Die Bauschuttberge im Gewerbegebiet Vetzan werden von Tag zu Tag höher.

Wohin mit dem Bauschutt?

Publiziert in 17 / 2012 - Erschienen am 3. Mai 2012
Schlanders – Eine heiße Kar­toffel hat die Gemeinde Schlanders zu pellen. Es geht um den Antrag der Marx AG, westlich der Industriezone Vetzan eine Bauschuttrecyclinganlage zu errichten. Der Widerstand gegen diesen Standort ist groß. Franz Marx führt ins Feld, dass kein anderer Standort zu finden sei: „Wenn es in Vetzan nicht klappt, bleibt nur die Alternative, den Vinschger Bauschutt bis nach Sinich zu karren, und was das bedeutet, kann sich jeder ausmalen.“ Den Antrag, eine Grundfläche gegenüber dem Straßenstützpunkt in Vetzan, wo bisher Schotter entnommen wurde, von landwirtschaftlichem Grün in Gewerbezone umzuwandeln, hatte die Firma Marx bereits vor rund 2 Jahren hinterlegt. Die frühere Gemeindeverwaltung wollte dazu kurz vor dem Ablauf der Amtsperiode keine Entscheidung mehr treffen. Der Ball ging somit an die neue Verwaltung. „Im Ausschuss haben wir bereits vor Monaten über diesen Antrag diskutiert. Auch mit der Firma Marx haben wir geredet und sie um Verbesserungsvorschläge ersucht“, so Bürgermeister Dieter Pinggera. Es sei zwar ein etwas „verdaulicheres“ Projekt vorgelegt worden, das einen Sichtschutz von der Straße her vorsieht - ein bepflanzter Damm wurde bereits errichtet - sowie eine teilweise Überdachung, aber die Stellungnahmen, zu denen die Gemeindeverwaltung alle Interessensgruppen und Parteisparten aufgefordert habe, „sind bis dato allesamt negativ ausgefallen.“ Die SVP-Ortsgruppe Vetzan stemme sich ebenso gegen den Standort Vetzan wie der HGV, der Tourismusverein, die Anrainer, die örtliche Bevölkerung sowie die Landwirtschaft des gesamten Gemeindegebietes. „Dieser Standort ist objektiv gesehen sicher nicht ideal und wir wären heilfroh, wenn man einen anderen Standort finden könnte,“ so Pinggera. Bereits jetzt seien die Belastungen im Umfeld der Gewerbezone infolge der Tätigkeiten der Firmen Marx und Mair nicht unerheblich. Um sich ein Bild davon zu machen, was eventuell auf Vetzan zukommen könnte - in einer natürlich viel kleineren Variante -, haben sich die Gemeindeverwalter die großen Anlagen der Firma Erdbau in Sinich angesehen. Dieses Unternehmen betreibt auch eine Bauschuttrecyclinganlage in Naturns. Dort ist es laut ­Pinggera so, dass bestimmte Mengen an Bauschutt abgelagert werden, in etwa 1.000 Kubikmeter, und dass die Firma vier- bis fünfmal im Jahr mit den Maschinen anrückt, um den Bauschutt zur weiteren Verwertung aufzubereiten. „Wenn es das nächste Mal so weit ist, werden wir uns diese Arbeitsvorgänge vor Ort anschauen, um festzustellen, wie stark die Lärm- und Staubelastungen sind“, kündigt der Bürgermeister an. Zumal es darum geht, den Bauleitplan zu ändern, stehe die letzte Entscheidung auf jeden Fall dem Gemeinderat zu. Wie Pinggera durchsickern ließ, dürfte es unter den derzeitigen Umständen mehr als fraglich sein, dass im Rat eine Mehrheit für die Umwidmung zustande kommt. „Wir platzen aus allen Nähten“ Gewichtig sind allerdings auch die Argumente, die Franz Marx von der Firma Marx AG aufs Tapet bringt: „Wir suchen seit zehn Jahren nach einem Standort und haben keinen gefunden.“ Sowohl in Prad als auch im Gewerbegebiet Vetzan werden die Bauschuttberge von Tag zu Tag höher: „Wenn es nicht bald zu einer Lösung kommt, können wir keinen Bauschutt mehr aufnehmen. Wir platzen aus allen Nähten.“ Erschwerend hinzugekommen sei, dass die Bauschuttmenge infolge der Kubatur-Bonus-Regelung seit einiger Zeit ungewöhnlich stark zugenommen hat. Er sei sich zwar bewusst, dass es Widerstände gegen den Standort Vetzan gebe und er bringe auch Verständnis für die Vorbehalte auf (O-Ton Marx: „Wenn ich Bauer oder Hotelier wäre, würde auch ich mich dagegen wehren“), aber es gebe bei bestem Willen keinen alternativen Standort. Um den Bauschutt aus dem Vinschgau in verschiedenen Körnungen aufzubereiten und einer Wiederverwertung zuzuführen, „brauchen wir mindestens einen Hektar. Die Firma Erdbau verfügt für diesen Zweck über ca. 5 Hektar,“ so Marx. Seitens seiner Firma sei alles unternommen worden, um die Belastungen so gering wie möglich zu halten: „Ein Damm entlang der Staatsstraße wurde bereits errichtet, sodass die Anlage nur noch vom Berg aus einsehbar wäre.“ Außerdem würde ein Großteil der Anlage überdacht. Hand mit Hand mit dem Bau könnte zudem die derzeitige, sehr gefährliche Einfahrt in die Staatsstraße gegen Osten hin verlegt und viel sicherer gestaltet werden. Aber gibt es tatsächlich keine alternativen Standorte? Franz Marx: „Auf einer vor einiger Zeit ins Auge gefassten Fläche in Morter darf kein Bauschutt verarbeitet werden, weil sich dieser Standort im Nationalparkgebiet befindet. Eine Fläche nicht unweit davon liegt zwar nicht im Parkgebiet, doch dort darf ausschließlich Aushubmaterial aus dem Gemeindegebiet von Latsch gelagert werden.“ Andere Standorte hätte man trotz eifrigster Suche nicht finden können. Auch der Standort Talair in der Gemeinde Schlanders, wo die Bezirksgrünschnittdeponie entsteht, sei abgelehnt worden, zumal die Zufahrtsstraße angeblich zu eng sei. Die einzige Alternative zum Standort Vetzan sieht Franz Marx im Transport des Vinschger Bauschutts bis nach Sinich. Was das allein in punkto Kosten und Verkehrsbelastung mit sich bringen würde, könne sich jeder vorstellen.
Josef Laner
Josef Laner

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