Wiederaufbau der Nassereithütte mit Rundwanderweg im Visier
Publiziert in 33 / 2010 - Erschienen am 22. September 2010
Partschins – Der neue Bürgermeister von Partschins, Albert Gögele, hat Ende August zu einem runden Tisch geladen. Das Thema: der Wiederaufbau der Nassereithütte im Rahmen eines Gesamtkonzeptes zum Ausbau eines Rundwanderweges.
Die Nassereithütte ist eine wichtige Tagesetappe für Wanderer und Fernwanderer am Meraner Höhenweg, doch seit Jahren ist sie unbewirtschaftet. Um den Wiederaufbau der Schutzhütte in einen Gesamtkontext zu stellen, lud der Bürgermeister Vertreter der Gemeinde Partschins, des Forstinspektorates , des Naturparks, des AVS, der Zielalminteressentschaft, des Bauernbundes, des Jagdreviers Partschins und der Texelbahn AG an einen Tisch.
Die Kosten für den Wiederaufbau der Nassereithütte werden auf 800.000 Euro geschätzt. Die Finanzierung soll durch Eigenmittel der Zielalminteressentschaft, ein Darlehen, einen Beitrag vom Land und einem Gemeindebeitrag von 150.000 Euro gedeckt werden. Der Bürgermeister bindet die Beitragsvergabe für den Aufbau der Nassereit-Schutzhütte an die Zustimmung der Alminteressentschaft zum Ausbau des so genannten „oberen“ und des „unteren“ Weges als Rundwanderweg. „Es ist nachvollziehbar, dass wir als Gemeinde nicht einfach einen Bauzuschuss an private Bauern vergeben können. Das Projekt muss von Nutzen für die Landwirtschaft, aber auch für den Tourismus von Partschins sein,“ erklärte Albert Gögele und betonte die Wichtigkeit der Nassereithütte und des Ausbaus eines Rundwanderweges für den Tourismus in Partschins. Der obere Weg spreche gezielt hochalpine Tourengeher an, während der untere den Bedürfnissen der Familien und älteren Menschen entgegen käme. Dadurch müssten die Wanderer nicht in die Nachbargemeinden „abwandern“, sondern würden ihre Zeit auf Partschinser Gemeindegebiet verbringen und dort auch die Wirtschaft ankurbeln. Schützenhilfe bekam Gögele von der Tourismusreferentin Birgit Egger Ladurner.
Der Vizeobmann der Zielalminteressentschaft Walter Laimer kann der Sache durchaus Positives abgewinnen, Obmann Markus Gerstgrasser betonte aber, die definitive Entscheidung obliege einem 2/3 Mehrheitsbeschluss der Vollversammlung und die Bauern müssten erst noch überzeugt werden. Konrad Augschöll vom AVS Partschins sieht im Ausbau des oberen Weges für hochalpine Tourengeher eine Aufwertung des Wandergebietes und Valentin Kofler von der Forststation befürwortet die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes. Der Präsident der Texelbahn AG Hans Weiss steht dem Vorhaben positiv gegenüber. Die Texelbahn brauche ein attraktives Wandergebiet für Einheimische und Touristen zur Auslastung der Bahnfahrten. Der obere Weg könnte vorwiegend auf der Trasse des historischen Waalweges verlaufen. Als zweiter Teil des Rundwanderweges solle der untere Weg als familientauglicher Weg zur Nassereithütte führen, dadurch könne Nassereit als Naherholungszone aktiviert werden.
Die Vertreter des Jagdreviers Franz Gamper und Hubert Tappeiner befürchten hingegen Sicherheitsprobleme auf der vorgesehenen oberen Trasse des Ziel Waalweges und lancieren einen Alternativvorschlag. Der stellvertretende Amtsdirektor des Forstinspektorates Meran Reinald Tirler entschärfte die Befürchtungen und bekräftigte, dass der obere Weg arbeitstechnisch ohne Probleme auf der Waalwegtrasse gebaut werden könne. Es gebe viele Steige im Naturpark Texelgruppe, die über gefährlichere Routen laufen würden. Auch Robert Schönweger, Präsident des Führungsausschusses Naturpark Texelgruppe, versicherte, dass der Meraner Höhenweg teilweise gefährlichere Stellen aufweise als der obere Zielbach-Waalweg. Außerdem dürften neue Steige und Wege im Naturpark nach Möglichkeit nur auf bestehenden Trassen und Strukturen ausgebaut werden. Alle Wege des Naturparks seien für die Haftung gegenüber Dritter versichert.
Der Bürgermeister betonte, dass die Erschließung des Gebietes letztendlich der Bevölkerung von Partschins zugute komme und wünschte eine gute Zusammenarbeit unter allen Betroffenen. Er verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass sich auch die Bauern der Zielalminteressentschaft von der Sinnhaftigkeit des oberen Weges auf der alten Waalweg-Trasse überzeugen können.
Gemeinsame Begehung
Am 16. September befand eine gemeinsame Flurbegehung mit allen Vertretern der verschiedenen Interessensgruppen statt. Es wurde die umstrittene Trasse des alten Zieler Waalweges begangen, des so genannten „oberen Weges“. Robert Schönweger registrierte die gesamte Wegstrecke mit einem GPS-Gerät. Er betonte, dass der Naturpark den Weg mitfinanzieren werde, sofern er weitgehend auf einer bestehenden historischen Trasse verlaufe. Der Naturpark denke an einen Themenweg und sei gewillt, dafür 180.000 Euro für den Bau des Rundwanderweges zu finanzieren.
Auch die Texelbahn AG ist am Ausbau eines Rundwanderweges interessiert und hat sich bereit erklärt, die Finanzierung mit einer jährlichen Miete für den Weg zu unterstützen, da der Rundwanderweg von großer Bedeutung für die Fahrtenauslastung der Texelbahn und die Attraktivität des Wandergebietes wäre. Bei den Bauernvertretern der Alminteressentschaft und den Vertretern des Jagdrevieres gibt es hingegen noch Unbehagen über den Verlauf der Trasse des oberen Weges. Dieser würde eine weitere Erschließung der Lodnerhütte und des Überganges zur Johannisscharte nahe legen und daher nicht ausschließlich der Erschließung des Zieltales und der Bewirtschaftung der Nassereithütte zum Nutzen sein. Bürgermeister Albert Gögele appellierte jedoch an den Weitblick aller Interessensvertreter: „Wir müssen daran denken, die Zielgruppe unseres Wandertourismus zu verjüngen.“ Durch den Verlauf des oberen Weges entlang der Felswände auf der alten Zielewaal-Trasse gewinne das Zieltal für hochalpine Tourengeher und junge Alpinsportler an Attraktivität. Dafür sei diese Trasse ein interessantes Projekt. Der untere Weg hingegen führe gemütlich von der Bergstation zur Nassereithütte und diene der Erschließung des Gebietes als Naherholungs- und Familienwandergebiet. „Beide Komponenten sind wichtig und dienen der gesamten touristischen Aufwertung, von der alle gemeinsam profitieren,“ so Gögele.