„Wirbel um Kinderarzt“
Publiziert in 18 / 2003 - Erschienen am 25. September 2003
Ende Juli stellte die Sanitätseinheit West mehrere Familien des Obervinschgau vor vollendete Tatsachen. In einem Brief wurde den Eltern mitgeteilt, dass alle Kinder bis zum 6. Lebensjahr vom Basiskinderarzt Martin Stampfer, der dort seinen Dienst Anfang August begann, betreut werden sollen. „Der Vinschger“ sprach mit dem Kinderarzt.
Der Vinschger: Wie kamen Sie zu Ihrer Stelle als Kinderarzt in Mals?
Martin Stampfer: Vergangenen Herbst wurde von der Sanitätseinheit diese Stelle ausgeschrieben und ich habe diese Gelegenheit ergriffen, nach Mals -meinem Heimatort - zurückzukehren. Es waren mehrere Bewerbungen eingetroffen, und ich habe diesen Wettbewerb gewonnen, worüber ich sehr glücklich bin. Nach Absprache mit dem Bürgermeister Josef Noggler kann ich die Praxisräume im Sprengel benutzen, bis ich die geeigneten Räume gefunden habe.
Viele Eltern finden, dass sie von der Bürokratie hintergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt wurden!“
Auch ich musste über Jahre Zustände mitansehen, die mir nicht gefallen haben. Das italienische Gesetz besagt aber, wenn ein Kinderarzt seinen Dienst anbietet, werden alle Kinder unter 6 Jahren automatisch diesem zugeteilt. Ich finde die Situation auch nicht optimal. Ich gehe auch lieber in das Geschäftund kaufe ein was ich will. Elisabeth Viertler, ebenfalls Kinderärztin, wollte ihren Dienst in Mals beginnen, dann hätte es die Wahlmöglichkeit gegeben, sie hat dann aber aus privaten Gründen abgesagt. Grundsätzlich besteht das Recht der Patienten auf freie Arztwahl, wenn jemand mit mir nicht klarkommt. Als andere Möglichkeit steht immer noch die Kinderabteilung des Krankenhauses zu Verfügung. Aber die Vorsorgeuntersuchungen sollten schon von einem Kinderarzt getätigt werden. Frau Viertler und ich waren schon seit einiger Zeit 3 halbe Tage im Monat im Sprengel von Mals und einmal monatlich in Graun bei der Mütterberatung und wurden immer herzlich aufgenommen.“
„Was sagen Sie zur Situation in der Gemeinde Graun?“
„Mir kommt vor, da wird zu viel Wirbel um die ganze Sache gemacht. Ich möchte nicht Sachen ausbaden müssen, für die ich nichts kann. Ich war von Anfang an mit der freien Arztwahl einverstanden, vor allem wegen der weiten Strecke. Arbeit habe ich so oder so genug, 1300 Patienten wären das Höchstmaß und ich habe 1100. Andere Ärzte und das Landesamt für Gesundheitssprengel sagen aber, dass für Graun keine Ausnahme gemacht werden soll. Nach Mals in die Apotheke muss man sowieso, um ein Medikament zu holen!“
Interview:
Brigitte Thoma