Wohl dosiert mit Ironie und Schärfe

Publiziert in 38 / 2010 - Erschienen am 27. Oktober 2010

Laas – Ziemlich ironisch und ganz schön scharf war die Plakataktion der Laaser Kaufleute des letzten Jahres: „Männer sagen über Frauen.“ „Frauen sind wie Krawatten: man wählt sie meist bei schlechter Beleuchtung, und dann hat man sie am Hals!“ las man dort. Das war eine harmlose Variante jener Plakate, die zum Tag der Frau 2010 auf die Situation der Frau in unserer Gesellschaft aufmerksam machten. Die von Sigrid Haller ausgeklügelte Idee, unterstützt von den Kaufleuten Laas, erhielt den Preis der Cultura Socialis, einer Initiative des Amtes für Familie und Sozialwesen. Am 13. Oktober luden das Unternehmen Chiron, verantwortlich für die Koordination des Preises, sowie die Abteilung Familie und Sozialwesen zur Diskussionsrunde und Ausstellungseröffnung von Cultura Socialis 2010 in das Gasthaus „Krone“ ein. Die Aktion, die seit drei Jahren am Tag der Frau Plakate zum Thema Frau in Laaser Schaufenstern zeigt, ist eine von 15 prämierten Projekten mit sozialem Engagement, die den Preis bekamen. Für Initiatorin Haller war der Preis „fast beschämend, weil es viel wertvollere Initiativen gab.“ Die vergebenen Preise teilen sich in die Sparten Informell, Formell, Unternehmen, Politik und Verwaltung auf Gemeindeebene und Medien. Von dem Preis hatten zwar weder die Kaufleute noch deren Vertreter Dietmar Spechtenhauser gehört. Dass über diese Aktion innerhalb Laas diskutiert würde, damit hatten sie vorher schon gerechnet. Als bemerkenswert empfand Bernd Karner die Tatsache, dass Kaufleute diese Idee unterstützten, „wenn man bedenkt, was sonst so von Kaufleuten kommt.“ Die Diskussionsrunde förderte zu Tage, was die Laaser schon wussten: Es gab ebenso Gegenwehr und Unverständnis: Weibliche Reisegruppen aus Südtirol zeigten sich empört über diese Aktion, in Geschäften und Gasthäusern wurde lebhaft diskutiert. Vielleicht sei das der Grund für den Preis, überlegte der Obmann der Laaser Kaufleute. „Das Leichtere und Humorvolle verdient seinen Platz,“ betonte Reinhard Gunsch von der Abteilung Familie und Soziales. Sigrid Haller ging es bei der Aktion vor allem um das Aufwerten des Tages der Frau. Warum diese Idee umsetzbar war? Es mag an der Tatsache liegen, dass die Laaser Kaufleute bereitwillig gemeinsame Initiativen starten und dass die größere Hälfte der Kaufleute in Laas Kauffrauen sind. Vielleicht sogar daran, dass die Laaser Apothekerin über eine gute Prise Selbstironie verfügt, die einen aneckenden Blick auf Frauenfeindliches zulässt, um ihn dann zu verwirklichen.