Biathlon in Martell war eine Ansage
Organisatorische Höhepunkte nach dem Ausnahmezustand.
Martell - An sich hätte das Plima-Tal auch in Schockstarre verharren können. Wenige Wochen vor Austragung des IBU Junior-Cups zwischen 16. und 21. Dezember herrschte Ausnahmezustand im Tal. Martell war tagelang von der Außenwelt abgeschlossen und kam zu internationaler Berühmtheit durch den Lawinenabgang mitten durchs Dorf. Dass es dann doch noch gelungen ist, zuerst einen Durchgang des Italiencups, danach den Deutschlandpokal und eine Woche später für Athletinnen und Athleten aus 35 Nationen den Junior Cup mit 4 verschiedenen Wettkämpfen durchzuziehen, grenzt an ein organisatorisches Wunder. OK-Präsident Georg Altstätter, sein Team und etwa 100 Freiwillige auf den Pisten, am Schießstand, im Sekretariat, am Mikrophon, am Start, im Zielbereich, bei der Zeitnahme, an der Strafrunde, im Vip-Bereich, auf den Pistenfahrzeugen, beim Transport und beim Ordnungsdienst haben Unwahrscheinliches geleistet. Der absolute Höhepunkt sämtlicher Herausforderungen war das Verfolgungsrennen am Samstag, 21. Dezember, als die Helfer um 5 Uhr morgens 40 cm Schnee ausfrästen, ausschöpften, wegfegten und mehrmals mit den Pistenfahrzeugen die Loipen abfahren mussten. Es war eine deutliche Marteller Ansage durch Bürgermeister Georg Altstätter: „Wir sind auf der Höhe und fähig, jede Biathlon-Veranstaltung auszutragen.“ Lohn für die übermenschlichen Anstrengungen waren neben den anerkennenden Worten der IBU-Verantwortlichen aus Deutschland, Tschechei und Polen die Begeisterung der jungen Athleten und das überraschend erfolgreiche Auftreten der Italiener, Südtiroler inbegriffen.
Den ersten „einheimischen“ Akzent setzten mit der Single-Staffel der Lombarde Michele Molinari und die Antholzerin Rebecca Passler, die nur 3,7 Sekunden hinter den treffsicheren Schweizern ins Ziel kamen. Das 2. Silber hinter überlegenen Franzosen in der Mix-Staffel wurde von drei Aostanern und einem Trentiner geliefert. Tommaso Giacomel aus Fiera di Primiero war der beste Schütze im gemischten Quartett und vertrat Südtirol als Sportschüler in Mals. Vier Mädchen schickte Cheftrainer Mirco Romanin in den Sprintbewerb. Debütantin Linda Zingerle, Antholz, erreichte Platz 22. Rebecca Passler leistete sich 3 Patzer im Liegendschießen und endete auf Rang 36. Als ausrichtende Nation nutzte Italien bei der männlichen Jugend das Kontingent mit 7 Startern voll aus. Auf Platz 7 trat erstmals Patrick Braunhofer aus Ridnaun in Szene. Mit 3 Schießfehlern kam David Zingerle über Rang 25 nicht hinaus bei 127 Teilnehmern aus 34 Nationen. Bester Italiener war wieder Giacomel auf Platz 3. Dass aber großes Potenzial in der männlichen, italienischen Biathlon-Jugend steckt, bewies das Verfolgungsrennen unter extremen Bedingungen. Tommaso Giacomel siegte vor dem Schweizer Sprintsieger Niklas Hartwig. Er musste 19 Sekunden Rückstand aus dem Sprint aufholen und konnte dem Gegner noch 15 Sekunden abnehmen. Das Duell im Schneetreiben war an Spannung nicht zu überbieten. Als bester Schütze kam Patrick Braunhofer mit nur einem Fehler 21 Sekunden nach dem Sieger ins Ziel – genau um die Zeit für die Strafrunde. David Zingerle schaffte eine gute Schießleistung auf Platz 24. Bei den Mädchen wuchs Linda Zingerle über sich hinaus und war beste „Azzurra“ auf Rang 9. Rebecca Passler trumpfte auf und arbeitete sich von Startplatz 36 aus dem Sprint auf Rang 12 vor. Neben Braunhofers Podestplatz waren die Leistungen der jungen Damen das Positivste aus Südtiroler Sicht. Der starke Nachwuchs am Übergang zum Weltcup kommt aus anderen italienischen Provinzen.