Wer hat Lust, sich in der Welt umzusehen?
Publiziert in 2 / 2012 - Erschienen am 18. Januar 2012
Naturns – Wer redet von Krise? Das Flaggschiff der Naturnser Gewerbezone, die Schweitzer-Gruppe, ist dabei, die Firmenfläche zu verdoppeln und in die Ausbildung von 15 bis 20 jungen Südtirolern zu investieren.
Irgendwie muss man bei Schweitzer in Naturns das Sprichwort vom Wald, den man vor lauter Bäumen nicht sieht, neu formulieren. Es besteht nicht die Gefahr, dass man den Wald übersieht. Man kann sich der Begeisterung auch kaum entziehen, wenn Firmenchef Bernhard Schweitzer mit Schwung und Elan von den drei Säulen seines Unternehmens – von Schweitzer Project, Interstore Design und Interforce – erzählt. Vom internationalen Flair an den Standorten Hongkong, Moskau oder New York schwärmt oder von der englischen Ladenkette Waitrose berichtet, die sich bei Schweitzer Interstore in Naturns den „Laden der Zukunft“ entwickeln lässt. Dazu kündigt er so nebenbei an, dass in Naturns die Bürofläche verdoppelt wird und im ungarischen Csot ein neuer Standort zur Serienanfertigung mit 280 Mitarbeitern übernommen worden ist.
Dennoch hat der Vertreter der dritten „Schweitzer-Generation“ zwei wichtige Punkte nicht aus den Augen verloren: Erstens auf die Südtiroler kann man bauen, zweitens es ist Zeit, nachhaltig an die „jungen, nachwachsenden Bäume“ zu denken. In nüchternen Worten: Am Entwicklungsstandort Naturns ist man bereit, in nächster Zukunft in junge Menschen aus den Bezirken Vinschgau und Burggrafenamt zu investieren. „Dazu schaffen wir ein neues, maßgeschneidertes Berufsbild, den Ladenbautechniker“, kündigte Bernhard Schweitzer an. „Wir bieten ein zweijähriges Ausbildungsprogramm, sprechen aber mit den jungen Leuten Klartext: Flexibilität, häufiges Reisen und Termindruck gehören zu den spannenden Projekten an internationalen Einsatzorten dazu.“ In den ersten drei Monaten gehe es für die Anwärter auf die Baustelle, dann folgen Einblicke in Produktion, Logistik und eine fünfmonatige Ausbildung in der Technik. Im zweiten Ausbildungsjahr werde der Zyklus wiederholt, natürlich um einiges profitabler vor dem Hintergrund bereits bekannter Zusammenhänge und mit Erfahrungen aus den Schweitzer-Standorten in Basel, Mailand, Zürich, London, Hannover, Kufstein, Venedig, Moskau, New York und Hong Kong. Das „Training-on-the job“ und das Ausbildungsangebot auf internationaler Ebene richten sich an Tischler, Schlosser, Abgänger von Gewerbeober-, Geometer- und Holztechnikschulen zwischen 18 und 35.
Um es nicht bei theoretischen Ankündigungen zu belassen, ließ Bernhard Schweitzer junge Mitarbeiter zu Wort kommen. Neben dem Ladenbautechniker Hannes Österreicher aus Partschins, beschrieb Fabian Falser seine Ausbildung als Junior-Projektleiter. Seine Geschichte bezog sich auf seine „Feuertaufe“ als Koordinator beim Bau der größten H&M-Filiale in Neapel: „Bei Schweitzer habe ich in kürzester Zeit unternehmerisches Denken erlernt – von der Kalkulation über die Personalplanung bis hin zur Montage vor Ort.“ Geschichten erzählte auch Stefan Pircher aus Tarsch: „Ich bin seit sechs Wochen bei Schweitzer und bin jetzt schon bei Kundengesprächen und der Projektplanung dabei. Dabei ist mir bereits klar geworden dass wir im Prinzip Problemlöser sind – wir schaffen Lösungen für unsere Kunden.“
Zu Wort kam auch Gerd Christanell, Leiter des Kompetenz-Centers Metall: „Ich bin seit 15 Jahren bei Schweizer und habe seither verschiedenste Stationen durchlaufen. Vom Schlosser zum Vorarbeiter über den technischen Einkauf bis hin zur Leitung des Kompetenzcenters Metall. Bei Schweitzer steht nichts still, denn das Wesen unseres Jobs ist von Dynamik und Geschwindigkeit geprägt – wir alle bleiben ständig in Bewegung.“
Günther Schöpf