Martell ist Europameister
Gold bei der Biathlon-EM geht auch an das Organisationsteam.
Martell - Sie haben organisiert, angepackt, geschuftet und gefeiert: Die Offenen Biathlon Europameisterschaften im Martelltal wurden ein voller Erfolg. „Das Fazit fällt sehr positiv aus. Ich möchte mich bei allen bedanken, die zum guten Gelingen beigetragen haben: das Organisationskomitee, die freiwilligen Helferinnen und Helfer, die Blaulichtorganisationen, unsere Sponsoren und alle Organisationen rundherum. Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft internationale Wettkämpfe auf einem so hohen Niveau veranstalten dürfen“, betonte OK-Chef und Bürgermeister Georg Altstätter nach dem fast einwöchigen EM-Spektakel im Biathlonzentrum „Grogg“. Rund 200 Freiwillige standen unermüdlich im Einsatz und machten die EM zu einem Sport-Fest für den ganzen Vinschgau. Der große Aufwand habe sich bezahlt gemacht. „Alle waren motiviert dabei“, so Altstätter. Prominenz aus Politik und Gesellschaft durfte freilich nicht fehlen. Allein die Südtiroler Landesregierung war mit Landeshauptmann Arno Kompatscher, dessen Stellvertreterin Rosmarie Pamer sowie den Landesräten Philipp Achammer, Peter Brunner, Luis Walcher und Hubert Messner stark vertreten.
Große Eröffnungsfeier mit Bildern von den Kleinen
Gerichtet waren die Augen aber natürlich vor allem auf die Sportler/innen. Von Montag, 27. Jänner, bis Sonntag, 2. Februar, waren 350 Biathletinnen und Biathleten und rund 250 Offizielle aus 39 Nationen im Martelltal zu Gast. Ein erstes Schaulaufen gab es bereits bei der Eröffnungszeremonie, die am Montag am Lacusplatz in Latsch ausgetragen wurde. Kinder hatten für den Einzug der Nationen verschiedene passende Bilder gemalt. Landesrat Walcher, BM Altstätter und sein Latscher Amtskollege Mauro Dalla Barba sowie SVP-Fraktionssprecher Harald Stauder hießen dabei die Teilnehmenden willkommen. Dabei tat auch der Regen der Feierlaune keinen Abbruch. Die Feierlaune sollte in den nächsten Tagen noch gesteigert werden, schließlich standen acht spannende Biathlon-Wettkämpfe im Martelltal auf dem Programm. Weil es sich um Offene Europameisterschaften handelte, konnten auch Sportler/innen von außerhalb Europas starten. So waren etwa die USA, Kanada, Australien, Kasachstan, Argentinien, Usbekistan und Mexiko im Martelltal vertreten. Auch mehrere Athletinnen und Athleten aus der Ukraine gingen am an den Start.
Ein Wipptaler schreibt EM-Geschichte
Die Favoriten waren aber freilich andere und kamen unter anderem aus Südtirol. Einer von ihnen schrieb sogar EM-Geschichte und zwar Patrick Braunhofer. Der 26-Jährige aus Ridnaun hat am Samstag, 1. Februar, den Verfolgungswettkampf vor dem Norweger Isak Frey und dessen Landsmann Sverre Dahle Aspenes gewonnen. Damit sorgte Braunhofer für die erste EM-Goldmedaille in der Geschichte von Biathlon-Italien. „Was soll ich sagen, mir fehlen die Worte. Endlich habe ich hier in Martell mein Biathlon zeigen können und heute hat alles perfekt geklappt. Ich wusste, dass wenn das Schießen passt, ich weit vorne landen kann. Beim letzten Schießen habe ich die Fans gehört nach jedem Treffer, das war hart. Besonders freut mich, dass ich jetzt meinen Vater, der eine Medaillen bei Junioren-Europameisterschaften gewonnen hat, überholt habe“, strahlte der frischgebackene Europameister im Ziel. Bereits zuvor an diesem für Südtirol so bedeutenden Sport-Tag hatte die 22-jährige Antholzerin Linda Zingerle in der Verfolgung der Damen ein Ausrufezeichen gesetzt und Bronze geholt. Die Goldmedaille sicherte sich die Lettin Baiba Bendika, Silber ging an die Schwedin Anna-Karin Heijdenberg. „Ich bin einfach nur überwältigt, endlich hat es einmal geklappt – im Laufen und im Schießen. Ich bin so erleichtert“, betonte Zingerle.
Martell, ein besonderer Ort
Den eröffnenden Einzelwettkampf der Damen am Mittwoch, 29. Jänner, wo es über 15 Kilometer und vier Schießeinlagen ging, hatte die Deutsche Johanna Puff vor ihrer Landsfrau Marlene Fichtner und Heijdenberg für sich entschieden. „Hier in Martell gibt es für mich immer eine Überraschung, denn ich habe hier einige meiner besten und meiner schlechtesten Wettkämpfe gezeigt“, sagte die 22-Jährige aus Raubling in Bayern, die auch einen Südtirol-Bezug hat. Ihr Freund ist nämlich Biathlet Lukas Hofer (Montal), der in Martell vor Ort war und seiner Partnerin die Daumen drückte. Bei den Herren setzte sich der Frey vor Fredrik Mühlbacher aus Österreich und dem Schweden Emil Nykvist durch. „Martell ist ein besonderer Ort für mich, denn der Sieg im Sprint war mein allererster Erfolg im IBU Cup überhaupt. Ich denke, dass ich am Schießstand ziemlich schnell war und in der Loipe habe ich auf den letzten Runden richtig Gas gegeben. Der Start in diese EM war gut. Jetzt hoffe ich, dass ich weitere Medaillen gewinnen kann, auch wenn ich bereits sehr glücklich bin“, sagte der siegreiche Norweger. Am zweiten Wettkampftag, am Freitag, holte sich Heijdenberg vor der Französin Amandin Mengin und der Lettin Bendika den Sieg. Bei den Herren setzte sich mit Sivert Guttorm Bakken ein norwegischer Skijäger durch, der seinem Teamkollegen Vetle Sjaastad Christiansen und Mühlbacher das Nachsehen gab. Am Sonntag, 2. Februar, ging die EM mit den Staffelwettbewerben zu Ende. Bei den Damen gewann Deutschland vor Frankreich und den „Azzurre“ (mit der Antholzerin Rebecca Passler, Illaria Scattolo, der Sterzingerin Birgit Schölzhorn und Schlussläuferin Zingerle). Bei den Herren holte Norwegen in überlegener Manier den Titel. Der Vorsprung auf Deutschland betrug über zwei Minuten. Bronze gewann die französische Staffel.
Große Wertschöpfung
Die Biathlon-EM in Martell habe für eine große Wertschöpfung gesorgt, so Altstätter. Teilnehmer/innen und Fans waren in der ganzen Ferienregion Latsch-Martelltal sowie in Schlanders und auch darüber hinaus untergebracht. Die Biathlonfans kamen unter anderem aus Norwegen und Frankreich, zahlenmäßig stark vertreten waren vor allem die Deutschen und die „Azzurri“. Etwa 200 Grund- und Mittelschüler/innen aus den Schulsprengeln Latsch und Schlanders statteten der EM ebenfalls einen Besuch ab. Schülerinnen und Schüler vom Oberschulzentrum Schlanders (OSZ) waren im Rahmen eines Schulprojekts als Helferinnen und Helfer in die Organisation involviert. Internationale Medien berichteten aus dem Vinschger Seitental, einige Rennen wurden live auf Eurosport übertragen, sämtliche Wettkämpfe gab es via Streams zu sehen, Bilder aus Martell gingen um die Welt. „Ein großer Werbeeffekt“, freut sich Altstätter.
