„Wieder eine Allee vernichtet!“ Straßendienst sieht es anders

Publiziert in 19 / 2007 - Erschienen am 23. Mai 2007
Das Fällen von insgesamt 20 hochstämmigen Pappeln an der so genannten Plauser Geraden hat die Grünen auf den Plan gerufen. Franco Bernard, Landessprecher der Grünen-Verdi-Vërc, spricht in einer Pressemitteilung von einem großen landschaftlichen Schaden. „Nach dem Aufsehen erregenden Fällen einer Reihe von 50 Bäumen bei St. Martin in Passeier vor wenigen Wochen ist nun der untere Vinschgau an der Reihe“, schreibt er wörtlich. Mit dem Fällen der Bäume werde diesem Abschnitt des Tales ein enormer landschaftlicher Schaden zugefügt. „Die Beseitigung solcher typischer Landmarken, dieses Ausräumen der Landschaft von allem, was nicht in das kurzfristige ökonomische Denken passt, zeugt davon, wie wenig man sich bei uns noch bewusst ist, wovon Lebensqualität wirklich abhängt. Mit jeder dieser alten Pappeln fällt auch ein Stück Heimat. Und auch unsere Gäste werden es uns nicht danken, wenn das Etschtal zwischen dem Reschen und Salurn überall gleich aussieht: nur noch Obstplantagen unter grauen Hagelschutznetzen.“ Die Argumente für das Fällen der Allee seien die üblichen, nämlich Sicherheitserwägungen und die Behauptung, dass die Bäume alt und daher morsch seien. Zusätzlich solle Platz für eine dreispurige Zufahrt zur Handwerkerzone geschaffen werden. Doch keines dieser Argumente vermag laut Franco Bernard zu überzeugen: „Viele Autofahrer fahren noch schneller, wenn die optische Bremse von Straßen begleitenden Bäumen fehlt.“ Wenn Bäume wirklich alt und morsch sind, dann seien sie rechtzeitig durch junge und gesunde zu ersetzen, aber nicht ersatzlos zu beseitigen. Die Grünen fordern, dass neue Bäume gepflanzt werden. Amtsdirektor Werner Stecher, Chef des Straßendienstes Vinschgau, sieht die Sachlage anders und weist die Kritik der Grünen zurück. Ein Teil der Bäume hätte gefällt werden müssen, weil die Gemeinde Naturns die Kreuzung bzw. die Einfahrt zur dortigen Kleinhandwerkerzone (Peter-Mitterhofer-Straße) erweitern und sicherer gestalten will. Es sei die Errichtung von Standspuren geplant. Einer der Bäume sei morsch gewesen und bei weiteren Pappeln habe der Fachmann Valentin Lobis von „TreeConsult“ (Sachverständigenbüro für Baumstatik, Baumpflege und Gartenbau) festgestellt, dass die statische Sicherheit nicht mehr gegeben sei. „TreeConsult“ hat alle 206 Bäume entlang der Straße zwischen der Töll und Spondinig visuell kontrolliert und auf ihre Verkehrssicherheit hin überprüft. Insgesamt 24 Bäume entsprachen laut Bericht nicht mehr der Verkehrssicherheit „und sollten daher entnommen werden.“ Eine Empfehlung zum Fällen sei nur für jene Bäume ausgesprochen worden, „wo entweder die Vitalität stark abgenommen hat und/oder der Schaden am Holzkörper entsprechend ausgebildet ist, dass auch eine drastische Kroneneinkürzung aus vegetationstechnischer Sicht nicht mehr zu rechtfertigen ist.“ Die „geringe Vitalität“ wird auch bei 8 Säulen-Pappeln im Bereich des Betriebs Moserspeck als Grund für die Fäll-Empfehlung angeführt. „Wenn schriftlich festgestellt wird, das die Statik nicht mehr in Ordnung ist, sind es wir vom Straßendienst, die zur Verantwortung gezogen werden, wenn etwas passiert“, so Werner ­Stecher.
Josef Laner
Josef Laner

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