Und das sagen die Leute in Partschins, Plaus und Naturns zum Thema:
Publiziert in 26 / 2006 - Erschienen am 8. November 2006
„Fühlen Sie sich als Vinschger oder als Burggräfler?“
Sehr häufig habe ich von den Leuten bei dieser Umfrage die Bemerkung gehört, dass bei vielen die Interessen entscheiden, wo sie hingehören: was die Apfelproduktion betrifft, so sind sie stolz, Vinschger Äpfel zu produzieren, aber was Tourismus und Wirtschaft betreffen, so sind sie lieber Burggräfler als Vinschger (letzteres wird in etwa dem „Provinzler“ gleichgestellt).
Ich persönlich würde mich für den Vinschgau entscheiden. Die Töll ist nicht nur das Tor zum Vinschgau, sondern gleich danach ist auch die Wetterscheide: Aus dem Zieltal kommen häufig Wolken, Regen und Wind und spätestens bei Rabland ist es mit dem Regen wieder vorbei. Zerzaust uns auch manchmal der Vinschger Wind die Haare und unsere Blumen im Garten, letztendlich trägt er zur Gesundheit von Pflanzen und Mensch bei.
Von Christel Strasinksy
Walter Stieger: Ich bin stolz, Vinschger zu sein. Für mich beginnt der Vinschgau auf der Töll, nicht umsonst nennt man dieses Nadelör auch „Tor zum Vinschgau“
Hubert Schnitzer: Ich bin Vinschger, nicht Burggräfler! Ich bin der Meinung, dass der Vinschgau auf der Töll beginnt. Wir sind ein Tal und gehören dazu, die Burggräfler sind davor.
Inge Schnitzer: Ich fühle mich eher als Burggräflerin, denn ich habe viele Jahre in Meran gearbeitet, die Entfernung ist nur gering. Unsere Aussprache ähnelt auch mehr der Burggräfler Mundart, oberhalb Naturns ändert sie sich. Wenn ich mir etwas ansehen will, dann zieht es mich eher ins Burggrafenamt.
Hermann Klotz: Burggräfler, weil ma Burggräfler san!
Siegi Stocker: Vinschger, denn nach der Ziegelbruck beginnt der Vinschgau.
Günher Lamitschka (eigentlich in Bayern zuhause, aber sehr oft in Südtirol): Ich bin für den Vinschgau; wenn ich mich ins Auto setze und Richtung Süden fahre, dann sage ich mir: „Jetzt geht’s in den Vinschgau“. Ich würde nie auf die Idee kommen, Rabland dem Burggrafenamt zuzuschreiben.
Josef Erlacher: Als der Herr durch Südtirol gezogen ist, haben sie ihm an der Töll die Schlappen gestohlen und so hat er gewusst, im Vinschgau zu sein.
Robert Huber: Mir san Vinschger! Es war früher schon immer von der Töll weg Vinschgau. Ich finde es einen Witz, wegen ein paar Gastwirte den Vinschgau beim Schnalstal beginnen zu lassen.
Daniel Pircher: Als gebürtiger Meraner fühle ich mich eher zum Burggrafenamt hingezogen. Ich habe meine ganze Jugend in Meran verbracht, fühle mich aber in Rabland sehr wohl. Ich glaube, bis auf den Dialekt, sind die Unterschiede gering. Geografisch gesehen beginnt der Vinschgau wohl eher auf der Töll, dort beginnt auch der Wind. Die Politiker machen die Aufteilung sowieso wie sie wollen, wir müssen nur versuchen, mit beiden gut auszukommen.
Edith Pircher: Ich fühle mich in Rabland sehr wohl; für mich beginnt der Vinschgau auf der Töll und so wie ich an der Schneise vorbeikomme, habe ich das Gefühl, in die Sommerfrische zu fahren. Burggräflerin oder Vinschgerin, darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich freue mich jeden Abend auf mein Zuhause und die ländliche Umgebung. Hier grüßt noch jeder jeden, Alt und Jung, und das gibt es nicht in der Stadt.
Emanuel Pircher: Ich habe nicht gerne Trennungen und tu’ mich schwer zu entscheiden, ob ich Vinschger oder Burggräfler bin. Ich bin Pendler - arbeite zwar in Meran, fühle mich in Rabland aber sehr wohl. Für mich ist eher die Töll die Grenze, logisch und geografisch betrachtet. Beiden, Vinschgern ebenso wie den Burggräflern, gebe ich den Rat: lasst das Rauchen!
Karoline Ladurner: Ich bin in Tscherms geboren, aber in Plaus aufgewachsen. Wir sind Vinschger, denn Plaus hat schon immer dazu gehört und warum sollte sich das jetzt ändern? Man sagt zwar, dass aus dem Vinschgau nichts Gutes käme – aber schlechte Leute gibt’s überall.
Monika Huez: Beides, würde ich sagen, denn meine Wurzeln liegen im Burggrafenamt und meine Arbeit und Zuhause im Vinschgau. Geografisch gesehen gehören Plaus und Naturns zum Vinschgau, aber für unsere Politiker zum Burggrafenamt.
Silvana Gamper: Ich bin Vinschgerin. Für mich geht der Vinschgau von oben bis unten, das heißt vom Reschen bis zur Töll.
Philip Ganthaler: Weil ich in Meran geboren bin, dort zur Schule gegangen bin und deshalb auch den größten Teil meiner Freunde habe, fühle ich mich als Burggräfler. Vom politischen und geschichtlichen Standpunkt aus gesehen gehört Partschins zum Burggrafenamt.
Karl Kaserer: Meine ganze Familie stammt aus Schlanders und lebt im Vinschgau. Ich fühle mich deshalb als Vinschger.
Ewald Lassnig und Peter Gamper: Ich wurde zwar in Schlanders geboren – weil die Hebamme dort ein Heim für Wöchnerinnen unterhielt – aber gleich danach ins Heimathaus zurück auf die Töll gebracht. „Von Mals bis Schnals“, so sagt der alte Spruch. Geschichtlich ist das Burggrafenamt ein alter Begriff, es ist Herz und Ursprung von Tirol und diesem Grundsatz sind wir treu. Man weiß zwar nicht genau woher, aber die Überlieferung sagt, dass die ersten Herren von Tirol aus dem Vinschgau stammen. Peter fügt noch hinzu: Sind wir auch Burggräfler, die Zeitung „Der Vinschger“ passt, die lassen wir!
Christel Strasinsky