Gemeindereferentin Tanja Ortler dankt dem Referenten Christoph Tumler für sein ausführliches Referat zum Thema Seniorenheim und Seniorendienste.

Vom Greisenasyl zur Seniorenpension

Publiziert in 16 / 2012 - Erschienen am 26. April 2012
Prad - Wenn es um die Frage geht, ob jemand in ein Altenheim übersiedeln solle, spielten und spielen die Angst vor Freiheitsverlust, die Befürchtung, vergessen und abgeschoben zu werden sowie die Angst vor dem Vermögensverlust eine bedeutende Rolle. In den vergangenen Jahren hat sich in diesem Bereich vieles zum Besseren gewendet. Einen interessanten Informa­tionsabend zum Älterwerden und zum Altenheim veranstaltete kürzlich der Sozialausschuss Prad mit seinem Vorsitzenden Markus Lutt gemeinsam mit dem Bildungsausschuss in der Prader Bibliothek. Alt werden ist ja für viele kein angenehmes Thema, wie der Vorsitzende des Bezirkssozialausschusses, ­Harald Tappeiner, in seiner Begrüßung meinte, doch könnte er sich bei der guten Entwicklung, welche die Vinschger Alten­heime genommen haben, nun auch vorstellen, keine Angst mehr zu haben, falls er einmal in einem Altenheim wohnen sollte. Der Hauptreferent des Abends, Christoph Tumler, seines Zeichens Direktor des Bürgerheims in Schlanders, gab ­einen umfassenden und praxisnahen Überblick zur Thematik und wich auch den unangenehmen Seiten eines Altenheimeintritts nicht aus. Wir werden eine Gesellschaft von alten Leuten Während um das Jahr 1800 ca. eine Milliarde Menschen auf unserer Erde lebten, sind es heute bereits mehr als sieben Milliarden und für 2050 werden derzeit über neun Milliarden Menschen erwartet. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in unserem Land derzeit bei knapp 79 Jahren für die Männer und bei über 84 Jahren bei den Frauen. Dadurch entsteht eine starke Verschiebung der Alterspyra­mide: Während der Hauptanteil der Bevölkerung im Jahr 2005 bei den 37-Jährigen lag, wird er 2050 bei den Achtzigjährigen liegen. Schon jetzt gibt es in über der Hälfte der Südtiroler Haushalte keine Kinder mehr. Ambulant vor stationär Derzeit gibt es in Südtirol rund 11.800 Pflegebedürftige, von ­denen rund 8.000 zuhause versorgt werden, der Rest befindet sich in Strukturen der Altenpflege. Das Land gebe in Südtirol jährlich über 200 Millionen Euro aus, wobei mit einer jährlichen Steigerungsrate von 6 Mio. Euro gerechnet werden müsse. Da in Südtirol das Motto gelte „ambulant vor stationär“, werde die nicht-stationäre Pflege besonders gefördert. Eingeteilt nach Pflegestufen gibt die öffentliche Hand dafür Pflegegeld zwischen 535 bis zu 1.800 Euro aus. Anspruchsberechtigt sind alle Menschen, die eine ununterbrochene Ansässigkeit in Südtirol von mindestens fünf Jahren nachweisen können und deren Pflegebedürftigkeit amtlich festgestellt worden ist. Eine einjährige Ansässigkeit müssen jene vorweisen, die in die Sparte der historischen Ansässigkeit fallen. Vielfältige Dienste für die Senioren Christoph Tumler informierte noch über die weiteren öffent­lichen Dienste für Senioren. Dazu gehören die Seniorenwohnungen, für die das Land einen 60-prozentigen Anteil übernimmt und nur die laufenden Kosten von den Gemeinden getragen werden müssen. Ein weiterer Dienst ist das betreute oder begleitete Wohnen, das vor allem für wenig oder gar nicht pflegebedürftige Personen zum Tragen kommt. Der Hauspflegedienst und die Hauskranken­pflege der Sozial- und Gesundheitssprengel unterstützen die Angehörigen der Pflegebedürftigen bei der Pflege. Über 500 Personen sind derzeit in Voll- oder Teilzeit im Hauspflegedienst tätig. Eine weitere Ergänzung bieten die Tagesstätte und das Tagespflegeheim, sowie die Kurzzeitpflege, die im Regelfall zwischen einer bis vier Wochen in Anspruch genommen kann. Bekannt ist auch der von der Hauspflege angebotene Dienst des „Essens auf Rädern“, der in Südtirol zwei- bis dreitausend Personen zu Gute kommt. Ergänzt wird dieser Dienst noch durch die Seniorenmensa, die in Schlanders beispielsweise zehn Plätze anbietet. Grundprinzip Freiwilligkeit Ausführliche Informationen gab Christoph Tumler über die ­Alters- und Pflegeheime in Südtirol. Der Vinschgau verfügt über fünf derartige Einrichtungen mit 330 Heimplätzen. Diese werden von rund 70% durch ­weibliche und zu 30% durch männliche Heimbewohner beansprucht. Die Aufnahme in die Heime erfolgt nach einem genauen Schlüssel der Pflegebedürftigkeit und wird nach sozial abgestuften Tagessätzen berechnet. Dabei wird auf die Freiwilligkeit der Personen, die im Heim wohnen wollen, besonders geachtet.
Friedrich Haring
Friedrich Haring

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