Hannes Kiem im Trikot von Virtus Bozen.

„Habe kein Auge mehr zubekommen“

Hannes Kiem ist einer der erfolgreichsten Vinschger Fußballspieler aller Zeiten. 

Publiziert in 4 / 2020 - Erschienen am 4. Februar 2020

Tschars - Hannes Kiem, der mittlerweile in Frangart lebt, hat in seiner Karriere insgesamt 243 Spiele für den FC Südtirol in der Serie C1 und Serie C2 absolviert. Dabei lief er meistens als Kapitän auf. Seit 2015 spielt der jüngere Bruder von Harald und Ewald Kiem bei Virtus Bozen (zumeist  in der Serie D). Aber wie tickt der mittlerweile 34-Jährige, der zudem noch als Handelsvertreter für Kaffeeprodukte in Vollzeit tätig ist?
der Vinschger hat mit dem Tscharser über seine Karriere gesprochen.  

Aktuelle Phase bei Virtus 

Hannes Kiem und Virtus Bozen spielten eine fulminante Vorsaison und landeten am Ende als Tabellen-5. in den Serie-D-Playoffs. In dieser Spielzeit lief es zunächst überhaupt nicht, so haben die Bozner in den ersten 7 Spielen keinen Sieg eingefahren. Mittlerweile hat sich Südtirols einziger Serie-D-Klub aber wieder gefangen und in den letzten 8 Spielen 15 Punkte eingefahren (Tabellenplatz 15). „Wir sind zu Beginn der Saison  in ein mentales Loch geraten, doch der Verein hat Stärke bewiesen und Trainer Alfredo Sebastiani das Vertrauen ausgesprochen“, sagte Kiem. 

Kiems Anfänge

Jener Sebastiani spielt in Kiems Karriere eine entscheidende Rolle. So hatte der aus L’Aquila stammende Fußballehrer den Vinschger im Alter von 14 Jahren bei einem Probetraining in Auer entdeckt. In der Folge wechselte Kiem vom SSV Naturns in die Jugendabteilung des FC Südtirol: „Er war ganz wichtig für meine Karriere. Sebastiani und Sportdirektor Fausto Grandi (derzeit auch bei Virtus Bozen) haben mich zum FCS geholt und mich gefördert. Als Sebastiani dann Cheftrainer wurde, hat er mir sofort das Vertrauen geschenkt und mich immer spielen lassen“.

Zeit beim FC Südtirol

Kiem debütierte bereits mit 17 Jahren (Spielzeit 2002/03) im FCS-Trikot. In der Folge wurde er an Mezzocorona in die Serie D ausgeliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Spätestens ab der Saison 2007/08 war der Verteidiger dann Stammspieler beim FCS. Seinen größten Erfolg bei den Weiß-Roten feierte er im Mai 2010 mit dem Aufstieg in die Serie C1 (damals gab es noch die Serie C2, die mittlerweile abgeschafft wurde)  – Trainer war übrigens Sebastiani. 
Trotz dieser Erfolge lief der Abschied bei seinem ehemaligen Herzensklub nicht geräuschlos ab. Nach der Saison 2014/15 wollten die Weiß-Roten den Vertrag mit ihrem langjährigen Kapitän und Aushängeschild nicht verlängern: „Klar war ich damals enttäuscht, schließlich habe ich immer alles gegeben und bin gemeinsam mit dem Verein gewachsen. Die größte Enttäuschung war, dass der Verein mir diese Entscheidung erst so spät mitgeteilt hat. Statt Anfang April habe ich erst Ende Juni davon erfahren.“

Alltag und Privates

Mittlerweile hat Kiem bei Virtus aber seine sportliche Heimat gefunden: „Ich fühle mich pudelwohl, wir halten als Mannschaft extrem zusammen und auch das Umfeld passt. Virtus ist zwar ein Stadtverein, doch es herrscht ein sehr familiäres Klima – fast ähnlich wie bei einem Dorfverein.“ 4x in der Woche (jeweils um 18 Uhr) wird bei den Boznern trainiert. Anders als bei den meisten restlichen Serie-D-Klubs, gehen die Virtus-Spieler unter Tags ihrem Job oder Studium nach. „Insgesamt ist es relativ stressig. Als Vertreter bin ich zudem viel mit dem Auto unterwegs (im Raum Überetsch, Passeier, Meran und Vinschgau). Doch meine Familie, die immer bei den Heimspielen auf der Tribüne sitzt, unterstützt mich super.“ Kiem ist seit 2016 mit seiner Frau Martina Fedel verheiratet. Die beiden gemeinsamen Kinder, Victoria und Christian, sind 6 bzw. 3 Jahre alt. 

Ausblick in die Zukunft

Wie lange der 34-jährige Innenverteidiger noch spielen wolle, steht noch nicht fest. „Ich kann mir schon vorstellen noch 1 bis 2 Jahre zu spielen. Allerdings muss ich sagen, dass die Regeneration nach Spielen mittlerweile länger dauert. Wenn diese früher einen Tag dauerte, sind es mittlerweile 2 bis 3.“ Nach der Karriere wolle er eventuell im Jugendsektor von Virtus Bozen arbeiten, in dem mehr als 400 Kinder ausgebildet werden. So könne er seine Erfahrung an die Jungen weitergeben. „Heutzutage vermisse ich bei jungen Spielern oft den unbändigen Willen sich durchzusetzen und  die Chance, die ihnen geboten wird, mit aller Kraft zu nutzen. Wenn ich früher mit der 1. Mannschaft mittrainieren konnte, habe ich vor Freude und Aufregung nicht mehr schlafen können und kein Auge mehr zubekommen.“
Auf die Frage, ob er in Zukunft noch einmal für seinen Heimatverein, den SV Kastelbell/Tschars auflaufen wolle, sagte der Wahl-Überetscher: „Das kann ich mir derzeit nicht vorstellen, schließlich habe ich bereits während meiner Karriere viele Stunden im Auto verbracht. Zu meiner Anfangszeit beim FCS und auch während meines Engagements bei Mezzocorona bin ich immer vom Vinschgau hin und zurück gependelt.“

Redaktion

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