Was tun bei Kopfschmerz und Migräne?
Publiziert in 44 / 2010 - Erschienen am 9. Dezember 2010
Schluderns – Um Kopfschmerz und Migräne ging es kürzlich bei einem sehr gut besuchten Vortrag im Kulturhaus von Schluderns. Die Zweigstelle Schluderns des Katholischen Familienverbandes Südtirol (KFS) hatte in Zusammenarbeit mit der Frauenbewegung Dr. Gabriele Sixt (im Bild), leitende Ärztin an der Kopfschmerzambulanz Bozen und Vizepräsidentin der österreichischen Kopfschmerzgesellschaft, eingeladen. Ehrengast war Landesrat Richard Theiner, der mit seiner Frau Birgit gekommen war. Er sprach Grußworte.
Sixt teilte den Abend in vier Bereiche ein: allgemeine Überlegungen zu Kopfschmerzen; Migräne, Kopfschmerz vom Spannungstyp, Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch, primär stechender Kopfschmerz; Therapie von Kopfschmerzen und allgemeine Überlegungen zur Betreuung von Kopfschmerzpatienten. Sie erklärte die Ursachen von Kopfschmerz und Migräne, die Genetik spiele zum Beispiel eine Rolle. Sie widerlegte die allgemein geltende Meinung, dass bestimmte Lebensmittel Migräne verursachten. „Wenn man die Schokolade isst, dann ist die Migräne im Gehirn bereits vorhanden, nur der Patient spürt dann erst später den Schmerz“, fügte sie an. Es gebe also keine Diät, mit der sich Migräne vermeiden ließe. Auch das Einrenken der Halswirbelsäule hülfe bei Migräne überhaupt nicht. Auch gab sie bekannt, dass Migränepatienten ein dreifach erhöhtes Risiko für Depression hätten. Der Spannungskopfschmerz hingegen könne vom Stress, von dauernden Fehlhaltungen usw. herrühren. Ausführlich ging Dr. Sixt auf die unterschiedlichen Medikamente ein zur Behandlung von Migräne. Sie sagte unter anderem: „Die Patienten sollen keinen Schmerz aushalten müssen, da es gute Medikamente gibt“. Vorbeugen könnten die Menschen mit einer bewussten Tagesplanung, mit regelmäßigen Mahlzeiten, mit Urlaub mit „Vorurlaub“ (der Mensch soll nicht abgehetzt und gestresst in Urlaub fahren) und mit körperlicher Bewegung. Wichtig ist für Dr. Sext die Vernetzung in der Kopfschmerzambulanz, wie sie es in Deutschland bereits gebe, denn bei der Behandlung sei der ganze Mensch zu sehen. Auf die Anmerkung aus dem vorwiegend weiblichen Publikum, dass die Wartezeiten in der Kopfschmerzambulanz in Bozen sehr, sehr lange seien, antwortete die Ärztin, dass sie gerne nur Kopfschmerzpatienten behandeln würden, da sie darin erfahren sei. Eine Visite dauere 30 bis 45 Minuten, da die Anamnese ausschlaggebend sei. Dr. Sixt arbeitet aber auch auf der Station und als Notfallärztin. „Gebe es mehr Ärzte, die diese Aufgaben übernähmen, könnte ich nur mehr in meinem Fachgebiet tätig sein!“
Daniela di Pilla