Von der Finissage des Spargels zur Hommage des Marmors
Publiziert in 22 / 2010 - Erschienen am 9. Juni 2010
Kastelbell – Es war nicht der übliche kulinarische Abend im weitum bekannten Feinschmeckerlokal „Kuppelrain“. Im Garten saßen mit Landeshauptmann Luis Durnwalder, Landesrat Richard Theiner und Senator Manfred Pinzger die oberste Legislative des Landes, dazu mit Abt Bruno Trauner die höchste geistliche Autorität des Tales, mit Carabinieri-Hauptmann Marco D‘Addato und seinem Vorgesetzten Oberst Andrea Rispoli gesellten sich die obersten Gesetzeshüter des Landes dazu. Die Reihe bedeutender Persönlichkeiten riss nicht ab. Ärzte, Architekten, Verleger, Bürgermeister, Journalisten, Publizisten, Politiker, Ingenieure, Künstler, Landwirte, Advokaten, Verwalter, Obmänner und Bezirksobleute, aber auch Freunde und Nachbarn drängten sich zwischen das Grün der Pflanzen und den Marmorstelen von Bernhard Grassl. Jörg und Sonya Trafoier hatten zur Spargel-Finissage geladen und in eine Marmor-Hommage übergeleitet. Dahinter stand einfach und zwingend die Überlegung: Wenn die Liebe zu den Menschen durch den Magen geht, warum sollte dann nicht auch die Liebe zum Marmor durch den Magen gehen? Was für den Sternenkoch Jörg Trafoier im „Kuppelrain“ die Herausforderung schlechthin war, wurde für die Betreiber der Göflaner Marmorwerke zum Thema des Abends. „Symbiose in Weiß“ hatte Gastgeberin Sonya Trafoier die bemerkenswerte Gegensätzlichkeit genannt. Zusammen mit ihrem Mann und den Kindern Nathalie und Kevin hatte sie den Wohlfühlteil übernommen. Die Bruchbetreiber Burkhard, Elfi und Peter Pohl samt Geschäftsführer Christoph Koch hatten die nicht ganz leichte Aufgabe zu erfüllen, diese Symbiose zum Gesprächsstoff zu machen. Den geschmacklichen Hinter- und Untergrund waren der Blauburgunder und die Biospargel vom Tschiggele-Hof, die Impulse, sich mit den harten Tatsachen des Marmors zu befassen, gaben zum einen die Marmorwürfel als Tischdekoration, zum anderen das leidenschaftliche Plädoyer Burkhard Pohls. Der Bio-Bauer und Marmorproduzent deckte durchaus Gemeinsamkeiten zwischen dem zarten Spargel und dem harten Marmor auf: „Beide muss man bearbeiten, damit sie wertvoll werden.“ Es folgten eindringliche Appelle, sich des großen Reichtums der Region, des weißen Marmors mit seiner einzigartigen Struktur, bewusst zu werden. Als Abt Bruno Trauner zwischen einheimischem Kalbstartar mit Spargel und Stockfisch auf Polenta stolz erinnerte, dass für sein Kloster Marienberg schon vor Jahrhunderten Marmor abgebaut wurde, regte dies Pohl zusätzlich an, eine Lanze für den Abbau dieses einzigartigen heimischen Produktes durch einheimische Betriebe zu brechen. Die zweite Hommage des Abends hatte der Chefredakteur der „Südtiroler Tageszeitung“, Arnold Tribus, übernommen. Zu den exzellenten Kochkünsten des Gastgebers Jörg Trafoier gab es den inoffiziellen Titel „Kastelbeller Spargelkönigin“ für Gastgeberin Sonya.
Günther Schöpf