Bester Südtiroler Verfolger: Stefan Zingerele (53) aus Antholz.

Martell hat nun eine Biathlon-Königin aus Sibirien

Publiziert in 1 / 2009 - Erschienen am 14. Januar 2009
Martell/Grogg – Die ­älteste Starterin beim dritten Durchgang um die Trophäe der Internationalen Biathlon-Union (IBU) am 19. und 20. ­Dezember 2008 war auch die beste. Die 36-jährige Soldatin Olga Anisimova aus dem sibirischen Wintersport-Zentrum ­Chanty-Mansiysk am Irtysch holte sich zwei Mal Gold und kam mit den Verhältnissen auf der schneereichen Grogg-Alm am besten zurecht. Sie war auf der Sprintstrecke weder die überragende Schützin, noch die stärkste Läuferin, aber sie hatte am meisten Erfahrung und sich am schnellsten an die wechselnden Windverhält­nissen angepasst. Nur der Hauch von 2,8 Sekunden trennte sie von der angehenden Polizistin Juliane Döll aus Oberhof, die einmal öfter in den Strafgarten musste. So nennen Biathleten die 150 Meter lange Strafrunde, die für jede verfehlte Scheibe abzuleisten ist. Hinter den beiden Führenden rauften zwei Französinnen, zwei Deutsche, eine Tschechin, ein Russin und eine Finnin um den Bronzeplatz. Auf Platz zehn treffen wir die einzige positive Überraschung aus italienischer Sicht. Die 23-jährige Feldthurnerin Karin Oberhofer ließ 55 Konkurrentinnen aus 23 Nationen zwischen Brasilien und Japan hinter sich und musste nur zweimal in die Strafrunde. War der Sprint bei den Frauen eine hauchdünne Entscheidung wurde Anisimovas neuerlicher Sieg in der Verfolgung über 10 Kilometer ein Krimi auf Skiern und ein Triumph der starken Nerven. Trotz sieben Strafrunden, Windböen von links und rechts und trotz des immer pappigeren Schnees hielt sich die erfahrene Russin mit einem fehlerfreien, letzten Stehendschießen zwei Französinnen und eine Phalanx von fünf deutschen Läuferinnen vom Leibe. Karin Oberhofer schien auf den 10. Platz abonniert und zeigte sich mit drei Strafrunden als zweitbeste Schützin im internationalen Feld. Bei den männlichen Ski­jägern erwartete man sich einen Durchmarsch des nor­wegischen Olympiasiegers und einstigen Weltmeisters Frode Andresen. Wie erwartet patzte der 35-jährige Routinier bereits beim ersten Schießen im Sprint­rennen und konnte trotz überragender Laufleistung nicht verhindern, dass ein fehlerloser Evgeny Ustyugov aus Russland ihm den Sieg um 16 Sekunden wegschnappte. Seine Rache im Verfolgungsrennen war deutlich; obwohl der Polizeianwärter Daniel Böhm aus dem niedersächsischen Clausthal-Zellerfeld viel besser schoss, war dem schlaksigen Norweger die Goldmedaille nicht zu nehmen. Erwartungsgemäß hatten im Sprint Luca Bormolin aus Livigno auf Platz 26, Harald Egger aus Antholz auf 34, ­Riccardo Romani auf 40, der zweite Antholzer Stefan ­Zingerle auf 53, der Grödner Claudio Mussner auf 63 und der dritte Antholzer Daniel Taschler als 63. mit vorderen Plätzen nichts zu tun. Im Verfolgungsrennen am Tag darauf liefen die beiden Landeskader-Athleten Stefan Zingerle (36.) und Harald Egger (38.) den Athleten der B-Mannschaft ohnehin davon. Für die Organisatoren um Georg Altstätter, Andrea und Martin Stricker, Leander Regensburger und Rennchef Ulrich Walder war der IBU-Cup eine glänzend bestandene Prüfung. Wer hätte auch geahnt, dass die Zahl der teilnehmenden Nationen die der Juniorenweltmeisterschaft 2007 noch übersteigen würde. Noch nie hatten in einem einzigen Lauf 134 Teilnehmer aus 38 Nationen auf der Grogg-Alm ihre Bahnen gezogen. Inzwischen hat sich der Ruf der schneesichersten Biathlon-Anlage, in der man über einen Fluss schießen muss, bis nach Argentinien, Brasilien und in den hintersten Winkel Chinas verbreitet.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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