Wochen andauert, abklärungs­bedürftig. Zunächst erfolgt eine genaue Anamnese (Krankheitserhebung) und dann eine genaue körperliche Unter­suchung, zum Beispiel der oberen Atemwege und der Atmung. Anschließend folgen laborchemische Untersuchungen: Eisenstoffwechsel, Schilddrüsenabklärung auch in Richtung Schilddrüsen-Entzündung, Abklärung einer Fructoseintoleranz, Histaminintoleranz, Harnsäureuntersuchung und Diabetes-­Abklärung. Es ­folgen die Messung der nächtliche Atemaktivität und des Sauer­stoffes, eine EKG-Untersuchung in der Nacht und letztlich eine Polysomnografie, also eine Untersuchung im Schlaflabor. Es ist stufenweise und gründlich vorzugehen. Welche Tipps geben Sie Eltern von Kindern, die jede Nacht aufwachen? Christoph Puelacher: Wie oben bereits gesagt, sollten auch bei Kindern Unter­suchungen gemacht werden, zunächst beim Kinderarzt, dann die Laboruntersuchungen, die schlafmedizinische Unter­suchung und gegebenenfalls eine HNO-Untersuchung. Weiters ist über eine evtl. Ernährungsumstellung nachzudenken und auch über die Bewältigung allfälliger Spannungen in der Familie oder in der Schule. Was und wie untersuchen Sie im Schlaflabor in Telfs? Christoph Puelacher: Schlafmediziner sind Netzwerker, zumal Schlafstörungen ihre Ursache in fast allen Fachge­bieten der Medizin haben können. Prinzipiell braucht jeder eine Voruntersuchung, bei der die Erhebung durchgeführt wird, in der Folge kann über das weitere Vorgehen und eine Befundeinholung in Südtirol gesprochen werden. Bei Weiterbestehen der Problematik kann bei Bedarf eine Vorstellung im Schlaflabor erfolgen. Organisatorisch interessant ist, dass der Patient sich die Einweisung vom Hausarzt in Südtirol holen und vom Land im Vorab genehmigen lassen kann, dann ist eine Rückerstattung in einem bestimmten Ausmaß in Süd­tirol möglich. Interview: Daniela di Pilla Stocker
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla

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