Peter Pfeifer bei einer Laufeinheit.

Das Virus und die Hobbysportler 

Der Präsident des „Stilfserjoch Marathons“, Peter Pfeifer, über die Coronavirus-Krise und den Freizeitsport. 

Publiziert in 16/17 / 2020 - Erschienen am 7. Mai 2020

VINSCHGAU - Hunderte Läufer hätten am Samstag, 13. Juni, die legendären Kehren am Stilfser Joch erklimmen sollen. Bereits eine Woche davor hätten etwa tausend Mountainbiker im oberen Vinschgau ein Radfest gefeiert. Daraus wird in diesem Jahr nichts. Sowohl der 4. „Stilfserjoch Stelvio Marathon“ für Bergläufer, als auch der Ortler Bike Marathon mussten abgesagt werden. Die Coronavirus-Krise hat nicht nur so gut wie alle Teile der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens hart getroffen, sondern vor allem auch den Sport. Veranstaltungen werden am laufenden Band abgesagt. Es ist ungewiss, ob und ab wann bzw. in welcher Form in diesem Sommer größere sportliche Veranstaltungen überhaupt über die Bühne gehen können. Wir haben mit dem Präsidenten des ASV Stelvio Marathon, Peter Pfeifer, über die derzeitige Lage in der Welt des Hobbysports gesprochen.

der Vinschger: Herr Pfeifer, lange herrschte Zuversicht in Sachen Stilfserjoch Stelvio Marathon, Anfang April kam dann doch die endgültige Absage aufgrund der Coronavirus-Krise. Warum? 

Peter Pfeifer: Wir haben uns ja bereits in der zweiten Märzhälfte Gedanken gemacht, welche Szenarien den Stilfserjoch Marathon aufgrund Covid-19 betreffen könnten. Relativ rasch war uns dann klar, dass es unumgänglich ist die Veranstaltung entweder abzusagen oder zu verschieben. Zu Beginn standen wir einer Verschiebung in den Herbst noch euphorisch gegenüber. Die Ernüchterung trat schließlich mit einer ersten Analyse des übervollen Rennkalenders in diesem Zeitraum ein. Auf keinen Fall wollten wir eine Konkurrenz für bewährte Herbstläufe darstellen und uns im schlimmsten Fall gegenseitig Teilnehmer wegnehmen, was uns schließlich zur Absage der Ausgabe 2020 bewegte. 

Was bedeutet die Absage für Sie als Veranstalter? 

Natürlich schmerzt einem die Absage einer Veranstaltung bei der man von Beginn an mit viel Leidenschaft dabei war. Das Team hatte bereits einiges an Vorarbeit für die Ausgabe 2020 investiert. Zahlreiche Sponsoren zeigten sich auch in diesem Jahr wieder bereit das Rennen zu unterstützen. Auch viele freiwillige Helfer betonten, noch vor einer offiziellen Anfrage, aktiv am guten Gelingen des Laufes mitwirken zu wollen.

Wie reagierten Athleten auf die Absage? 

Es gab von interessierten und bereits angemeldeten Athleten vollstes Verständnis für unsere Entscheidung. Dies alles zeigt, dass der Marathon nach relativ kurzer Zeit einen großen Wert bei den Teilnehmern sowie innerhalb unserer Region hat. Es motiviert uns natürlich auch umso aktiver auf eine wertvolle Veranstaltung im Jahr 2021 hinzuarbeiten. Natürlich hoffen wir, aufgrund der vielen positive Rückmeldungen, auch 2021 auf das Entgegenkommen und die Treue unserer Teilnehmer, Helfer, Sponsoren und Gönner. 

Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage für Hobbysportler?   

Vorweggenommen muss ich sagen, dass es nicht zielführend ist, wie in den letzten Wochen in den sozialen Netzwerken oft geschehen, einzelne Tätigkeiten oder Berufe gegeneinander auszuspielen. Schlussendlich ist jeder einzelne innerhalb unseres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ein Zahnrad, das den Motor am Laufen hält. In die Diskussion der Wertigkeit fiel und fällt auch der Hobbysport. Ich sehe den Hobbysport als sehr wichtigen Ausgleich sowie als ein Ventil für Menschen die in ihrem Alltag und ihrem Beruf großes für Wirtschaft und Gesellschaft leisten. Besonders hart getroffen sind die Amateurvereine. Sie sind die Heimat für alle Nachwuchsathleten und Hobbysportler. Deren Stellenwert wird hoffentlich von vielen erkannt, kann man doch in den allermeisten Vereinen unseres Landes die Kinder für ein Trinkgeld in die Obhut von Trainern und Betreuern schicken und ihnen damit eine gesunde, sinnvolle und charakterstärkende Freizeitgestaltung bieten. Bis dato wurde dieser positive Zustand zu oft als Selbstverständlichkeit angesehen.

Wie schätzen Sie die Zukunft für Veranstalter und Sportler ein? 

Was die abgesagten Sportveranstaltungen betrifft muss ein Hobbyathlet dies, trotz teilweise akribischer Jahresplanung, einfach verkraften können. Zentraler ist hier die Frage, wie es in den meisten anderen Sektoren auch der Fall ist, ob einzelne Veranstaltungen überhaupt überleben können. Für den Hobbysportler selbst ist sicherlich die Aufhebung der Bewegungseinschränkungen von größerer Bedeutung. Ich denke aber, dass, auch wenn alle Beschränkungen komplett aufgehoben werden, die Hobbysportler einen Teil ihrer Freiheiten für einen längeren Zeitraum erstmal abgeben müssen. Betreffen wird dies vor allem den Mannschafts- und Gruppensport und das Zusammengehörigkeitsgefühl bei größeren Veranstaltungen. Gewisse Einschränkungen werden wohl das ganze Jahr 2020 betreffen.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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