Benjamin Tscholl
Benjamin Tscholl (rechts) in Aktion.

Der Latscher Kämpfer

Benjamin Tscholl und die erste Martial Arts Systematics Schule. 

Publiziert in 8 / 2023 - Erschienen am 24. April 2023

LATSCH - Die Leidenschaft zum Beruf gemacht, seiner Berufung gefolgt. Spricht man mit dem Latscher Benjamin Tscholl, dann wird schnell klar: Dieser junge Mann ist Feuer und Flamme für die Kampfkunst. Er betreut die erste Martial Arts Systematics Schule in ganz Südtirol. Als erster hierzulande absolvierte er diese neuartige Ausbildung – und dabei ist Tscholl eigentlich ein gelernter Koch. 
Aber der Reihe nach: 1991 geboren, konnte sich der kleine Benjamin schon in seiner Kindheit für den Kampf begeistern. Das Schwert, das Mittelalter, Ritter und alles Drumherum, das war schon immer „sein Ding“. Kein Wunder, dass man ihn bei Veranstaltungen wie den Ritterspielen in Schluderns regelmäßig treffen konnte. Auch heute noch sind diese ein Pflichttermin für ihn. Als Kind übte er zudem den Kampfsport Karate aus. Als junger Erwachsener erlernte Tscholl dann den Beruf des Kochs. 2017 wollte er aber einen anderen Weg in seinem Leben einschlagen, ein neues Kapitel aufschlagen. Im Internet stieß er auf Martial Arts Systematics, eine Akademie der Selbstverteidigung. „Ich habe mich in die Thematik eingelesen. Und war sofort begeistert“, erinnert sich Tscholl im Gespräch mit dem der Vinschger.
Als Begründer der Martial Arts Systematics Organisation gilt der Österreicher Andreas Brandstätter. Dieser trägt den Titel des Magisters. Studiert hat er Sportwissenschaften, seine Akademie gründete er 2014 in Graz. Dort absolvierte Tscholl schließlich auch die Ausbildung. „Hier befindet sich das Hauptquartier“, erzählt er begeistert. Hart sei sie gewesen, die Ausbildung. Theorie und Praxis standen auf dem Programm, trainiert wurde quasi täglich. Nebenbei jobbte der Latscher in einem Gemüsegroßhandel. Die Zwischenprüfungen im Rahmen der Ausbildung wusste er zu meistern. Im Rangsystem arbeitete er sich auf die höchste Stufe. „So wie der schwarze Gürtel im Karate“, vergleicht er. 
2021 ging es zurück in die Heimat. Heute lebt Tscholl mit seiner Lebensgefährtin in Burgstall. Im Herbst des vergangenen Jahres gründete er schließlich die erste MAS-Schule in ganz Italien. „Ich will auch hier in Südtirol das Feuer für diese Kampfkunst entfachen“, sagt er. Der Trainingsstandort befindet sich in Untermais, im dortigen „Kraftwerk“. Einmal wöchentlich bietet er auch in der Latscher Grundschule Trainingseinheiten an. „Es gibt verschiedene Trainingspakete und Trainingszeiten“. Ob das Martial Arts Systematics das Richtige für einen ist, das könne man in einem Probetraining herausfinden. Geht es nach Tscholl, ist es „absolut das Richtige. Für jeden Mann und jede Frau. Und auch für Kinder“. Die Altersklassen starten bereits ab 7 Jahren, von 12 bis 16 gibt es Jugendgruppen, danach gilt man als Erwachsener. 

„Für Körper und Geist“

„Martial Arts Systematics ist etwas für Körper und Geist. Es ist technisch. Robust. Schnell. Alle Bewegungsabläufe werden mitgenommen“, erzählt er begeistert. Dabei könne man im Training stets selbst entscheiden, welches Tempo man mitgeht. „Schlussendlich sprechen wir hier von einem vollkommen neuen, effektiven Konzept zur Selbstverteidigung“. Unabhängig von der körperlichen Konstitution könne es jeder erlernen. „Das Besondere an dieser Kampfkunst ist, dass sie sich allen für den Zweikampf relevanten Sachen bedient“, betont der junge Vinschger.  
Es handle sich um eine absolut stillose Kampfkunst. „Mit dem Stildenken wird aufgeräumt, es gibt kein besser oder schlechter, effektiver oder weniger effektiv“, so Tscholl. Es gehe schlicht und ergreifend um die Systematik hinter den Kampfkünsten, „die es zu verstehen, zu erlernen und umzusetzen gilt“.
In der Martial Arts Systematics befinden sich Einflüsse aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen: Karate, Judo, Taekwondo, Jiu Jitsu, Aikido, Wing Chun, Muay Thai, Boxen, Kickboxen, Mixed Martial Arts, um nur einige zu nennen. Systembegründer Brandstätter erlernte selbst 13 verschiedene Kampfsport-Stile quasi perfekt und ist seit über 40 Jahren im Kampfsport aktiv. 

Für jeden Kampf gerüstet 

Wettbewerbe in der Martial Arts Systematics gebe es noch keine, man könne aber problemlos an Kämpfen in den einzelnen Disziplinen teilnehmen. „Dafür ist man dann schon gut gerüstet. Man muss nur aufpassen, dass man die Regeln einhält und nicht die verschiedenen Kampfstile vermischt“, so Tscholl. An Wettkämpfen teilzunehmen habe er aber vorerst ohnehin nicht vor, er konzentriert sich ganz auf sein Konzept mit den zig Stilen. 
Hört man Tscholl über die Martial Arts Systematics sprechen, dann versteht man: Hier handelt es sich nicht zuletzt um eine Ideologie. „Ich glaube an dieses System mit seinem ganzheitlichen Ansatz. Und es macht auch riesigen Spaß“. Stand heute gibt es insgesamt 11 Martial-Arts-Systematics-Schulen. Neben dem Hauptquartier in Graz und Tscholls Schule gibt es weitere Standorte in Österreich, Deutschland und Slowenien. Tscholl wolle dazu beitragen, dass der Verband in Italien größer wird: „Es macht mir Freude, auch in anderen die Leidenschaft für die Kampfkunst zu entfachen“.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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