Höchste Qualität, niedriger Preis

Publiziert in 5 / 2016 - Erschienen am 10. Februar 2016
Die Abschaffung der Milchquoten, ein hoher Preisdruck, das Russland-Embargo und die vielseitigen Probleme der Berglandwirtschaft beschäftigen die Verantwortlichen der Südtiroler Milchwirtschaftsgenossenschaften. „der Vinschger“ hat mit Alfred Pobitzer, Vize-Obmann der „Bergmilch Südtirol“ über diese und andere Probleme gesprochen: der Vinschger: Herr Pobitzer, die Abschaffung der Milchquoten zeigt ihre Auswirkungen. Wie reagiert die Milchwirtschaft? Alfred Pobitzer: Es ist genau das eingetreten, was alle befürchtet haben. Die Politik hat die Folgen nicht erkannt. Der Milchpreis dürfte für 2015 zwar noch etwas steigen, für 2016 stehen die Prognosen schlecht. Druck kommt von allen Seiten: von den Handelsketten, von den Tankmilchkunden, von überall! Was bedeutet das für unsere kleinstrukturierte Berglandwirtschaft im Konkreten? Wir müssen das jetzige Preiseniveau mit allen Mitteln halten, sonst bedeutet es das Aus für viele unserer Betriebe. Trotz der hohen Qualität der Südtiroler Milch? Ja, die Qualität unserer Milch ist spitze. Bei einer Produktion von mehr als 185 Millionen kg pro Jahr liegt die Keimzahl bei nur 16 000; da staunte kürzlich sogar der Fachlehrer der Fachschule für Landwirtschaft in Rotholz. Der Konsument, die Gastronomie und auch die Wiederkäufer schätzen unsere Produkte sehr! Ist das Russland-Embargo immer noch spürbar? Ja immer noch; die Bergmilch Südtirol hat eine Million Kilogramm Mascarpone im Jahr verloren; für die Produktion von Mascarpone konnten wir den überschüssigen Rahm damit gut verwerten. Wie hat sich der gute Sommer 2015 ausgewirkt? Die Milchproduktion steigt derzeit um 6 Prozent; wenn das anhält, müssen wir eine zusätzliche Menge vermarkten, die der Jahresmenge mehrerer Südtiroler Sennerein entspricht. Das ist eine große Herausforderung, die wir so nicht vorgesehen haben. Auch mit ein Grund, warum man die Nauderer Milch nicht nimmt? Ja, das bedeutet noch mehr Milch und weitere Mitglieder, die zu betreuen sind. Auf der einen Seite haben wir Gebiete abgetreten, deshalb hat der Vorstand die Aufnahme von Nauders abgelehnt. Wo gab es die Gebietsverschiebungen? Was haben sie gebracht? Die großen Gebiete um Kastelruth, Ritten, Mölten und Vöran wurden verschoben; für die Bergmilch Südtirol hat das den Vorteil gebracht, dass die überschüssige Tankmilch besser auf die verschiedenen Milchhöfe aufgeteilt wurde. Wie sehen Sie die Vinschger Milchwirtschaft? In den anderen Bezirken haben die Bauern Privatwald und Almen, mit denen sie sich ein zweites Standbein geschaffen haben. Hier im Vinschgau gehört fast alles den Interessentschaften. Auch Urlaub auf dem Bauernhof-Betriebe und Hofschänken gibt es bei uns im Vergleich zum Pustertal und Eisacktal viel weniger. Die Nutzung der Energie in den Seitentälern wurde verschlafen, wenn ich denke, wie in Passeier und Sarntal damit gewirtschaftet wird. Und ein wesentlicher Grund für die Strukturschwäche ist auch die Realteilung im Oberen Vinschgau. Könnte Bio eine Lösung sein? Die Biomilch bei Bergmilch Südtirol kommt ausschließlich von Vinschger Höfen, es könnte auch noch mehr sein. Aber viele Bauern sind nicht sehr entscheidungsfreudig, denn es sind bestimmte Vorschriften zu erfüllen. Auch ich selbst konnte mich noch nicht für Bio entschließen, vielleicht ist es falsch, ich weiß es nicht…. Was halten Sie von einer Bio-Region im Oberen Vinschgau? Es braucht auch eine innere Überzeugung und den Mut, den Schritt zu wagen. Das Geld allein sollte nicht ausschlaggebend sein. Interview: Ingeborg Rainalter Rechenmacher Alfred Pobitzer aus Schleis/Mals war Mila-Obmann bis zur Fusion Mila und Senni zur Bergmilch Südtirol, seit 4 Jahren ist er Vize-Obmann der Bergmilch Südtirol
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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