Bruni mit einem Neugeborenen

Wieviel Affe steckt noch in uns?

Publiziert in 6 / 2006 - Erschienen am 22. März 2006
Schluderns – Die Sendung „Wieviel Affe steckt noch in uns?“ wurde kürzlich im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Dies berichtet Hebamme und Stillberaterin Brunhilde Gostner (Bruni) aus Schluderns dem „Vinschger“. Sie habe sich diese Sendung angesehen sowie eine weitere im Rundfunk des Sender Bozens der RAI. Es gehe um Tipps für Mütter und Eltern als Begleiter ihrer Kleinkinder. Die Menschen in der Steinzeit hätten auf engstem Raum in der Großfamilie gelebt. Wichtig sei heute noch das gegenseitige Vertrauen. Bereits bei der Geburt eines Kindes sei für die Frau die Anwesenheit des eigenen Mannes oder einer anderen vertrauten Person sowie einer vertrauten Hebamme von Vorteil. „Heute will die Gesellschaft, dass die Kinder möglichst schnell selbständig werden, möglichst schnell im eigenen Bette schlafen und natürlich auch durchschlafen“, sagt Bruni. Mit dem Schnuller wird den Kleinkindern der „Mund zugestöpselt“. Kinder, die gestillt werden, bräuchten keinen Schnuller, erklärt Bruni auf Anfrage. Bei Kindern, die keine Muttermilch bekämen, sei es verständlich, dass sie nuckeln, da sie den Saugreflex auf diese Weise nachholen. Dasselbe gilt für Kinder, die einen starken Saugreflex haben oder bei einer Frühgeburt. Studien hätten zudem bewiesen, dass länger gestillte Kinder selbständiger werden. “Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen“, sagt Bruni. Die Mutter sollte so lange stillen, wie sie es für richtig hält. Umgekehrt aber, wenn eine Frau nicht stillen kann, soll sie nicht an sich zweifeln. Sie kann trotzdem eine gute Mutter sein. Schwangerschaft und Geburt sind natürliche Zustände, betont Bruni. Es handle sich nicht um Krankheit. Ein Äffchen würde bei den Anforderungen der heutigen Gesellschaft gar nicht überleben, wurde in der Sendung aufgezeigt. Die Affenmutter bereitet täglich liebevoll das Nest für ihr Kleines und lässt es nicht alleine. Ein Neugeborenes soll im 21. Jahrhundert schnell selbständig werden, damit die Mutter etwa ihre Karriere fortsetzen kann. Es entstehen immer mehr Kinderhorte. Die Kinder werden bereits ab drei Monaten mit Spielzeug überfordert. Sie brauchen noch ihre Ruhe, kaum Geräusche. „Es reichen die Händchen und die Füßchen zum Spielen“, erklärt Bruni. Sie sollen selbst auf Entdeckungsreise gehen können. Wenn sie aber dauernd „Pass’ auf!“ hören, werden die Kinder daran gehindert. Bruni sagt zudem, dass jedes Kind schlafen lernt. Es gibt keine Patentrezepte, Rituale seien wichtig. Gute Tipps erfahre man dazu in „Schlafen und wachen“; über das Stillen in „Wir stillen noch“, beide Bücher vom La Leche Liga-Verlag, Deutschland. Die Zuwendung, die Kinder in den ersten drei Jahren erhielten, sei ausschlaggebend für ihre Weiterentwicklung, sagt Bruni. Wenn Kinder länger gestillt werden oder länger im Elternbett schlafen, heißt das nicht, sie ohne Grenzen zu erziehen. „Wollen wir unseren Kindern wirklich ihre Kindheit nehmen und wollen wir wirklich, dass die Kinder so schnell abgenabelt und selbständig werden?“
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla

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