„Wir fühlen uns im Stich gelassen“
Publiziert in 29 / 2011 - Erschienen am 24. August 2011
Melag/Langtaufers – „Der Verein wird geführt wie ein besserer Feierabendverein“, zitierte der Langtauferer Hotelier Helmut Köllemann einen Schweizer Tourismusberater und zielte dabei auf die von Karl Gapp, Präsident, und Uli Stampfer, Direktor, geführte Ferienregion Reschenpass. Über E-Mail hatten er, sein Berufskollege Josef Thöni und der Campingbetreiber Heinrich Thöni aus St. Valentin der Presse eine „Strudelaktion für die Gäste“ angekündigt und auf die Tatsache hingewiesen, „dass sich die Hoteliers von Langtaufers vom Tourismusverein und der Gemeindeverwaltung im Stich gelassen fühlen“.
Als Konsequenzen wurden im elektronischen Brief angekündigt: „Austritt aus dem Tourismusvorstand, Kündigung der Mitgliedschaft im Tourismusverein, Rücktritt als Obmann des HGV-Graun, Rücktritt als HGV-Ausschussmitglied der Gemeinde Graun“. Die Strudelaktion entpuppte sich als erfolgreiche Sammelaktion der HGV-Jugend von Langtaufers zugunsten der hungernden Menschen am Horn von Afrika. Daran beteiligt war mit Sylvia Klöckner eine weitere Hotel-Betreiberin im „Toul“.
Die sogenannten Konsequenzen entpuppten sich als Drohungen, die Helmut Köllemann, Josef und Heinrich Thöni sofort in die Tat umsetzen wollen, wenn auch die für morgen (25. August) angesetzte Aussprache mit dem Vorsitzenden des HGV-Bezirks Meran/Vinschgau, Hansi Pichler aus Schenna, ergebnislos bliebe. Zur Sprache brachten die drei Touristiker vor allem die Tatsache, dass ihre Anliegen, unter anderem eine Skibusverbindung, weder bei der Ferienregion, noch in der Gemeinde Gehör fänden „Der Tourismus in Langtaufers ist nicht einmal einen Tagesordnungspunkt wert, weder in der Vorstandssitzung der Ferienregion, noch bei den Gemeinderatssitzungen“, meinte Köllemann und präsentierte unter dem Titel „Tourismus am Reschenpass“ eine sechsseitige Auflistung von Kritiken und Vorschlägen, darunter auch eine Berechnung der möglichen Vorteile im Falle eines „Gletscheranschlusses Weißseeferner 3.500 m“. Das Papier sei am 4. April verteilt und bisher nicht zur Kenntnis genommen worden. Außerdem würden Vorstandssitzungen terminlich so angesetzt, dass es unmöglich sei teilzunehmen. Das Gemeinderatsmitglied der Freiheitlichen, Heinrich Thöni, bemängelte, dass man die Zusammensetzung einer Arbeitsgruppe für das Tourismuskonzept der Gemeinde Graun nur unter Allfälliges behandelt habe und dass man die von der früheren Verwaltung vorgesehenen 25.000 Euro für eine Studie über den skitechnischen Zusammenschluss Langtaufers-Kaunertal gestrichen habe. Helmut Köllemann fand es befremdend, dass kein Vertreter der Langtauferer Hoteliers in die Konzept-Gruppe berufen wurde. Massiv wurde die unterschiedliche Behandlung der Mitglieder bei den Beiträgen für die Ferienregion kritisiert. „Wir sind nicht mit dieser Führung einverstanden“, erklärten Josef Thöni und Helmut Köllemann. „Wie kann jemand Präsident sein, wenn er gar nicht mit einem Betrieb im Einzugsgebiet der Ferienregion vertreten ist?“, fragte man sich in Langtaufers. (s)
Stellungnahme
der Ferienregion
Vorweg möchte ich festhalten, dass ich es von den Initiatoren nicht gerade taktvoll finde, das Elend der 3. Welt als Vorwand herzunehmen, um auf die rein persönlichen Befindlichkeiten einzelner Hoteliers hinzuweisen. Dass ich betrieblich nicht mehr in der Gemeinde Graun tätig bin, fand der Großteil der Mitglieder als vorteilhaft und dies wurde bei der Vorstandssitzung am 21. Juli 2011 von allen anwesenden Vorstandsmitgliedern einstimmig bestätigt. Dass Termine und Einladungen bewusst verzögert worden seien, damit die betroffenen Langtauferer Touristiker nicht teilnehmen können, ist anhand unserer Protokolle nicht nachvollziehbar. Zum Vorwurf, bei der Gestaltung der Mitgliedsbeiträge würde mit unterschiedlichen Maßen gemessen: Die Verwaltung hält sich grundsätzlich an die landesweiten Statuten für Tourismusvereine und -verbände. Zu den Vorwürfen, schriftlich formulierte und eingereichte Beanstandungen und Lösungsvorschläge in der Ferienregion nie zu beachten, geschweige denn zu diskutieren: Bei uns werden nur Mehrheitsbeschlüsse gefasst. Bei den Vorstandssitzungen waren beide Mitglieder aus Langtaufers eingeladen; sie hatten immer die Möglichkeit sich einzubringen. Diesbezüglich möchte ich den Herren eine Weisheit ans Herz legen: Das Gras wächst nicht schneller, nur weil man am Halm zieht.
Karl Gapp,
Ferienregion Reschenpass
Stellungnahme
des Bürgermeisters
Für das Gesamttourismuskonzept der Gemeinde Graun hat der Gemeindeausschuss gemeinsam mit dem Präsidenten und Geschäftsführer der Ferienregion Reschenpass unter der Leitung eines Unternehmensberaters die Vorgehensweise abgesteckt. Dabei wurde auch die Arbeitsgruppe zusammengestellt (max. 15 bis 20 Personen). Alle Interessensvertretungen wurden informiert und gebeten, einen Vertreter ihrer Wahl in diese Arbeitsgruppe zu entsenden. Dabei hat die Gemeindeverwaltung bezüglich der Personen keinerlei Einfluss genommen. In diesem Gesamttourismuskonzept der Gemeinde wird natürlich auch Langtaufers entsprechend berücksichtigt.
Bezüglich des „Emotionalkonzeptes Kaunertal“ wurde ein Beitrag von 25.000 Euro, welcher von der vorherigen Gemeindeverwaltung vorgesehen war, vom Gemeinderat bei 14 Ja-Stimmen und einer Enthaltung gestrichen, da bereits schon eine Studie bezahlt worden ist und dieses „Emotionalkonzept“ von den drei bestehenden Aufstiegsanlagen und der Mehrheit der Bevölkerung nicht mitgetragen wird.
Die jetzige Gemeindeverwaltung hat niemals ein Versprechen bezüglich der Einführung eines Skibusdienstes für Langtaufers gegeben. Sollte dies aber ein Wunsch der Tourismustreibenden von Langtaufers und der Verantwortlichen des Skigebietes von Maseben sein, ist die Gemeindeverwaltung sehr wohl bereit, sich für einen Skibusdienst einzusetzen, der aber unter Absprache der drei Liftgesellschaften organisiert werden sollte.
Es wäre sinnvoller, wenn sich die betroffenen Personen direkt an einen Tisch setzen könnten, um Probleme auszudiskutieren, als öffentliche Anschuldigungen zu machen, die nicht wahrheitsgetreu sind.
Heinrich Noggler
Günther Schöpf