Überraschung bei Restaurierung der Pfarrkirche von Partschins
Publiziert in 41 / 2008 - Erschienen am 19. November 2008
Partschins – Bereits 1264 wird eine Kirche in „Perczins“ erwähnt und 1360 sprechen Zeugen von einer „Grabstätte des Tarrand“ in der Nikolauskapelle. Wie schon in anderen Pfarreien, die an Wildwassern liegen, so wurde auch die mittelalterliche erste Kirche dem Patron gegen Wassergefahren geweiht. Ende des 15. Jahrhunderts wurde dann die Erweiterung geplant, ein stattliches Gotteshaus in gotischem Stil. 1521 wurde die neue Kirche vom Generalvikar des Bischofs von Chur, Fr. Stephanus, den heiligen Petrus und Paulus geweiht. Das Kircheninnere ist mit einem Netzgewölbe aus doppelt gekehlten Rippen über Runddiensten und sich überschneidenden Stäben überdacht.
2002 hatten die Restaurierungsarbeiten der Pfarrkirche von Partschins begonnen, welche die komplette Reinigung und Aufhellung der Innenwände, Restaurierung der Skulpturen, Beseitigung der Erdbebenschäden, Trockenlegung des Kirchhofes, Isolierung der Mauern und Verlegung der Fußbodenheizung umfassten und für welche die Beträge zur Verfügung standen. Während der Abtragung der alten Farbschichten in den sechs Zwickeln des Gewölbes vor der hölzernen Sängerempore kam dann die große Überraschung: mehrere unterschiedlich farbige Tünche und Anstriche kamen zum Vorschein.
Experten wurden zur Rate gezogen und lange hatte sich Brigitte Esser, Gemälderestaurateurin aus Lana, mit Heidrun Schroffenegger vom Landesdenkmalamt Bozen und den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates beraten und man entschied sich für eine sanfte Freilegung und Restaurierung, welche jedoch mit etwa 33.000 Euro veranschlagt wurde und gut drei Monate dauern würde.
Die Freilegungsarbeiten dieser Fresken, die Mitte des 16. Jahrhunderts zu datieren sind, wurden manuell mit Skalpell und Freilegungshämmerchen durchgeführt und so kamen langsam die vier Evangelisten Lukas (Stier), Johannes (Adler), Matthäus (Engel) und Markus (Löwe) sowie drei musizierende Engel zum Vorschein.
Wo die originale Farbschicht noch vorhanden war, wurde diese freigelegt; wo hingegen die originale Farbschicht nur noch fragmentarisch erhalten war, wurde die Übermalung belassen. So sind der Hl. Matthäus und der auf einer Zweitrichter-Posaune musizierende Engel Originale und die Heiligen Lukas und Johannes, sowie der Laute spielende Engel sind fast gänzlich übermalt. Die Farbschicht wurde am Ende mit einem wässrigen Kieselsäurester gefestigt und die Risse und Fehlstellen in der Mörtelschicht mit einem feinen Kalkmörtel niveaugleich zum Umfeld verkittet. Die Retusche erfolgte mit Aquarellfarben.
Dank der Unterstützung vonseiten Heidrun Schroffeneggers war das Landesdenkmalamt zu einem Zuschuss zu diesen unerwarteten Kosten bereit (50 Prozent der anerkannten Kosten) und Johann Götsch, Obmann des Kirchenchores, und der Vermögensverwaltungsrat (VVR) der Pfarrei Partschins stießen bei der Stiftung Südtiroler Sparkasse auf offene Ohren: „Ihr seid die Arbeiter, wir tragen zu den Ausgaben bei“ (mit Euro 7. 500), wie Karl Pichler vom Verwaltungsrat der Stiftung bei der Besichtigung der abgeschlossenen Arbeiten am 24. Oktober in seiner Rede vor der Kirche mit Freude zugab. Der Rest wird zum Teil durch einen weiteren Zuschuss vonseiten der Gemeinde, sowie durch Spenden der Kirchengemeinde gedeckt.
Christel Strasinsky