Manfred Niederl, Wirtschaftssprecher der Union für Südtirol

„Wir haben ein Problem mit der Marke ‚Union’“

Publiziert in 40 / 2008 - Erschienen am 12. November 2008
Die Union für Südtirol hat bei den Landtagswahlen 2008 landesweit starke Einbußen hinnehmen müssen. „Im Vergleich zu anderen Bezirken haben wir im Vinschgau trotz allem etwas weniger verloren“, resümiert Manfred Niederl, der Wirtschaftssprecher der Union für Südtirol. Die Hoffnung, dass die Bezirksobfrau Christine Taraboi-Blaas den Sprung in den Landtag schaffen würde, habe sich leider nicht erfüllt, „obwohl wir eigentlich damit gerechnet hatten.“ Wie be­richtet, hat Taraboi-Blaas im politischen Bezirk Vinschgau nur 613 Vorzugsstimmen bekommen, 2003 waren es noch 1.806 gewesen. Den Hauptgrund für den Misserfolg ortet Niederl darin, dass die Marke „Union“ noch immer sehr stark mit dem „alten“ ­Thema der Selbstbestimmung behaftet sei: „Wir haben uns zwar auf Sachthemen wie Familie, Soziales und Wirtschaft konzentriert, aber es ist uns nicht gelungen, diese Themen glaubhaft und erfolgreich an die Wählerschaft zu bringen, weil viele die Marke ‚Union’ einfach mit Selbstbestimmung gleichsetzen und weil das Thema Selbstbestimmung mittlerweile sehr deutlich von der Süd-­Tiroler Freiheit besetzt wurde und wird. Um es klar zu sagen: Wer für die Selbstbestimmung eintritt, wählte dieses Mal die Süd-Tiroler Freiheit, und nicht die Union.“ Um das Marken-Problem zu lösen, plädiert Manfred Niederl jetzt für einen Neuansatz, „für etwas total Neues“, wobei auch daran zu denken sei, die Partei möglicherweise auf eine breitere Basis zu stellen, um so neue Schichten anzusprechen und mit einzubeziehen, etwa die Bürgerlisten. Auf die Frage, ob es der Union geschadet haben könnte, dass der Parteiobmann Andreas ­Pöder immer und überall im Vordergrund stand, meinte Niederl: „Die Union hat ganz bewusst auf Andreas Pöder als Zugpferd gesetzt und den ganzen Wahlkampf danach ausgerichtet.“ Pöder sei allerdings von fast allen Seiten stark angegriffen worden, „und weil er nun einmal das einzige Zugpferd war, machte uns das sicher verwundbar.“ Pöder habe bewusst nicht „zurückgeschlagen“, was im Nachhinein betrachtet nicht unbedingt als negativ zu werten sei. Positiv sei auf jeden Fall, dass die Schlagkraft der deutschsprachigen Opposition insgesamt im Landtag gestärkt werden konnte: „Bisher waren es 4 Landtagsabgeordnete, jetzt sind es 8“. Gibt es innerhalb der Union keine Obmann-Diskussion? Manfred Niederl: „Am Tag nach der Wahl sind zwar einige Stimmen laut geworden und es gab auch Leute, die im ersten Moment alles hinschmeißen wollten, aber jetzt haben wir eine erste Verschnaufpause hinter uns und blicken wieder nach vorne. Außerdem können wir uns den ‚Luxus’ einer Obmann-Debatte schon deshalb nicht leisten, weil wir keine Alternative zu Pöder haben: wer, wenn nicht er?“
Josef Laner
Josef Laner

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